Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)
sämtliche Möbel in das Treppenhaus geworfen, das zur Straße führte. Keiner ihrer Nachbarn war zum Zeitpunkt des Ausbruchs zu Hause, also trat er deren Türen ein und warf auch die Möbel aus den Nachbarwohnungen ins Treppenhaus, bis ein riesiges Durcheinander aus Holz und Metall entstand, das von der Haustür bis in den zweiten Stock reichte. Ich konnte mir gut vorstellen, wie fantastisch er sich gefühlt haben musste, als er fertig war, und Tausende Kilo Möbel und andere Haushaltsgegenstände das Treppenhaus füllten. Anscheinend gab es nur den einen Eingang, und er war sich sicher, dass zumindest die Untoten nicht würden eindringen können.
Er sah jedoch auch, dass seine Festung ganz leicht zur Falle werden konnte, besonders mit einem Baby. »Ich war natürlich stolz auf das, was ich geschafft hatte, dass ich einen sicheren Ort für Zoey und mich gebaut hatte, aber ich machte mir große Sorgen über Lebensmittel und Wasser. Ich sammelte sämtliche Lebensmittelvorräte aus den anderen Wohnungen zusammen, und das war gar nicht wenig, aber für Zoey hatte ich nichts. Wir hatten ein bisschen Milchpulver in der Wohnung – im Krankenhaus bekommt man diese Geschenkpäckchen mit den unterschiedlichsten Sachen, wenn man zum Geburtsvorbereitungskurs geht – aber im Haus hatte sonst niemand ein Baby, sodass ich schnell etwas für sie finden musste.«
Anscheinend war die Gegend rund um das Krankenhaus nach dem ersten Ausbruch und dem umfassenden Sieg der Toten recht ruhig gewesen, sodass Frank auf die ziemlich gefährliche Idee kam, auf das Krankenhausdach zu klettern – wie wir alle hatte er nur getan, was er tun musste; es schien erst im Nachhinein gefährlich oder heldenhaft. Auf dem Dach seines Wohnhauses fand er Teile eines Gerüsts und eine Ausrüstung zum Fensterputzen oder Streichen von hohen Häuserfassaden, unter anderem auch die Leiter, die er als Brücke zwischen den beiden Gebäuden benutzte. An dieser Stelle der Geschichte wurde er – und jedem von uns wäre es genauso gegangen – sehr aufgeregt, denn das war genau die Art von Plan, die uns alle vor dieser ganzen Sache vor Angst gelähmt hätte – aber es war der einzige Weg, sein Baby zu retten.
»Ich wusste, dass sich die Kinderstation im fünften Stock befand«, erzählte er, »da wir eine Führung mitgemacht hatten, bevor Zoey geboren wurde. Ich hatte die Dinger, die toten Menschen, im Fernsehen und unten auf der Straße gesehen und wusste deshalb, dass sie langsam waren. Ich konnte nur hoffen, dass nicht allzu viele von ihnen oben im fünften Stock waren und ich mir einfach ein bisschen Milchpulver schnappen und wieder zu unserer Wohnung zurückrennen konnte. Ich hoffte, wenigstens genug für ein paar Tage zu finden, bis Hilfe kam. Ich schaffte es zum Krankenhaus rüber, und dort sah und hörte ich überhaupt nichts. Die ganze Stadt stank wie die Hölle – ihr wisst sicher noch, dass gerade Sommer war, als es anfing.«
»Ja«, bekräftigte Jack mit einem Grunzen, »wie in Satans Arsch«. Ich konnte nicht anders, als ihn anzulächeln: Er war mit dem religiösen Konzept der axis mundi – der Mitte oder des Nabels der Welt – wahrscheinlich ebenso wenig vertraut wie mit der Tatsache, dass einige Schriftsteller es in ihren Beschreibungen von Orten wie Auschwitz zu anus mundi verkehrt hatten. Aber, wie üblich bei Jacks tief verankerter Vernunft, hatte er intuitiv die perfekte Umschreibung für unsere Situation gefunden.
»Das trifft es ziemlich gut«, erwiderte Frank mit einem Nicken. »Aber, bei Gott, im Krankenhaus war es viel schlimmer als irgendwo sonst. Man konnte es kaum aushalten. All diese unterschiedlichen Krankheits-, Verwesungs- und Todesgerüche, unter die sich auch noch der Geruch von Desinfektionsmittel und Chemikalien mischte. So etwas hätte man sich früher niemals vorstellen können. Ich musste die ganze Zeit würgen. Ich band mir ein Halstuch vors Gesicht, gegen den Gestank, und nahm einen Baseballschläger aus Aluminium mit. Ich muss in der Aufmachung ausgesehen haben wie ein Kind, das irgendein Spiel spielt.
Im fünften Stock des Krankenhauses sah ich einen von ihnen; ich rannte auf ihn zu, verpasste ihm eine mit dem Schläger, und er ging zu Boden. Dann kam noch einer von ihnen aus einem Zimmer, und ich schlug auch den nieder. Danach war wieder alles still. Irgendwo standen ganz offen ein paar Packungen Milchpulver herum, die schnappte ich mir und rannte los. Ich fühlte mich so gut. Ich hatte Zoey gerettet. Ich dachte,
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