Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)
versuchte, die Nägel immer dann einzuschlagen, wenn er gegen die Tür donnerte. Ich hatte Glück – keiner von ihnen kam, um nachzusehen, was los war. Dann ging ich die Treppe hinunter und nie wieder nach oben.
Ich schätze, ich muss wohl irgendwas gegessen haben und so am Leben geblieben sein, aber ich kann mich an keinen einzigen klaren Gedanken erinnern, bevor Jack und die anderen kamen. Ich erinnere mich nur noch an dieses entsetzliche Klopfen.«
Wir hatten gesagt, was wir sagen mussten oder konnten – diese bizarre Mischung aus viel zu viel und längst nicht genug –, aber es war alles, was nötig war oder was der Alkohol uns sagen ließ. Als ich aufstand, fühlte ich mich betrunkener, als ich erwartet hätte – aber ich hatte ja auch seit Monaten nichts getrunken. »Ihr alle habt mir das Leben gerettet«, begann ich. »Ich konnte meine Familie nicht finden, aber ich bin froh, dass ich euch gefunden habe, und ich werde mir Mühe geben, euch niemals im Stich zu lassen.«
Das Ganze lief Gefahr, sich in einen dieser peinlich-rührseligen, betrunkenen Momente zu verwandeln, und Jack – der sich entweder besser hielt als ich selbst oder aber möglichen wirren Offenbarungen seinerseits vorbeugen wollte – beendete den Abend. Er erhob sein Glas und sagte: »Auf die Zukunft!«
Wir leerten unsere Becher.
»So lasset uns nun den Schlaf der Gerechten schlafen«, endete Jack. Die Damen verließen uns durch die Tür, durch die sie gekommen waren, Arm in Arm, eine die andere stützend, und Jack brachte mich zu meiner kleinen Kammer zurück. Es war einer dieser Abende gewesen, die man zwar nicht als »lustig« bezeichnen würde, auf die man aber für den Rest seines Lebens mit der Gewissheit zurückblicken würde, dass sie zu den wichtigsten Erlebnissen zählten, die man je gehabt hatte.
Kapitel 5
Ich erwachte am nächsten Morgen mit einem klitzekleinen Kater und einem allgemeinen Gefühl des Wohlbefindens, der Sicherheit und der Zugehörigkeit, das ich nicht mehr gespürt hatte, seit all das begonnen hatte. Nicht einmal auf dem Schiff.
Obwohl das Abendessen am Tag zuvor nichts geboten hatte, was ich mir nicht auch selbst hätte zusammensuchen können, war das Frühstück ein wenig besser als das, woran ich gewöhnt war. Mein Herz hüpfte vor Freude, als ich sah, dass es noch mehr von den angebrannten Brötchen gab. Ich denke, sie waren vom Vortag übrig, denn sie schienen mir noch härter und trockener als beim letzten Mal, was die Köche aber mit ihrer postapokalyptischen Version einer Dippsoße wieder wettmachten: Da Würstchen, Speck und Butter nicht in Frage kamen, nahm ich an, dass es sich um eine Mischung aus Speiseöl und Mehl handelte, die schmeckte, als habe jemand den kompletten Inhalt eines Pfefferstreuers hineingeschüttet, was sie zu einer recht würzigen Ergänzung machte. Die Brühe, die sie als Kaffee servierten, war mein erstes heißes Getränk, seit ich das Schiff verlassen hatte, aber er schmeckte definitiv nicht wie bei Starbucks.
»Wie geht’s dir?«, fragte Jack, als er sich zu mir setzte. »Bereit fürs Training heute Morgen?« Er boxte ein bisschen in die Luft, wie ein (sehr großer) kleiner Junge. »Willst du uns nicht deine Tricks zeigen? Und ein paar von unseren sehen?«
»Ich weiß nicht, Jack«, antwortete ich, aber ich trank meinen Kaffee aus und ging mit ihm. Ich folgte ihm zu einer kleinen Aula im ersten Stock. Auf der Ostseite waren Fenster, und die Vorhänge waren geöffnet, sodass der Raum ziemlich hell war. Auf der Bühne standen mehrere Personen. Jack bedeutete mir, mich erst einmal in den Zuschauerraum zu setzen, während er die Bühne betrat. Ich sah mich um, erkannte Tanya und setzte mich neben sie.
Sie wirkte nicht unerfreut, mich zu sehen.
»Danke für den geselligen Abend gestern«, begrüßte sie mich und beugte sich zu mir herüber. »Manchmal braucht man das einfach.«
»Ich weiß nur, dass ich es gebraucht habe. Wie läuft das Training hier ab?«
»Jack fängt immer mit einer größeren Gruppe an und bespricht ein paar Grundlagen, die alle kennen sollten, auch die, die eigentlich gar keine Kämpfer sind. Es ist wie Karate, nur, dass wir gezielt trainieren, wie man den Gegner am Kopf trifft oder sich aus seinem Griff befreit.«
»Hast du früher schon Karate gemacht?«
»Ich war Tanzlehrerin. Ich habe kleinen Mädchen Ballett, Stepptanz und Jazz beigebracht. Ich mag die Bewegungen beim Karate nicht, sie kommen mir so unnatürlich vor. Aber ich schätze, das
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