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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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linken ausgestreckten Arm hinweg einen Hieb oder Stoß zu landen. Tanya bildete die Nachhut, und um Miltons rechten Arm versammelten sich immer mehr Zombies, die nach ihr grapschten. Sie wehrte sie mit der Machete ab, war dabei aber so präzise, dass sie Milton nicht traf. Zentimeter um Zentimeter arbeiteten wir uns voran, und Tanya hinterließ auf der Flussmauer eine Spur der abgeschlagenen Köpfe und Arme.
    Nach wenigen Minuten verließen wir den Park und überquerten die Straße zum Museum. Die Hebebühnen waren wieder ausgefahren, und als wir nahe genug waren, öffneten sich die Tore und zahlreiche Menschen strömten heraus, um uns zu helfen, wie sie es auch am Tag meiner Ankunft getan hatten. Dieses Mal gab es aber keinen Mob von Untoten; wir konnten mühelos eintreten, und hinter uns wurden die Tore wieder gesichert.
    Milton umarmte jeden Einzelnen von uns, blutig und stinkend, wie wir waren. Er fasste uns an den Händen und riss sie in die Luft, und die Menge jubelte. Wenigstens waren wir wieder zu Hause.
    Milton ging in den Skulpturengarten und stellte sich auf den Sockel einer Skulptur. »Freunde, wir müssen nun über den Status unserer tapferen Krieger entscheiden. Und darüber, ob ihr Teilsieg ausreicht, um ihnen die volle Staatsbürgerschaft zu gewähren. Ich kann euch nur daran erinnern, dass wir schon viele Male entschieden haben, der Geist – nicht das Wort – des Gesetzes möge in dieser Gemeinde vor allem gelten. Jack, könntest du den Fall bitte schildern und prüfen?«
    Dieser Teil war mir neu. Vielleicht gab es ja kein festes Protokoll für streitbare Fälle, und Milton dachte sich das alles spontan aus. Das hätte ihm ähnlich gesehen. Ich wusste, dass er das Dramatische an der ganzen Sache mochte, und ich konnte ihm sein Schauspiel nicht übel nehmen.
    Jack trat nach vorne und stellte sich vor Milton. »Mitbürger, diese drei sind ausgezogen, sie haben gekämpft und eine wertvolle Ausbeute für die Gemeinschaft mitgebracht. Sie haben es geschafft, obwohl einer in ihrer Gruppe noch ein Junge ist – wenn auch ein besonders mutiger. Als sie schon in Sichtweite unseres Tores waren, ging Milton hinaus, um ihnen zu helfen – bevor sie uns um Hilfe bitten konnten. Sie haben mich dann allerdings über Funk um Hilfe gebeten, bevor Milton sie fand. Dies ist die Sachlage, über die ihr heute entscheiden müsst.«
    Milton rief in die Menge, ob es noch Fragen gebe. »Wie viele haben sie getötet?«, wollte jemand wissen.
    Ich zählte nach: einen am Krankenhaus, zwei in der Bibliothek, zwei im Spielzeugladen, zwei auf der Flucht in den Straßen, einen im Park. Aber es war schwer, nachzurechnen. Ich war mir nicht sicher, ob ich den im Treppenhaus in der Bibliothek wirklich getötet hatte. Und zählten die beiden, die aus dem Krankenhausfenster gefallen waren? Und galt es auch, wenn wir sie nur außer Gefecht gesetzt hatten, wie den Motorradpolizisten? Ich hatte auch keine Ahnung, wie viele Tanya getötet hatte, als wir Milton gefolgt waren. Ich fand, ich sollte uns im Zweifel eher noch ein oder zwei mehr geben, aber trotzdem war es schwierig, eine Zahl zu nennen.
    »Über zwanzig«, verkündete Tanya lautstark. Zur besseren Wirkung erhob sie ihre blutige Machete und fügte hinzu: »Und ihre verfaulten Köpfe liegen in der ganzen Stadt verteilt!« Dem folgte lautes, anerkennendes Gemurmel. Das war tatsächlich keine dreist übertriebene Schätzung. (Sie erzählte mir später, dass wir damit über der Anzahl der Getöteten aller bisherigen Gruppen lagen und dass sie schon lange vermutete, dass andere auch übertrieben. Mir wurde klar, dass diese neue Gemeinde wohl auch nicht weniger anfällig für die Maßlosigkeiten und Schwächen der alten Welt war.)
    »Und was haben sie mitgebracht?«, fragte jemand anders. Ich erkannte, dass auch ein bisschen Habgier und Bestechlichkeit zum System gehörten.
    Jack öffnete den Reißverschluss des Seesacks. Er konnte den Inhalt vor der Menge sehen, und ich merkte, dass er abwog, was er ihnen zuerst präsentieren sollte – um den besten Effekt für uns zu erzielen, wie ich annahm.
    Er hielt das Paracetamol in die Höhe. Es traf nur auf verhaltene gemurmelte Zustimmung, die sich in geflüsterten Bestätigungen wie »könnte nützlich sein« oder »wir haben nicht mehr viel« auflöste.
    Dann hielt er die Bücher hoch, jeweils drei bis vier in einer Hand. Ich glaube, er zeigte ein paar von ihnen mehrmals. Die Begeisterung war noch geringer als für das

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