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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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mit dir und den beiden zu unterhalten und mir dabei deinen Bourbon zu genehmigen, und ich werde mich mit dir garantiert nicht um eins der Mädels hier streiten. Aber du darfst es mir nicht übel nehmen, wenn ich trotzdem immer große Töne spucke – ein Mann muss sich wenigstens ein bisschen Stolz bewahren. Wenn die jungen Dinger die Erde neu bevölkern wollen, bin ich absolut glücklich damit, die Tore gegen diese Biester zu verteidigen, während sie das tun.« Er beugte sich etwas näher zu mir. »Ein Grund mehr, nicht sauer auf mich zu sein, wenn ich mir mal ein paar Tropfen billigen Fusel gönne.«
    Er nahm sein Ablagekörbchen mit den Cremetörtchen wieder an sich und wandte sich zum Gehen. »Wir treffen uns kurz nach Sonnenuntergang in der Lobby.«
    »Danke, Jack.«
    »Bis später.«
    Nachdem Jack gegangen war, sah ich mich ein bisschen im dritten Stock um. Es gab dort zahlreiche größere Büros, in denen jeweils mehrere Leute wohnten, sowie zwei Großraumbüros, in denen sie die Stellwände umgestellt hatten, um Wohnbereiche abzuteilen. Alle waren sehr freundlich, obwohl es ganz offensichtlich persönliche Grenzen und scheinbar auch einige feste Rituale und Einschränkungen gab, wenn es darum ging, Neuankömmlingen zu begegnen. Nach allem, was Jack mir über das Anwachsen ihrer Gemeinschaft erzählt hatte, war ich seit geraumer Zeit der erste Zuwachs von außen, was meine Situation vermutlich noch ein wenig schwieriger machte. Andererseits machte mich dieser Umstand aber auch zu einem Objekt allgemeiner Neugier, und alle waren ganz wild darauf, mich zumindest zu sehen und Hallo zu sagen, wenn sie mich vielleicht auch nicht näher kennenlernen wollten.
    Irgendwann fühlte ich mich bei den Unterhaltungen mit den Leuten in den Wohnquartieren ein wenig unbehaglich, und so ging ich wieder hinaus in den Skulpturengarten und schlenderte zum Fluss hinunter. Die Sonne ging allmählich unter; langsam kroch sie zwischen den Hausdächern auf der anderen Flussseite vom Himmel. Die Skylines der Städte gehörten womöglich zu den bemerkenswertesten und gleichzeitig verwirrendsten Anblicken in der Welt der Toten. Bei Tag sah die Reihe der hohen Gebäude wohl mehr oder weniger genauso aus wie in einer Stadt der Lebenden, aber bei Nacht verwandelte sie sich in eine riesige schwarze, stumme Silhouette aus rechteckigen Formen, die sich vor dem Hintergrund der Sterne erhoben, beinahe wie eine Bergkette in der Nacht, nur dass Berge niemals so eckig waren und dass man nicht erwartete, dass sie einem fröhlich mit Tausenden kleiner Lichter zuzwinkerten. Die seltsamen, künstlichen Umrisse von hohen Gebäuden verlangten definitiv nach dem weichen, freundlichen Glanz künstlichen Lichts, um sie erträglich zu machen. Ohne wirkten sie beklemmend, monströs, albtraumhaft. Im düsteren Zwielicht wirkten die Städte, wie in jenem Moment, wie ein finsterer Albtraum.
    Der Fluss hingegen hatte nichts von seiner Schönheit eingebüßt, die Dunkelheit unterstützte sie eher noch. In der Stadt der Lebenden wäre der Fluss nur ein kalter, dunkler Abgrund vor den Ufern, eine tiefe Kluft unter der Brücke gewesen. Aber nun war es die Stadt, die finster und bedrohlich wirkte, während das ständige Murmeln des Flusses einer weichen, warmen Bettdecke glich, unter der ich die Toten vergessen konnte, die nach der Schlacht angenehm still geworden waren, auch wenn ich wusste, dass sich noch immer unendlich viele von ihnen dort draußen befanden.
    Als ich auf das Wasser blickte, musste ich daran denken, wie sich später am Abend der Mond und die Sterne darin spiegeln würden – die einzig sichtbaren Hoffnungsschimmer, dass diese höllische, kannibalische Erde jemals wieder zur Ruhe kommen und himmlischen Frieden finden würde. Gewiss hatte keines dieser von Menschenhand geschaffenen Bauwerke auf der anderen Flussseite je solche Hoffnung geschenkt – nun waren sie nur noch Teile eines mächtigen, zerstörten toten Körpers, in dem es von kleinen, dem Wahnsinn verfallenen Leichen nur so wimmelte. Ich schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte mich wieder auf den Fluss. Nach einer Weile musste ich lächeln; ich hatte völlig vergessen, welch eine beruhigende Wirkung Wasser schon immer auf mich ausgeübt hatte.
    Es wurde allmählich dunkel. Ich drehte mich wieder zum Museum um, in dem nun einige Lichter zu sehen waren. Ich ging in die Lobby zurück, wo Jack bereits wartete und mich in die Hauptausstellungshalle führte. Die Decke der Halle war drei

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