Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)
rechte Hand nahm, um besser sehen zu können. Im Fußboden erkannte ich ein großes, ausgefranstes Loch. Der Boden musste eingebrochen und Mr. Caine hinuntergestürzt sein. Er hatte dabei eine riesige Staubwolke aufgewirbelt, die sich nun oben über den gesamten Raum ausdehnte, sodass ich husten musste. Im Strahl meiner Taschenlampe wirbelten die winzigen Partikel durch die Luft und vollführten einen graziösen Tanz.
Ich trat näher an das Loch heran und leuchtete mit der Taschenlampe hinein. Beide Männer befanden sich dort unten. Ich weiß nicht, ob Dad aus Versehen in das Loch gerutscht oder einfach, ohne zu zögern, hineingesprungen war, um Mr. Caine zu helfen. Beide waren mit Staub bedeckt und standen bis zu den Knien in Schutt. Sie versuchten, aufzustehen und einen sichereren Halt zu finden.
Eisige Kälte kroch mir über Rücken und Nacken, als ich das Stöhnen hörte.
Kapitel 20
Als die Sonne aufging, kletterte Will von der Werbetafel herunter und wir folgten wieder den Reifenspuren. Wir hatten bereits ein gutes Stück hinter uns gebracht, als ich bemerkte, dass in dieser Gegend mehr Häuser und mehr leere Fahrzeuge auf der Straße standen. Es schien, als bewegten wir uns auf die Ruinen einer Stadt zu. Schließlich wurde es unmöglich für Will, die Reifenspuren auszumachen, da die Straßen kaum noch zugewachsen waren. Die Männer, die Wills Freunde angegriffen hatten, mussten irgendwo aus dieser Stadt gekommen sein, wir konnten nur nicht mit Sicherheit sagen, woher genau. Wir setzten uns auf die Stoßstange eines alten Autos, während Will darüber nachdachte, was wir nun tun sollten.
»So weit war ich vorher noch nie draußen«, sagte er und sah sich um. »Ich weiß, dass Milton versucht hat, die Stadt hier zu räumen, aber außer ihm ist noch nie einer hier gewesen, weil hier immer noch eine Menge von eurer Sorte sind. Milton war in letzter Zeit aber auch nicht in dieser Ecke. Ich weiß, dass irgendwo im Osten ein Fluss ist, also schlage ich vor, dass wir in die Richtung gehen. Vielleicht sehen wir ja was.«
Wir machten uns auf den Weg durch die Stadt. Es war schrecklich unheimlich zwischen all den leeren Gebäuden, beinahe vollkommen still und keine Menschenseele weit und breit. Früher mussten so viele Menschen hier gelebt haben, und nun waren sie alle verschwunden. Ich schätze, die meisten von ihnen waren tot. Ein paar Vereinzelte gehörten wohl zu Wills Gemeinde, einige andere hausten in den Gefängnissen, in die Milton sie geführt hatte, und wieder andere standen einfach nur in der Gegend herum, genau wie ich es getan hatte, bevor Milton mich fand. Und nun standen auch all diese Gebäude und Dinge einfach nur da – tot, verfallen, zerstört.
Ich dachte an all die Dinge, die sich noch in den Häusern befinden mussten – all die Überreste menschlichen Lebens, die einen noch langsameren Tod starben als ihre Besitzer und ein noch längeres und bemitleidenswerteres Dasein auf dieser Erde fristen mussten. Es war viel schlimmer als damals, als Will uns durch die Stadt in der Nähe unseres Zuhauses geführt und ich einige der verfallenen Häuser dort gesehen hatte. In dieser Stadt hier gab es davon Tausende, und darüber hinaus standen hier unzählige Fahrzeuge herum, völlig kaputt und nutzlos. Der Wind, der durch die Straßen und zwischen den Häusern hindurchwehte, verursachte ein leises Pfeifen, das sich beinahe wie Atmen anhörte – unregelmäßiges, schwerfälliges, spasmisches Atmen.
Die einzigen wirklich hohen Gebäude standen in einer Gruppe zu unserer Linken, während wir uns durch einen Stadtteil mit kleineren Häusern bewegten. Will streckte einen Arm aus und bedeutete uns, stehen zu bleiben, und dann hockte er sich hinter die Kabine eines Zementmischfahrzeugs. Lucy und ich taten es ihm nach. »Da vorne ist eine von diesen Flaggen«, flüsterte er. »Vor dem Gebäude dort.«
Ich lugte seitlich hinter dem Zementmischer hervor. Die Fahne war identisch mit der am Truck der Männer – zwei gewellte blaue Linien, ein roter Handabdruck und eine rote Sonne. Dieses Mal hing sie an einer Fahnenstange. Aufgrund der Autowracks auf der Straße konnte ich nicht erkennen, was sich sonst noch dort befand.
Ich sah Will an, und es war offensichtlich, dass er darüber nachdachte, wie wir nun weiter vorgehen sollten. Er sah an dem Lastwagen hoch, hinter dem wir uns versteckten, und kletterte dann auf das Trittbrett, um hineinzusehen. Er öffnete die Tür und ich sah zu, wie er in der Kabine
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