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Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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Kind würde am wenigsten Probleme bereiten, aber die Frau schien geschickter zu sein: Sie war bereits ein Stück hinaufgeklettert und stand auf dem linken Hinterrad. Ich band ein dickes Seil um ihren Knöchel und zog ihr das Bein unter dem Körper weg. Will kämpfte ebenfalls mit ihr, und schließlich rutschte auch ihr anderer Fuß ab, sodass sie zu Boden fiel. Ich hielt sie fest, während Lucy sie fesselte.
    Der Mann war zwar weniger koordiniert als die Frau, aber entschieden aggressiver und stärker. Er schüttelte mich mehrmals ab, als ich versuchte, ihm ein Seil umzulegen, bis er seine Aufmerksamkeit schließlich ganz von dem Truck abwandte und mich hinunterstieß. Mit einem Knurren packte Lucy seinen rechten Arm. Es überraschte mich immer wieder aufs Neue, wie gewalttätig sie sein konnte. Ich rappelte mich wieder auf und bekam seinen linken Arm zu fassen. Es war nicht einfach, aber gemeinsam rangen Lucy und ich ihn nieder und legten ihm die Hände auf den Rücken, sodass Lucy ihn am Mast festbinden konnte. Wie ich feststellte, eignete sich das graue Klebeband dafür besser als die Seile oder die Ketten.
    Mittlerweile hatten auch die letzten beiden den Laster erreicht. Einer von ihnen war ebenfalls ein Kind, der andere ein Mann. Er war, wie die Frau zuvor, bereits auf einen Reifen geklettert. Will verpasste ihm mit seiner behandschuhten Faust einen Schlag, der ihn jedoch nicht zu Fall brachte. Dann machte Will einen Schritt zurück, hob eine Schaufel auf und schlug ihm damit ins Gesicht. Er hätte den Mann ganz leicht töten können, aber er verpasste ihm nur einen Schlag mit der flachen Seite der Schaufel – nicht gerade sanft, aber definitiv auch nicht hart genug, um ihn zu töten. Der Mann stürzte nach hinten, und Lucy und ich hatten viel weniger Schwierigkeiten, ihn wegzuschleppen als bei dem Mann zuvor. Die beiden Kinder waren so klein, dass wir jeder eines von ihnen zum Mast tragen und daran festbinden konnten.
    Als wir fertig waren, kletterte Will vom Laster herunter. Was wir getan hatten, hatte mir nicht gefallen, besonders wegen der Kinder. Es schien mir einfach nicht richtig, gegen sie zu kämpfen, wenn sie noch nicht einmal verstanden, dass das, was sie taten, falsch war oder dass wir nur versuchten, sie davon abzuhalten, anderen wehzutun. Aber als ich mit angesehen hatte, wie verzweifelt sie alle versuchten, Will zu erwischen, schien mir dies die einzige Lösung zu sein. Ich erinnerte mich an den Tag zurück, an dem Milton mir erklärt hatte, weshalb wir alle eingesperrt werden mussten – bei ihm hatte es sich viel gerechter angehört, sodass es mir leichtergefallen war, es zu akzeptieren. Da ich diesen Leuten aber keine solche Erklärung liefern konnte, konnte ich nur erleichtert darüber sein, dass alles so schnell vorbeigegangen und wenigstens besser gelaufen war, als die groteske Gewaltepisode mit den Männern am Haus. Diese Menschen schienen, auch wenn wir nicht mit ihnen kommunizieren konnten, lange nicht so schlimm zu sein. Diese anderen Männer hingegen waren, wenngleich der Sprache und der Vernunft mächtig, sehr viel entschlossener gewesen, ihren Mitmenschen auf viel grausamere Weise wehzutun, ihnen dauerhaft Schmerzen zuzufügen und sie zu demütigen.
    Die Frau, die wir etwas näher am Truck gefesselt abgelegt hatten, hörte nicht auf, Will anzustarren. Sie verzog ihren Mund und knurrte ihn mit tiefer, brodelnder Bösartigkeit an. Je wilder sie wurde, desto mehr musste ich gegen den Drang ankämpfen, ihr ins Gesicht zu treten, nur, damit sie aufhörte, sich wie ein Tier zu benehmen. Sowohl ihr Verhalten als auch meine Reaktion waren beschämend, und ich wollte einfach nur, dass es aufhörte. Wieder einmal war ich verwirrt darüber, was wir eigentlich waren oder was genau wir hier eigentlich tun sollten.
    Will beobachtete die Frau ebenfalls, und ich glaube, er spürte meine Verwirrung. »Es ist okay, Truman. Wir sind nicht schuld daran. Wir haben die Welt nicht zu dem gemacht, was sie ist. Na gut, ich meine, vielleicht haben wir das doch, weil die gesamte Menschheit irgendwie dafür verantwortlich ist, aber jedenfalls nicht nur du und ich, und auch nicht sie. Wir versuchen nur, die Menschen davon abzuhalten, einander wehzutun. Aber manchmal werden trotzdem noch Menschen verletzt. Ich sehe, dass dir das nicht gefällt. Und, na ja, das ist doch gut, dass es dir etwas ausmacht, wenn du etwas tust, das vielleicht nicht ganz richtig ist. Aber es macht nicht allen etwas aus. Nicht diesen

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