Dying for You - Gefangen Im Albtraum
blieben ihr noch zwei Tage Zeit bis zur Lösegeldübergabe. Doch zwei bewaffnete Männer konnte sie trotz ihrer CIA-Ausbildung nicht überwältigen. Aber was blieb ihr übrig? Sie musste es versuchen. Ihre beste Chance bestand darin, den Mann zu überrumpeln, der sie morgens nach draußen zur Toilette begleitete. Sie musste ihn töten, auch wenn sie das schlimm fand. Sie hatte zwar sechs Jahre beim FBI und neun Jahre als Personenschützerin bei Dundee gearbeitet, aber sie hatte noch nie jemanden umbringen müssen. Man hatte sie in Selbstverteidigung ausgebildet, nicht im Töten. Bisher hatte sie ein einziges Mal aus Notwehr auf einen Angreifer schießen müssen.
Wenn sie in der Nacht floh, konnte sie sich nur im Mondlicht orientieren und würde sich ganz sicher im Regenwald verirren. Abgesehen von ihrem Klappmesser hatte sie keine Waffe oder sonstige Ausrüstung. Sie wusste nicht einmal, wo sie war. Immerhin hatte sie aus den Gesprächen ihrer Entführer herausgehört, dass sie sich wohl unweit einer Ortschaft befanden. Sie wusste nur nicht, in welcher Richtung diese Ortschaft lag, und es wäre unvernünftig, dem Feldweg zu folgen, der zu dem kleinen Lehmziegelhaus, ihrem Gefängnis, führte.
Wenn sie bei Tag floh, wäre es zwar hell – aber das wäre auch ein Vorteil für ihre möglichen Verfolger. Beide Ausbruchspläne hatten ihre Vor- und Nachteile, und Lucie konnte auch nicht mit Sicherheit davon ausgehen, dass es ihr gelingen würde, ihren Bewacher zu überwältigen. Sie war groß, okay, aber bis auf Rico waren die Männer alle mindestens eins fünfundsiebzig und muskulös.
Lucie ging hinüber zu den zugenagelten Fenstern und betrachtete sie genau. Falls es ihr gelänge, eins der Bretter zu entfernen, könnte sie vielleicht herausklettern und davonlaufen. Doch ein Brett abzuschlagen war garantiert mit Lärm verbunden.
Wo bleibt mein Rettungstrupp? Eigentlich war sie davon ausgegangen, dass die Dundee-Leute sie schon längst hätten befreien müssen.
Und wenn sie mich nicht finden können? Wenn sie sie innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden nicht finden würden, würde dieser Arturo sie umbringen – im Glauben, sie sei Cara Bedell.
Also los, Jungs! Dann findet mich mal. Bis morgen Abend habt ihr noch Zeit. Wenn man sie bis dahin noch nicht gerettet hatte, würde sie es wohl oder übel allein versuchen müssen.
10. KAPITEL
Cara fluchte leise, als sie versuchte, die Packung Aufschnitt zu öffnen und das blöde Ding nicht richtig aufging. Kurz entschlossen schnitt sie die Zellophanhülle mit dem Messer auf.
„Kann ich was helfen?“, fragte Bain, der gerade zur Hintertür hereinkam.
„Nein, danke – das schaffe ich gerade noch. Ein paar Sandwiches zu machen ist ja nicht gerade eine geistige Meisterleistung.“
Bain zuckte mit den Schultern. „Wie du meinst. Ich dachte nur, weil du es doch sicher gewohnt bist, von vorne bis hinten bedient zu werden, würdest du ...“
„Jetzt reicht’s!“, fuhr sie ihn an. „Seit drei Tagen behandelst du mich wie ein dummes Gör, das für jede Kleinigkeit zu blöd ist! Verdammt noch mal, Bain Desmond! Ich führe ein milliardenschweres Unternehmen! Da werde ich es wohl schaffen, mein Bett zu machen, Geschirr zu spülen und Mayonnaise und Senf auf ein Brot zu schmieren!“
Seine Lippen zuckten. Sie wusste, gleich würde er in Lachen ausbrechen. Das machte sie noch wütender.
„Und wag ja nicht, über mich zu lachen!“
Doch er konnte sich einfach nicht länger zurückhalten und fing hilflos an zu kichern. „Tut mir leid, Süße, aber Cara Bedell in diesem Umfeld zu erleben, ist einfach köstlich! Wenn du ich wärst und dich so sehen könntest, fändest du das auch.“
Sie spürte, wie die Schamesröte in ihr aufstieg und ihr ungeschminktes, sommersprossiges Gesicht rot anlief. Das Makeup, das Bain ihr besorgt und das sie ein Mal ausprobiert hatte, hatte ihrem Gesicht das Aussehen eines fleckigen Kürbisses verliehen. Also hatte sie es in den Mülleimer befördert und den grünen Lidschatten gleich hinterher. Jetzt benutzte sie nur noch braunen Eyeliner, pfirsichfarbenes Rouge und roten Lipgloss.
Bain erlebte also eine völlig natürliche Cara – und das jeden Tag. Aber warum auch nicht? Es wäre ohnehin vergebene Liebesmühe, perfekt aussehen zu wollen. Denn dieser Neandertaler und Obermacho Bain Desmond würde sie ohnehin nicht einmal mit der Kneifzange anfassen. Und zwar nicht etwa, weil er sie nicht begehrte. Oh nein! Denn manchmal sah er sie
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