Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)
Du musst vor deinem Dad nicht die Harte spielen.«
Ich nickte. »Ich weiß, Dad.« Ich wusste, dass ich so gut gekämpft hatte, wie ich konnte, aber mir war auch bewusst, dass Will und seine freundlichen Zombies großen Anteil daran hatten, dass wir noch am Leben waren. Ein Quell unserer Angst war die Tatsache, dass wir nie wussten, woher die Bedrohungen oder Gefahren am nächsten Tag kommen würden, aber es war auch ein seltsames Wunder, dass wir genauso wenig wussten, woher Hilfe kommen würde – unaufgefordert, unerwartet und unvorhersehbar.
Als wir den anderen Truck erreichten, wartete Mr. Caine bereits auf uns. Dad und ich kletterten zu ihm ins Fahrerhaus. Mr. Caine saß am Steuer, mein Dad zwischen uns. Wie Dad gesagt hatte, war es tatsächlich nur eine kurze Fahrt bis zu den Überresten der Zivilisation: Hier fanden wir verfallene Gebäude und eine größere Dichte verlassener Autowracks vor. Hier draußen, hinter dem Zaun, wartete eine große Stadt, und wir befanden uns in einem ihrer Außenbezirke. Als wir den Zaun errichtet hatten, war die Stadt noch voller Zombies gewesen. Selbst jetzt konnten wir uns bei all den potenziellen Verstecken nicht sicher sein, dass Milton sie wirklich alle gefunden hatte, und daher galt die Stadt als der gefährlichste Ort hinter dem Zaun. Wir wagten uns nie weiter hinein als bis in diese Vororte.
Die Älteren hatten versucht, uns zu erklären, wie diese Städte einst entstanden waren. Für uns Jüngere war dies schwer zu verstehen, da unsere eigene kleine Stadt auf so willkürliche, ungeordnete Weise gewachsen war – einige Teile lebendig und bewohnt, andere unbenutzt und verfallen – sodass man nicht mehr erkennen konnte, wofür die verschiedenen Gebäude einst genutzt worden waren. Wie die Älteren es beschrieben, hatten im Zentrum einer sehr großen Stadt meist extrem hohe Gebäude gestanden – Dutzende, manchmal sogar hundert Stockwerke hoch, so unmöglich uns das nun auch erscheinen mochte. In diesen riesigen Gebäuden befanden sich normalerweise unzählige Büros, wobei es an sich schon ein schwieriges Konzept und nicht einfach zu verstehen war, was die Menschen in diesen »Büros« getan hatten, da die Erklärungen schnell solch obskure Themen wie »Geld« oder »Regierung« oder auch etwas namens »Versicherung« beinhalteten, für die die Älteren in unserer jetzigen Welt keine adäquate Entsprechung oder vernünftige Rechtfertigung fanden.
Ein Stück außerhalb des Stadtzentrums befanden sich dann die Wohnhäuser und Industriegebiete. Noch weiter außerhalb schließlich lagen weitere Wohngegenden sowie die meisten Geschäfte, vor allem große Läden, die auch große Waren verkauften – Bauzubehör oder Werkzeuge, Maschinen und Autos oder Autoteile, Dinge dieser Art. Früher oder später wurden diese Diskussionen mit den Älteren stets kompliziert, da einige von ihnen behaupteten, vor sehr langer Zeit, sogar noch bevor die meisten von ihnen selbst geboren worden waren, habe es noch Läden in den Innenstädten gegeben, die erst später in die Außenbereiche und Vororte zogen. Dies wurde durch die Tatsache, dass einige dieser Geschäfte in den letzten Jahren vor dem Ausbruch wieder in die Innenstädte zurückgezogen waren – ein Prozess, den man wohl »urbane Erneuerung« genannt hatte – und einige der heruntergekommenen Gebäude in der Innenstadt im Zuge der sogenannten »städtischen Aufwertung« in sehr teure Wohnungen verwandelt worden waren, nur umso verwirrender.
An diesem Punkt drehte sich die Diskussion dank meiner Fragen zu den Beschreibungen der Älteren dann meist nur noch im Kreis, wenn ich zum Beispiel wissen wollte, warum sie überhaupt in die Außenbezirke gezogen waren, wenn sie später sowieso wieder ins Zentrum zurückkehrten. Wie so oft irritierten all diese Einzelheiten mich nur, sodass ich mir nicht wirklich vorstellen oder verstehen konnte, wie die Menschen früher gelebt hatten. Aber an jenem Tag, als der Lieferwagen allmählich langsamer wurde und durch die dichter stehenden Gebäude und Fahrzeuge und die Unmengen von Schutt und Geröll kroch, erkannte ich anhand dieser Beschreibungen, dass wir uns im Vorort einer ehemals großen Stadt befanden, die nun nur noch aus Ruinen, Wracks, Vorräten und Ersatzteilen bestand und von den Überlebenden geplündert wurde.
»Da«, sagte mein Dad und zeigte auf die Überreste eines Einkaufszentrums auf der rechten Straßenseite. Einer der Läden war ganz offensichtlich ein Baumarkt
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