Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)
eine Flasche Wein von seinem letzten Beutezug zum Supermarkt mitgebracht, und Tanya war so rücksichtsvoll gewesen, Popcorn früh zu Bett zu bringen. Der Abend verlief dennoch weitgehend sachlich. Mithilfe diverser Besteck- und Geschirrteile legte Tanya eine Karte der Stadt auf dem Tisch aus und erklärte mir erneut den Plan für den morgigen Tag.
»Wenn wir nach Westen gehen, sehen wir, was in diesem Teil der Stadt ist. Das Krankenhaus ist hier.« Sie stellte eine Tasse auf den Tisch, die das Krankenhaus darstellte. »Die einzigen anderen Dinge, an die ich mich in der Gegend noch erinnern kann, sind Büros und ein paar Restaurants – da finden wir also möglicherweise gar nichts. Wenn wir dort ankommen, dürfte es schon ziemlich sonnig und heiß sein, sodass wir allein auf den Straßen sein sollten. Wenn wir dann nach Süden gehen, ist dort ein großer grüner Hügel, in der Mitte steht die Bibliothek. Je nachdem, wie weit südlich wir sind, können wir entweder über die Brücke direkt am Museum oder über die nächste gehen. Wenn wir das tun, sind wir im Park; von dort sind es nur noch ein paar hundert Meter hierher, und dann haben wir es geschafft.«
Ich sah sie an. Ich hatte sie von Anfang an für umwerfend gehalten, aber das Kerzenlicht, die Vertrautheit und mein Respekt für sie machten sie umso schöner; ich war nicht mehr so verzaubert gewesen, seit ich meine Frau im College kennengelernt hatte. »Was auch passieren wird, ich hoffe, der Junge schafft es heil zurück.« Das war eigentlich überhaupt nicht das, was ich hatte sagen wollen, aber ich war inzwischen so ein Leichtgewicht, wenn es um Alkohol ging, dass es mich gar nicht mehr überraschte, wenn ich Sachen von mir gab, die ich vermutlich noch einmal überdacht hätte, hätte ich die Chance dazu gehabt. Da ich mich fast ausschließlich von verbrannten Brötchen und Dosenpfirsichen ernährte, war es nicht weiter verwunderlich, dass mir eine halbe Flasche Wein so sehr zu Kopf stieg, dass ich meine Deckung so weit sinken ließ.
Tanyas lächelte mich mit leuchtenden Augen an. »Jonah, machst du dich etwa an mich ran, indem du vorgibst, dich für Popcorn zu interessieren, obwohl ich ganz genau weiß, dass dem nicht so ist? Mann, du bist wirklich raffiniert. Jack hätte sicher nur irgendwas Derbes gesagt und seinen Bizeps spielen lassen, der große Macho-Trottel.«
Ich legte meine Hand auf ihre und sagte: »Ich liebe dich, Tanya.« Auch das hatte ich ganz sicher nicht vorher geplant.
Sie hob eine Augenbraue und beugte sich ganz nahe zu mir. Sie versuchte, es zu verbergen, aber sie war genauso beschwipst wie ich. Wir waren nicht das erste Pärchen, das versucht, seine Unbeholfenheit mit Alkohol zu überspielen. »Ich glaube, das wusste ich schon, Jonah, aber danke, dass du es gesagt hast. Bei den meisten Männern dauert es viel zu lange, bis sie es endlich mal sagen. Und ich glaube nicht, dass wir in einer Zeit leben, in der man sich Zeit lassen sollte, um gewisse Dinge zu sagen.«
Sie legte ihre andere Hand auf meine. Dann beugte sie sich über den Tisch und wir küssten uns, zuerst noch ganz sanft. Zwischen den Küssen hauchte sie: »Ich liebe dich auch.« Dann lehnte sie sich wieder zurück. »Du machst jetzt aber nicht alles kaputt, indem du sagst, ›Lass uns miteinander schlafen‹, oder?« Sie lächelte, als sie mich das fragte.
Ich vermute, ich hatte denselben niedergeschmetterten Blick, den Männer in dieser Situation immer haben. »Wieso denn nicht?«
Sie ging um den Tisch herum und ich erhob mich. Sie küsste meinen Hals und arbeitete sich langsam zu meinem Ohr hinauf. »Weil es entsetzlich albern klingt, wenn ein Mann das sagt.« Sie wich ein Stück zurück und legte ihren Zeigefinger auf meine Lippen. »Aber sag das andere auch nicht. Sag einfach gar nichts.« Und dann küsste sie mich richtig.
Ich war nie Berufsboxer, ich habe am D-Day keinen Strand gestürmt oder bin in der Schlacht von Verdun über den Rand eines Schützengrabens gesprungen. Aber wenn ich mich richtig an die filmischen Darstellungen dieser Kämpfe erinnerte, dann war es stets das oberste Gebot – vielmehr noch, eine Frage von Leben und Tod –, dass man vor dem großen Kampf keinen Sex hatte. Trotzdem war es aber ein ebenso hohes Gebot, dass man seine Jungfräulichkeit verlor, bevor man in die entscheidende Schlacht des Krieges zog, der alle Kriege beenden würde. Während ich Tanya immer leidenschaftlicher küsste und meine Hände erst ihre Brüste und dann ihren
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