Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)
Ich hatte da draußen wochenlang allein überlebt; ein paar Stunden mit zwei Personen an meiner Seite, die noch dazu ziemlich brutale und effiziente Killer waren, sollten also ein Kinderspiel sein. Ich war recht zuversichtlich, dass keiner von beiden leichtsinnig handeln würde, und ich selbst ganz bestimmt nicht.
Ich trat an die Dachkante und tat, was Jack uns gesagt hatte. Ich hatte noch nie Höhenangst, aber das hier war definitiv respekteinflößend: ich schaute vier Stockwerke in die Tiefe und ließ dann meinen Blick über die gut 150 Meter zum anderen Flussufer gleiten. Aber es half ja nichts – ich musste springen. Ich warf mich nach vorne und rutschte das Drahtseil entlang. Als meine Füße beinahe den Boden berührten, ließ ich los, machte eine Rolle vorwärts und kam ohne größere Probleme wieder auf die Beine. Popcorn war direkt hinter mir. Ich schnappte seine Beine, als er am Ende des Seils ankam, sodass er nicht zu tief abstürzte, wenn er losließ. Ich tat dasselbe für Tanya. Dann liefen wir alle drei los, immer in der Mitte der Straße, um nicht von irgendetwas gepackt zu werden, das sich vielleicht in den Hauseingängen versteckte.
Wie Tanya es geplant hatte, wollten wir uns erst ein Stück geradeaus vorarbeiten, dann weiter über einen kleinen Hügel und bis zum Krankenhaus. Die Läden und Restaurants in diesem Teil der Stadt waren schon vollkommen durchwühlt, und wir sahen nirgendwo Anzeichen für die Toten, als wir uns durch die verlassenen Autos einen Weg Richtung Westen bahnten.
Als wir die dritte große Straße überquerten, sahen wir das Krankenhaus in der Nordwestecke der Kreuzung – ganz offensichtlich war es der Schauplatz schlimmster Massaker und Zerstörungen gewesen, die mit bloßen Plünderungen und Verwüstungen nicht zu vergleichen waren. Die meisten Fenster des Krankenhauses waren zerschmettert, und vor einigen flatterten die Jalousien im Wind. Über anderen waren schwarze Flecken an der Außenwand zu erkennen, die aussahen, als habe es in einigen Zimmern gebrannt und als seien die Flammen nach oben gezüngelt. Da das Gebäude noch stand, musste all dies in den ersten paar Tagen der Krise passiert sein, als die Sprinkleranlagen noch genügend Wasserdruck hatten, um das Feuer zu löschen.
Vor dem Krankenhaus standen die kaputten Autos besonders dicht, sodass der Eingang komplett versperrt war. Viele waren ebenfalls völlig ausgebrannt; vermutlich waren immer mehr und mehr gekommen und ineinandergekracht, obwohl dort längst reihenweise Autowracks standen, die sogar schon den Gehweg versperrten. Ich konnte nur den Kopf schütteln, als ich das Schild über dem Eingang sah: »MERCY HOSPITAL«.
Als Tanya es am Abend zuvor erwähnt hatte, hatte ich mit dem Gedanken gespielt, dem Krankenhaus einen kleinen Besuch abzustatten, aber jetzt sah es nicht allzu einladend aus. Durch den langen Verkehrsstau vor der Tür konnte ich nicht einmal einen Weg nach drinnen ausfindig machen. »Komm schon«, flüsterte sie, »lass uns gehen. Ich hab Krankenhäuser schon früher gehasst, aber jetzt muss es da drinnen ja nur so von denen wimmeln. Lass uns verschwinden.«
In diesem Moment hörten wir ein Heulen. Eine der Toten hatte uns von einem eingeschlagenen Fenster im dritten Stock aus gesehen. Sie trug eine mit Blut bedeckte Schwesternuniform und hatte am ganzen Körper Verbrennungen. Sie zeigte auf uns.
Das Zimmer hinter ihr muss voller Zombies gewesen sein, denn als sie mit ihrem Geheul die frisch eingetroffene Beute verkündete, drängelten zahllose Zombies nach vorne und stießen sie aus dem Fenster. Sie drehte sich in der Luft und landete mit einem schrecklichen, dumpfen Schlag auf dem Rücken. Der Aufprall war so heftig, dass ihr Oberkörper und ihre Arme nach oben klappten und sofort wieder nach unten plumpsten. Der Sturz musste ihr das Kreuz gebrochen haben, denn obwohl sie ihre Arme die ganze Zeit drehte und wand und ihr Kopf unaufhörlich hin- und herschlackerte, machte sie keinerlei Anstalten, aufzustehen.
Als ich meinen Blick wieder auf das Fenster richtete, krabbelte ein weiterer Zombie auf das Fensterbrett. Er war so fürchterlich verbrannt, dass ich nicht erkennen konnte, was er zu Lebzeiten gewesen war. Die anderen stießen ihn hinunter. Im Gegensatz zu seiner Vorgängerin landete er mit dem Gesicht nach unten, und das war sogar noch fataler, denn sein Kopf klappte nach hinten und fiel wieder nach vorne, und dann blieb er reglos liegen. Das Mercy Hospital hatte ein weiteres
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