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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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Stockwerke hoch, und die Seite des Raumes, die dem Fluss zugewandt war, war eine einzige große Fensterfront. Sie war von zahlreichen Kerzen und ein paar großen Fackeln erleuchtet, und auf der gesamten Länge standen runde Tische mit Klappstühlen.
    Im Dämmerlicht über mir konnte ich gerade noch einen Doppeldecker und das Skelett eines Mosasauriers ausmachen, die unter der Decke hingen. Der Anblick des alten Kampfflugzeugs neben dem Skelett eines prähistorischen Reptils ließ die Halle wie eine Mischung aus Walhalla und einer Achterbahn in einem Vergnügungspark aussehen – nicht sonderlich gruselig, sondern eher surreal und beinahe albern. Die Wirklichkeit sah zweifellos weniger eindrucksvoll und unterhaltsam aus.
    »Große Benefizveranstaltung heute, Jack?«
    »Was? Ach so, die Tische. Ja, sieht irgendwie merkwürdig aus, oder? Wir haben die Tische in einem riesigen Lagerraum gefunden. Jetzt essen wir alle gemeinsam hier.«
    Ich musste lachen. »Vor Jahren habe ich mal ehrenamtlich in einem Museum gearbeitet, daher weiß ich, dass sie immer ihre imposanteste, atemberaubendste Halle herausputzen, wenn sie auf Benefizveranstaltungen reiche Spender erwarten.«
    »Ja, das haben die Angestellten hier uns auch erzählt. Trotzdem ist es irgendwie lustig: Dieses Museum wird nie wieder eine Benefizveranstaltung oder einen reichen Spender sehen, und die Jungs müssen uns einfach vertrauen, wenn wir auf den uralten Indianerdecken schlafen oder mit den antiken Kupfertöpfen kochen.«
    »Ich hab ganz vergessen, zu fragen: Treffe ich hier Milton?«
    »Nein, ich hatte es gehofft, aber er ist wieder krank geworden. Ich habe mit ihm gesprochen, und er hat mir versichert, dass er dich morgen ganz bestimmt empfangen wird.«
    »Krank?«
    »Das ist auch so eins von den Dingen hier, die schwer zu erklären sind. Er wird sich nicht verwandeln, wenn es das ist, woran du denkst, Jonah. Wie ich dir schon gesagt habe: Es sind eine Million glücklicher kleiner Fügungen, die uns am Leben halten, und Milton ist so etwas wie die größte all dieser glücklichen Fügungen. Aber warte einfach bis morgen, dann wirst du ihn ja selbst erleben.«
    Jack führte mich zu einer Essensschlange, an der wir uns für das übliche postapokalyptische Menü anstellten: Dosenfleisch, Dosengemüse und Dosenfrüchte. Die einzige Überraschung waren die flachen, leicht verbrannten Brötchen. Seit Monaten hatte ich nichts gegessen, das auch nur im Entferntesten nach Brot aussah, und ich hätte liebend gern mehr als nur die beiden genommen, die man mir anbot. Es war schon komisch, denn vor dieser ganzen Geschichte hätte ich niemals geglaubt, dass Brot irgendwann mal ein interessantes Nahrungsmittel sein könnte, aber genau wie im Fall des Flusses sprach mich sein schlichter Reiz nun wesentlich mehr an.
    Jack führte mich zu einem Tisch, an dem ich den Doc erkannte, obwohl sie ihre blaue Weste gegen ein Sweatshirt aus dem Souvenirshop des Museums eingetauscht hatte. Ihr richtiger Name war Sarah, und ich fand, er passte ausgezeichnet zu ihr: unauffällig, patent, solide. Sie war eine schlaksige Person, und das Sweatshirt sah aus, als sei es ihr ein bisschen zu klein, da sie die Ärmel hochgekrempelt hatte – weil sie sonst nur bis zu ihren Ellenbogen reichten, wie ich annahm. Sie hatte ihr Haar nicht, wie zuvor, zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und man konnte sich gut vorstellen, wie hübsch sie vor all dem gewesen war. Sie war noch immer etwas verunsichert, aber es war offensichtlich, dass Jack sich mit ihr versöhnt hatte und dass sie sich in dieser Situation entschieden wohler fühlte.
    Bei ihr saß eine Afroamerikanerin, die, selbst in ungepflegtem Zustand, ziemlich umwerfend aussah: es war Tanya, die Jack bereits erwähnt hatte. Sie war nur ein Stückchen kleiner als ich und etwa in meinem Alter. Ihr Haar war kurz geschoren, und sie hatte den Körper einer Schwimmerin oder Turnerin – durchtrainiert, aber nicht massig. Um ehrlich zu sein, wirkte sie ein wenig maskulin und erinnerte mich an meinen Sportlehrer aus der Mittelstufe.
    Irgendwie schien sie weniger ausgezehrt als der Rest von uns: Sie hatte augenscheinlich nicht allzu viel abgenommen, keine eingefallenen Wangen und keinen stumpfen Blick. In Tanyas tiefen braunen Augen lag etwas unendlich Tröstliches, sie wirkten voller Leben. Ehrlich gesagt kam mir, als ich sie sah, Homers Beschreibung der »ochsenäugigen Hera« in den Sinn, so als sei auch sie dazu bestimmt, auf die gewöhnlichen

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