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Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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herumwühlte. Als er wieder nach unten kletterte, hielt er zwei Schutzhelme in der Hand, wie sie auch von Bauarbeitern getragen werden. »Ist nicht gerade viel, aber vielleicht schützt es euch wenigstens ein bisschen«, sagte er, während er einen auf meinen und einen auf Lucys Kopf setzte. »Ich hätte euch nicht mitnehmen sollen, aber ich wollte den Umweg über euer Zuhause nicht machen. Ich wollte diese Typen einfach um jeden Preis finden, nach allem, was sie getan haben. Es tut mir leid, dass ich euch in Gefahr gebracht habe.«
    Ich schaute zu Lucy hinüber. Mit den verbeulten, alten Schutzhelmen auf dem Kopf sahen wir natürlich beide absolut lächerlich aus. Sie wirkte damit jedoch ein wenig finsterer als ich, ihr Kinn noch immer voller Flecken und mit pinkfarbenen Streifen überzogen. Trotz des Helms, der bedenklich über ihrem kleinen, zarten Gesicht wackelte, hatte sie nach wie vor etwas Wildes, Gewalttätiges an sich. Das machte mir jedes Mal Angst. Ihr Auge sah mich jedoch vollkommen ruhig an, sodass ich neuen Mut fasste. Wir nickten Will zu.
    »In Ordnung«, sagte er, »Ich weiß noch nicht genau, was gleich passieren wird. Ich gehe jetzt näher an das Gebäude ran. Auf der Straße stehen genügend Fahrzeuge, hinter denen ich mich verstecken kann. Ihr zwei wartet hier. Wenn ich nicht zurückkomme, dann folgt bitte einfach wieder der Straße aus der Stadt. Geht auf niemanden zu, die werden bestimmt nur versuchen, euch umzubringen. Und versucht, euch keinen Schlag auf den Kopf einzufangen, okay? Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ihr beide verletzt würdet.«
    Wie immer fand ich, dass er unglaublich nett zu uns war. Wir verdankten unsere ganze Freiheit nur ihm, weshalb sollten wir ihm da irgendetwas vorwerfen? Wir hätten bereits unzählige Male getötet werden können, bevor er uns überhaupt gefunden hatte. Wenigstens hatte er uns die Chance gegeben, herauszufinden, wer wir waren – und die Möglichkeit, uns nützlich zu machen und anderen zu helfen. Es wäre auf geradezu absurde Weise undankbar von uns gewesen, wenn wir uns nach alldem schlecht von ihm behandelt gefühlt hätten.
    Ich beobachtete, wie Will schnell zwischen den Fahrzeugen hindurchhuschte und schließlich verschwand. Lucy und ich blieben still neben dem Zementmischer stehen und warteten. Auch wenn ich wegen alldem, was geschehen war, nicht böse auf Will war, ertappte ich mich doch dabei, wie ich mich danach sehnte, mit Lucy wieder die Sicherheit unseres kleinen Lagerraums genießen zu können, ihrem Geigenspiel zu lauschen, meine Bücher zu lesen und mich einfach neben ihr auszuruhen. Als ich gerade dachte, dass wir uns zumindest für den Moment in Sicherheit befanden, trat ohne Vorwarnung ein Mann zu uns hinter den Zementmischer. Er musste sich uns mit sehr leisen Schritten genähert haben. Vielleicht war aber auch nur mein Gehör nicht mehr besonders gut oder ich war von meinen besorgten Gedanken zu abgelenkt gewesen, denn ich hatte ihn erst bemerkt, als er direkt vor uns stand.
    Der Mann war ganz ähnlich gekleidet wie Will, und seine Jacke und Hose bestanden aus einem Flickwerk verschiedener Stoffe, die mit Metallteilen verstärkt waren. Er trug ein Gewehr bei sich. Ich weiß nicht das Geringste über Waffen – möglicherweise war es eine Schrotflinte. Was ich damit sagen will, ist, dass es keine Handfeuerwaffe war, sondern eine jener Waffen mit langem Lauf, die man mit beiden Händen halten muss.
    Er sah ebenso schockiert aus wie ich mich fühlte, als er uns entdeckte. Sofort hob er den Gewehrlauf auf die Höhe von Lucys Kopf. Ich stand zwischen den beiden, und wie bereits am Tag zuvor dachte ich nicht nach, sondern reagierte einfach. Ich packte den Lauf und riss ihn zur Seite. Der Mann drückte ab, und die Kugel schlug neben Lucy im Boden ein.
    Während ich die Waffe noch immer mit meiner rechten Hand festhielt, krallte ich mich mit meiner linken in seinem Gesicht fest. Er stieß einen Schmerzensschrei aus, taumelte zurück und ließ das Gewehr los. Er stolperte über einen Schutthaufen und fiel nach hinten. Mit einem Mal hielt ich dieses hässliche, unvertraute Ding in meiner rechten Hand. Ich drehte das Gewehr herum, sodass ich es am Griff anstatt am Lauf festhalten konnte. Der Holzgriff fühlte sich ein wenig besser an, irgendwie natürlicher als der glatte Metalllauf, aber trotzdem empfand ich die Waffe nach wie vor als etwas Giftiges, Bösartiges.
    Lucy machte einen Schritt nach vorne. Als ich sah, dass sie eine

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