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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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Barrikaden zu unserem Schutz auf, wo immer sie nötig waren.
    Meine Nachmittage verbrachte ich für gewöhnlich im Gespräch mit Milton. Er wurde unserer Unterhaltungen nie müde. Ich musste darüber lächeln, dass erst eine Zombie-Apokalypse hatte kommen müssen, damit ein Wissenschaftler mit einem Englischprofessor über die schöneren, humaneren Seiten der Zivilisation diskutierte. Vielleicht war diese Konstellation ja letzten Endes auch gar nicht die ironischste oder überraschendste von allen, aber trotzdem war es irgendwie amüsant.
    Ein paar Abende verbrachte ich mit Tanya, für meinen Geschmack viel zu wenige. Sie war Popcorn sehr zugetan und die meiste Zeit mit ihm zusammen; sie las mit ihm und half ihm bei seinen Mathematikaufgaben. Es war schön, sie zusammen zu sehen, und es war offensichtlich, wie sehr sie beide diese Nähe brauchten.
    Andererseits erinnerte es mich permanent daran, wie wenig ich die Kinder anderer Leute mochte, und auch die Tatsache, dass dieses Kind der extremste Wohltätigkeitsfall war, den man sich nur vorstellen konnte, änderte dies nur geringfügig. Ich war ehrlich genug, zuzugeben – natürlich nur mir selbst und niemals Tanya gegenüber – wie sehr ich es ihm verübelte, dass er die wenigen Gelegenheiten, die sich mir boten, eine sexuelle oder romantische Beziehung zu ihr aufzubauen, zusätzlich verringerte oder sogar völlig zunichte machte. Aber auch die paar Abende, die ich mit Tanya erlebte, waren schon viel mehr, als ich je wieder für mich erhofft hatte – und viel mehr, als ich verdiente.
    Unterm Strich war, wie bei Miltons magerem kleinen Weihnachtsfest, alles sehr viel besser, als ich, unter den gegebenen Umständen, je zu hoffen gewagt hatte, und so blickte ich recht optimistisch in die Zukunft.
    Ich erfuhr außerdem, dass Jack, trotz einiger Zankereien und ab und zu ein bisschen Machogehabe, zwar keine feste, aber doch eine mehr oder weniger rein körperliche Beziehung mit Sarah führte. Für gewöhnlich musste ich immer darüber lächeln, wenn ich daran dachte, wie recht Milton doch damit hatte, dass es viel einfacher war, die Menschen zu verstehen und mit ihren Eigenarten umzugehen, wenn man sie in Kategorien einteilte. Während die Beziehung zwischen Jack und Sarah von einem moralisch objektiven Standpunkt aus vielleicht falsch erschien, so war sie durch Jacks rationale Sichtweise viel leichter zu verstehen, und man konnte ihre Bedeutung viel besser würdigen.
    Jack erklärte es – in einer vollkommen rationalen Kosten-Nutzen-Rechnung – so: Der körperliche Aspekt war für beide befriedigend, und die Beziehung an sich verschaffte Sarah einen höheren Status bei den Frauen der Gemeinde, da sie nun eine Verbindung zum stärksten männlichen Anführer hatte, was sie von dem Stigma, keinen Partner oder keine Kinder zu haben, befreite. Obwohl Jack das bei seiner Auflistung der Vorteile nicht erwähnte, hätte man noch hinzufügen können, dass er durch diese Verbindung außerdem von sexuellen Avancen weiblicher wie männlicher Mitglieder der Gruppe verschont blieb, und so nicht nur Eifersucht und Konkurrenzkämpfen vorbeugte, sondern auch jegliche Spekulationen über seine Potenz oder sexuelle Orientierung aus dem Weg räumte, was ihm wiederum das Erteilen von Befehlen erleichterte.
    Aber natürlich war es nicht dasselbe, eine Beziehung zu verstehen und sie nachahmen zu wollen: Ich wollte mehr von Tanya, aber ich war selbstverständlich bereit, auf den passenden Zeitpunkt zu warten.
    Der Initiationsritus machte alles noch komplizierter. Ich erfuhr, dass Tanya und Popcorn als Nächstes nach draußen gehen würden. Milton erklärte mir, sie hätten überlegt, eine Altersbeschränkung einzuführen, die Popcorn noch für eine ganze Weile ausgeschlossen hätte, aber in seinem Fall schien das wenig sinnvoll zu sein. Im Gegenteil: Sie befürchteten, er würde nur noch mürrischer und zöge sich noch weiter zurück, wenn er nicht mehr auf diese Sache hinarbeiten konnte. Es erschien mir sinnvoll, mit ihnen zu gehen, obwohl es in der Gemeinde die Regelung gab, dass zwei Anwärter mit einem bereits initiierten Staatsbürger hinausgehen durften, wenn zum Zeitpunkt ihrer Initiation keine dritte neue, geeignete Person zur Verfügung stand. Aber als ich Jack und Milton erzählte, dass ich mit ihnen gehen wollte, schienen alle einverstanden zu sein.
    Am Tag vor unserem großen Ausflug saß ich mit Tanya in der nachgebauten Frontier-Blockhütte. Jack hatte uns freundlicherweise

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