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Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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nachdenken, um dich an ihren Namen zu erinnern.«
    »Das musste ich in der Tat nicht, denn ich denke noch sehr oft an sie – auch wenn ich bezweifle, dass man das Gleiche von ihr behaupten kann.« Sein Sinn für Humor war schon immer ein wenig seltsam gewesen und grenzte oft ans Absurde, Respektlose oder Makabre, wobei er diese Grenze auch nicht selten überschritt, aber wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hatte, wurden die Merkwürdigkeiten und Frustrationen des Lebens dadurch ein wenig erträglicher.
    Dad lachte noch ein wenig lauter. »Na ja, vielleicht beruhte es ja auf Gegenseitigkeit, als sie noch kein Zombie war.«
    »Das bezweifle ich, aber man weiß nie. Hoffnung hat noch niemandem wehgetan.«
    »War sie hübsch?«
    »Ich mochte sie, deshalb fand ich sie auch hübsch, Zoey. Das findet man immer, wenn man jemanden mag.«
    Damals hielt ich das für eine seltsame Aussage, aber heute, als Erwachsene, erscheint es mir ziemlich offensichtlich. »Sie fanden sie hübsch, weil Sie sie mochten?«
    »Natürlich. So funktioniert das.« Dies war eine neue, interessante Interpretation für mich, die ich ebenfalls abspeicherte.
    Das Licht unserer Taschenlampen ließ irgendetwas Gläsernes vor uns erstrahlen. Wir gingen ein Stück näher und erkannten, dass am Ende einer langen Kleiderstange an der rechten Wand ein Bereich durch eine Glaswand abgetrennt war. Diese Glasscheibe schien noch intakt zu sein. Dahinter befand sich eine Art Kabine oder ein großer Schrank, in den wir hineinsehen konnten. Ich trat noch näher heran und sah durch das Glas. Die Strahlen unserer Taschenlampen tanzten über die weißen Kleider hinter der Scheibe. Eingesperrt in ihrer großen Glaskiste waren sie unbeschädigt und makellos weiß geblieben, aber die Kleider hatten nicht nur die Farbe von Schnee, die meisten von ihnen glitzerten auch so.
    Ich stieß einen tiefen Laut der Verwunderung aus, als mir zumindest ein wenig klarer wurde, was es mit all dem Getue damals auf sich gehabt haben musste. »Wow. Die sind wunderschön. Wie kommt’s, dass die so funkeln?«
    »Pailletten«, erklärte Mr. Caine. »Auf das Kleid sind winzige Plastikscheiben genäht, die das Licht reflektieren. Wenn eine Frau es trägt und sich bewegt, sieht es sogar noch schöner aus, wenn sie glitzern.«
    »Darauf möchte ich wetten.« Ich betrachtete die Kleider. So atemberaubend sie auch sein mochten, sie hatten auch etwas Tragisches an sich: Sie waren all die Jahre dort drinnen gefangen gewesen und hatten die ganze Zeit dort gewartet, ohne je ihre Bestimmung erfüllen zu dürfen – wie Kokons, die sich niemals öffnen. Tot geboren, dachte ich verbittert – die ganze Welt war tot geboren. Wie viele Häuser und Kabinen wie diese gab es noch, vollgepackt mit den eingefrorenen Hoffnungen der gesamten Welt? Ich verstand ein wenig besser, wie die Älteren sich fühlten, als ich in dieses gläserne Grab blickte.
    Mein Dad entdeckte die Glastür des kleinen Raumes und öffnete sie. »Kommt«, sagte er, »lasst uns ein paar davon mitnehmen. Das wird bestimmt ein Spaß.« Dad schienen beim Anblick der Kleider nicht dieselben düsteren Gedanken durch den Kopf zu gehen wie mir, aber ich musste zugeben, dass er nicht ganz unrecht hatte: Es würde Spaß machen, etwas Schönes aus dieser bröckelnden Ruine mitzunehmen. Ich trat mit ihm in den Glasschrank und wir begannen, die Kleider zu durchwühlen. Für drei Personen war nicht genug Platz, sodass Mr. Caine im Hauptraum des Ladens blieb. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie seine Taschenlampe die Wände und Kleiderstangen absuchte und sich dann ein wenig entfernte, als er ein paar Schritte machte. Im hinteren Teil des Ladens waren noch mehr Löcher im Dach, und er bewegte sich auf die Lichtsäulen zu, die dort in den Raum fielen.
    Als Dad und ich gerade angefangen hatten, ein paar Kleider von der Stange zu nehmen, hörten wir aus Mr. Caines Richtung ein unglaublich lautes, donnerndes Krachen. Der Strahl seiner Taschenlampe war verschwunden.
    Mein Dad schob mich zur Seite, als er aus dem Glaskasten rannte. »Jonah!«, brüllte er.
    Ich folgte ihm aus dem Glasschrank und zog meine 9 mm.
    Als ich die Stelle erreichte, an der eben noch Mr. Caine gestanden hatte, konnte ich auch meinen Dad nicht mehr sehen. Ich hatte mir meine Taschenlampe unter den Arm geklemmt, als wir uns die Kleider angeschaut hatten, sodass ich nun mit meiner freien Hand den Schlitten der Waffe zurückschieben konnte, bevor ich die Taschenlampe wieder in meine

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