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Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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Männer sahen sich das Schild an. »Formelle Kleidung?« Mein Dad dachte einen Moment darüber nach, wie er es mir erklären sollte. »Du weißt schon – schicke Klamotten für besondere Anlässe.«
    Ich versuchte, diese Antwort in eine Kategorie einzuordnen, die ich verstand. »Wie die graue Kleidung, die wir beim Gelübde tragen? Oder die schlichten weißen Sachen, die die Leute bei Hochzeiten anziehen?«
    »Na ja, so was in der Art. Ich meine, ja, man zog sich für Hochzeiten schon etwas formeller an. Aber nein, die Kleider sahen nicht so aus wie bei uns heute. Und das waren auch nicht die einzigen Gelegenheiten, zu denen man sich formeller kleidete. Nicht nur bei Ritualen.«
    Mr. Caine kicherte ein wenig, während er die Sachen tiefer auf die Ladefläche schob und dann hinuntersprang. »Das waren Zeremonien, Jack, keine Rituale. Wenn man es nur einmal macht, sind es Zeremonien.«
    Dad verdrehte die Augen. »Okay. Aber auch bei anderen Gelegenheiten. Tanzveranstaltungen. Partys. Solche Dinge.«
    »Aber wir tragen doch normale Klamotten zu unseren Tanzveranstaltungen und Partys«, widersprach ich. Ich weiß, dass ich in jenem Moment ein ziemlicher Quälgeist war, aber ich wollte diese Dinge wirklich verstehen und sie nicht einfach ignorieren oder als Merkwürdigkeiten abtun. Wie ich schon sagte: Erinnerungen sind wichtig, viel wichtiger, als die Menschen glauben.
    »Nun, ja«, entgegnete mein Dad, dem einfach keine richtige Erklärung einfallen wollte. Wie alle anderen Kinder auch liebte ich es, die Erwachsenen mit meinen Fragen nervös zu machen. Wäre der vorangegangene Tag nicht so ernst und gefährlich gewesen, hätte ich zu diesem Zeitpunkt vor Vergnügen vermutlich schon gekichert und getanzt, und Roger hätte ganz sicher mitgemacht, wäre er dabei gewesen. »Aber früher gab es diese riesige Tanzveranstaltung am Ende deines letzten Highschooljahres. Sie hieß Abschlussball, und alle kauften sich richtig elegante Klamotten, die sie nur zu diesem Anlass trugen. Die Mädchen kauften sich tolle, wunderschöne Kleider, die Jungs einen Smoking.«
    Ich runzelte die Stirn. »Es gab ganze Läden, die Kleider verkauften, die man nur einmal trug?«
    »Nun, ja. Oder man lieh sie sich einfach aus.«
    »Du meinst, man bezahlte Geld – dieses Zeug, über das die Älteren sich die ganze Zeit beschweren, sogar heute noch –, nur, um sich Klamotten auszuleihen? Für einen Tag?«
    »Ja. Und die waren ganz schön teuer.«
    »Warum, um alles in der Welt?« In diesem Moment meinte ich das noch nicht einmal sarkastisch oder als Kritik. Ich konnte mir diese seltsame andere Welt einfach nicht vorstellen, nach der die Alten sich so sehr sehnten und die sie so sehr vermissten, mit all ihrem Überfluss, ihrer Verschwendung und ihren Unsinnigkeiten. Der riesige Baumarkt erschien mir sinnvoll, denn ich verstand, dass es gut und nützlich war, so viele Baumaterialien und Werkzeuge zum Arbeiten zu haben. Ich hatte auch schon die Überreste von Lebensmittelläden und Tankstellen gesehen, und auch sie ergaben für mich einen Sinn. Die Lebensmittelläden machten mich sogar ein wenig neugierig, nachdem ich all die Beschreibungen von Schokolade, Süßigkeiten und Gewürzen gehört hatte – seltsame, unbekannte Dinge, die ich noch nie gegessen hatte. Selbst Spielplätze und Jahrmärkte waren sinnvoll, und auch in unserer kleinen, ums Überleben kämpfenden Stadt gab es ähnliche Dinge. Aber was die beiden mir in jenem Moment beschrieben, war unbegreiflich. Beinahe hätte ich geglaubt, dass sie es sich nur ausdachten, um mich zu veralbern, aber Dads Fassungslosigkeit bei seinen Erklärungsversuchen schien echt zu sein.
    Mr. Caine kicherte noch immer, als er mir den Rücken tätschelte – liebevoll, nicht herablassend. »Jack, die Kinder haben keine Ahnung, wovon wir sprechen, wenn wir uns bei einem Picknick betrinken und anfangen, von den guten alten Zeiten zu schwafeln oder Bruce Springsteen zu singen, und Dinge wie das hier verstehen sie genauso wenig. Lass uns doch mal rübergehen und nachsehen, ob noch irgendwas übrig ist. Vielleicht würde das helfen, es zu erklären. Wir haben das Baumaterial so schnell gefunden – die haben die Teile, die noch übrig waren, als wir losgefahren sind, bestimmt noch nicht verbaut.«
    Dad sah sich um. »Ja, das ist ’ne gute Idee.« Er rubbelte mir spielerisch den Kopf. »Diese verdammten Kinder glauben, sie wüssten alles. Dann zeigen wir’s ihr mal.« Er hob die M16 auf und verstaute sie im

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