Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)
Fahrerhaus des Lieferwagens, während ich meine Taschenlampe wieder an mich nahm, und dann gingen wir zur Ruine des Ladens hinüber.
Die Tür und das Fenster fehlten, ebenso wie ein Großteil des Dachs im vorderen Bereich des Gebäudes. Wir traten ein, Dad zuerst, und ich zwischen ihm und Mr. Caine. Ohne den Schutz eines Daches waren die Kleider im vorderen Teil des Ladens nun nicht mehr viel mehr als ein Haufen Lumpen auf dem Fußboden oder an Stangen hängende Fetzen. Mäuse und Ratten huschten über den Boden und zwischen den Lumpen hindurch, und ein paar Vögel flatterten erschrocken aufs Dach, als unsere Schuhe die Glasscherben zerbröckelten, die den Boden bedeckten.
Ich versuchte, mir das Geschäft und sein Sortiment vorzustellen. Dies war offensichtlich einst ein großer Laden gewesen, und diese Tatsache half mir nicht unbedingt dabei, meine Unfähigkeit abzubauen, mir vorzustellen, dass früher Unmengen von unnötigen, unpraktischen Kleidern verkauft worden waren – wenn sie sie nicht sogar noch verstärkte. Sämtliche Kleider, die dort herumlagen, waren zu einem eintönigen, leblosen Grau verblichen, das mich an vergänglichen Rauch oder nutzlose, tote Asche erinnerte. Der Ort faszinierte mich noch immer: Er strahlte gleichzeitig die Hoffnungslosigkeit eines Friedhofs und das Versprechen eines verlorenen, zerstörten Paradieses aus.
»Welche Farbe hatten diese Kleider?«, fragte ich leise. Der Ort schien nach einer gewissen Ehrfurcht zu verlangen, sodass das laute Klappern und Scheppern, das wir vor ein paar Minuten im Baumarkt veranstaltet hatten, ganz bestimmt nicht angebracht war. »Haben die Leute zu diesem ›Abschlussball‹ bestimmte Farben getragen?«
Wir leuchteten mit unseren Taschenlampen in ein paar Ecken im Dunkeln und schreckten damit ein paar Nagetiere, aber nichts Bedrohlicheres auf.
»Die konnten die unterschiedlichsten Farben haben, besonders die Kleider der Mädchen«, versuchte es Mr. Caine. »Trotzdem waren die Smokings der Jungs fast immer schwarz und die Kleider der meisten Mädchen weiß.«
Ich bewegte den Strahl meiner Taschenlampe weiter durch den Raum und suchte den Schutt nach irgendetwas Wiedererkennbarem ab. »Und warum trugen Jungs und Mädchen so konträre Farben?« In all den Büchern, die ich gelesen hatte, war ich oft Beschreibungen von Männern und Frauen begegnet, die ziemlich unterschiedliche Kleidung zum selben Anlass trugen. Diese Gewohnheiten unterschieden sich komplett von den meisten der unseren, da unsere Kleidung vor allem funktionell und geschlechtsneutral war.
Wir bewegten uns langsam und vorsichtig durch den Laden, fanden aber nichts außer grauen Fetzen und Nagetierdreck. »Weiß steht immer für Unschuld und Reinheit, schätze ich«, fuhr Mr. Caine fort. »Außerdem fand der Abschlussball immer im Frühjahr statt, sodass wahrscheinlich auch Frühlingsfeste der Auferstehung und des Liebeswerbens eine Rolle spielten.«
»Aber warum dann schwarz für die Jungs? Das klingt nach Trauer oder nach etwas Unschönem.« Ich wusste, dass ich pingelig war, aber all das ergab so wenig Sinn für mich, dass ich einfach weiterbohren musste.
»Gegensätze ziehen sich an«, bot mein Dad an. »Ich glaube, daran hat sich auch nicht allzu viel geändert.«
»Ich schätze nicht.« Diese Volksweisheit hatte ich zwar schon einmal gehört, aber zu jenem Zeitpunkt war sie für mich noch Teil des großen Mysteriums »Jungs«. Da ich erst einen Tag zuvor die hässliche, brutale Seite der Männlichkeit erlebt hatte, wollte ich nicht allzu viel über ihre Gegensätzlichkeit nachdenken und legte diese Frage für die Zukunft in meinem Gedächtnis ab.
Wir waren inzwischen so weit in den Laden vorgedrungen, dass wir uns unter den Überresten des Dachs befanden, wo die Kleider wenigstens teilweise vor den Elementen geschützt gewesen waren. Hier waren sie noch als schwarze Hosen und Jacketts mit weißen Hemden erkennbar, obwohl sie durch Insekten und andere kleine Tiere, die sich darin häuslich niedergelassen hatten, vollkommen zerstört worden waren. »Mit wem bist du zum Abschlussball gegangen, Jonah?«, fragte mein Dad, während wir uns Zentimeter um Zentimeter vorarbeiteten.
»Carrie Talbot«, antwortete Mr. Caine.
Es überraschte mich ein wenig, dass er bei etwas, das schon jahrelang zurücklag, keine Sekunde hatte innehalten oder darüber nachdenken müssen. Mein Dad kicherte. »Wow, die muss ja echt Eindruck auf dich gemacht haben. Du musstest nicht mal einen Moment lang
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