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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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Sterblichen herabzusehen. Mehr als irgendjemand sonst, den ich in den letzten Monaten getroffen hatte, und viel mehr, als ich in diesen Zeiten je für möglich gehalten hatte, strahlte sie Vitalität aus.
    Aber als Jack mich ihr vorstellte, wirkte ihr Lächeln irgendwie schmerzvoll und gezwungen, und ich sah ihr sofort an, dass sie niemals lachte. Dieser Schmerz über das Verlorene, von dem Jack gesprochen hatte, das Leid, das wir alle durchlitten hatten, half uns dabei, uns mit den anderen in unserer kleinen Gruppe zu unterhalten und sie zu verstehen. Ich erkannte die Wahrheit in Miltons kleinem Rätsel oder Motto: Vor etwa einem Jahr waren wir alle irgendwie gestorben, und wir lebten nur noch weiter, um ein letztes Mal zu sterben.
    Von solch morbiden Gedanken einmal abgesehen, waren an unserem Tisch durchaus alle in der Stimmung, einen so unterhaltsamen Abend wie möglich zu verbringen. Ich glaube nicht, dass es möglich ist, ein Mahl wie das unsere tatsächlich zu genießen , aber wir ließen uns trotzdem Zeit, wenn auch nicht, um die verschiedenen Geschmacksnoten auszukosten, sondern vielmehr, weil die landläufige Meinung vorherrschte, das Sättigungsgefühl halte länger an, wenn man sich Zeit ließ, wohingegen man angeblich schneller wieder Hunger bekam, wenn man sein Essen hinunterschlang. Wie für sämtliche Volksweisheiten gibt es selbstverständlich auch für diese Befürworter wie Gegner.
    Jack sprach beim Essen sozusagen ausschließlich über Geschäftliches, war dabei aber recht vergnügt. »Ich war besonders zufrieden damit, dass wir so schnell bei dir draußen waren«, sagte er. »Wir trainieren zwar oft, aber weil wir schon so lange keinen Ernstfall mehr hatten, hatte ich schon ein bisschen Angst, dass wir dich da draußen eine ganze Weile rumrennen sehen würden, bis genügend Leute am Tor waren. Und dann das Feuer – das haben sie dieses Mal wirklich gut gemacht. Das können wir nur mit verwässerter Farbe üben, tun wir aber nicht oft, weil wir die Nachbarn damit natürlich ganz schön ärgern. Aber sie haben die beiden Todeszonen wirklich gut abgegrenzt – dazwischen war gerade noch genug Platz für dich.«
    Etwas weniger mürrisch, aber dafür ein bisschen neckischer, als ich sie bisher erlebt hatte, entgegnete Sarah: »Lass gut sein, Jack, wir sind nicht hier, um deine Supershow noch mal durchzusprechen.«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber hey, Jonah hier hat uns etwas ganz Besonderes mitgebracht, und ich habe mich gefragt, ob die Damen uns wohl drüben im ›Frontierland‹ Gesellschaft leisten und einen Blick darauf werfen möchten.«
    »Ich hoffe für dich, dass es nicht irgendwas Widerliches ist«, warnte Tanya, »ich möchte dir nicht wehtun müssen.« Auch sie war jetzt ein bisschen neckischer. »Das gilt auch für dich, Neuer«, fügte sie hinzu und sah mich an, »selbst wenn G. I. Joe hier dich dazu angestiftet hat.«
    »Es ist nichts dergleichen«, versicherte ich ihnen.
    »Wir treffen uns in fünf Minuten drüben«, sagte Jack, und als er aufstand, um unser Geschirr zurückzubringen, folgte ich ihm.
    Auf dem Weg zu unserer Verabredung schaltete Jack eine Taschenlampe an und führte mich durch ein paar kleinere Ausstellungsräume. »Wir versuchen, Batterien zu sparen, so gut es geht«, flüsterte er mir zu, als wir an Schaukästen voller Indianer-Artefakte vorbeikamen, »aber mit einer Kerze herumzulaufen ist einfach verflixt schwierig.«
    Nach zwei weiteren Räumen mit Artefakten betraten wir das nachgebaute Innere einer typischen Frontier-Blockhütte. Jack entzündete ein paar Kerzen, stellte die Flasche auf den robusten Tisch und platzierte ein buntes Sammelsurium an Bechern aus Zinn, Glas und Porzellan drumherum. Wir setzten uns, und nach wenigen Minuten traten Sarah und Tanya durch den anderen Eingang der Hütte.
    Beide Frauen ließen ein unvermeidliches »Ooooh« vernehmen, als sie den Alkohol sahen – wie Teenager auf einer Party, die im Begriff waren, etwas Falsches, Verbotenes und Gefährliches zu tun. Als ich sie ansah, wurde mir erst richtig bewusst, was mir bereits während des Abendessens durch den Kopf gegangen war – wie gut die beiden einander ergänzten. Sarah war mit Abstand die Nervösere der beiden – selbst jetzt blickte sie sich ständig um, wie ein Kind, das Angst hat, bei etwas Verbotenem erwischt zu werden –, wohingegen Tanya scheinbar nichts aus der Ruhe bringen konnte. Sollte sich irgendjemand darüber beschweren, dass sie trank, würde sie ihm die Flasche

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