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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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Fleisch bohrten.
    Ich blickte zum Hubschrauber hinüber, dessen Rotorblätter sich langsam drehten. Jack machte ein »Stopp«-Zeichen mit seiner Hand. »Halt’ die Tür noch eine Sekunde!«, brüllte er. »Bis er richtig läuft!«
    Ich blieb an der Tür und stemmte mich dagegen. Als die Rotorblätter sich schneller drehten, hörte ich, dass sich auch im Treppenhaus wieder etwas bewegte. Von einer Granate, die dazu gedacht ist, die Lebenden zu verstümmeln und zu töten, lässt sich eine entschlossene Meute wandelnder Toter nicht unbedingt abschrecken. Wenn überhaupt, würde sie die Zombies höchstens aufhalten, weil sie über die zerfetzten, unbeweglichen Körper ihrer gefallenen Kameraden stolperten. Aber irgendwann würden sie kommen.
    Nach wenigen Sekunden, als sich das Geräusch der Rotorblätter in ein Heulen verwandelt hatte und Papier und andere Dinge über das Dach wirbelten, hörte ich das Kratzen von Fingernägeln an der Metalltür, die jetzt gegen mich gedrückt wurde. Ich stemmte mich noch fester dagegen, versuchte, mit meinen Füßen besseren Halt zu finden, und brüllte zu Jack hinüber, er solle mir helfen.
    Er rannte zu mir und lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür. »Franny!«, schrie er.
    Sie legte ein paar Schalter um und warf einen Blick auf die Instrumententafel. »Noch eine Minute, Jack! Du weißt, eigentlich sollte ich dieses Ding fünfzehn Minuten aufwärmen, bevor wir abheben! Das heißt, wenn es über Nacht hier gestanden hätte, nicht fast ein Jahr!«
    »Heute muss es ein bisschen schneller gehen, Franny!«
    Jack fummelte unter meiner Jacke herum und zog meine Magnum hervor. »Ich glaube, es ist an der Zeit, dass Smith und Wesson das Reden für uns übernehmen! Kopf runter, Jonah!«
    Ich beugte mich nach vorne, die Schulter immer noch gegen die Tür gepresst. Jack drückte den Lauf der Magnum auf Augenhöhe gegen die Tür, neigte ihn leicht nach unten und feuerte. Durch den enormen Knall klingelte es in meinen Ohren. Jack schob die Waffe fünfzehn Zentimeter zur Seite und feuerte eine zweite Kugel ab, weitere fünfzehn Zentimeter weiter eine dritte. Ich war mir nicht sicher, ob er etwas getroffen hatte, aber der Druck an der Tür ließ nach.
    »Okay! Kann losgehen!«, rief Franny über das Motorendröhnen, und Jack und ich rannten zum Hubschrauber. Als wir hineinkletterten, hörten wir Franks Baby zum ersten Mal weinen. So wenig ich die Kinder anderer Leute auch mochte, ich konnte es ihm nicht übel nehmen.
    Langsam hob der Hubschrauber vom Dach ab. Wir waren erst etwa dreißig Zentimeter in der Luft, als die Tür des Treppenhauses sich öffnete und die Toten direkt auf uns zuschwankten – die Aussicht auf Frischfleisch schien ihnen neue Energie verliehen zu haben. Jack und ich schossen den beiden vorderen Zombies ins Gesicht, bevor wir die Hubschraubertür zuschoben. Dank unserer Schüsse brüllte Franks Baby jetzt doppelt so laut.
    »Komm schon, Franny!«, rief Jack, als zwei Zombies ihre zerfleischten, verstümmelten Hände gegen das Plexiglas drückten.
    »Hab einfach eine Minute Geduld!«, brüllte sie zurück.
    Wir stiegen Zentimeter um Zentimeter nach oben, aber nun drückten mehrere Zombies von der Seite gegen den Helikopter, sodass er immer weiter zur Seite geschoben wurde. Ich hatte keine Ahnung von Aerodynamik, aber ich sah uns schon vom Dach stürzen und in den Flammen einer mächtigen Explosion auf dem Gehweg sterben.
    Ich schaute Franks Baby an. Ich schätze, ein Baby wunderschön zu nennen, ist irgendwie sinnlos; ich meine, es ist eher die Vorstellung von einem Baby, die wunderschön ist – das Kind an sich ist in der Regel weniger schön, es sei denn, es ist das eigene. Trotzdem schaute ich jetzt auf ihren kleinen weinenden Mund, ihr unheimlich rosafarbenes Gesicht, ihre zusammengekniffenen Augen und ihre zitternden, nach oben gestreckten Fäuste, und mir wurde klar, dass das Einzige, was ich mir auf der Welt in diesem Moment wünschte, war, dass sie am Leben blieb.
    Während all der Schrecken der letzten Monate hatte ich nie gebetet, aber jetzt, da ich neben einem kleinen Mädchen in einem Hubschrauber saß, der fünf Stockwerke hoch über der Straße in der Luft schwankte, wobei sich eine wachsende Meute hungriger Toter gegen ihn drückte, schien mir ein guter Zeitpunkt zu sein, damit anzufangen. Ich hatte keine passenden Worte parat – keine Überraschung angesichts der Tatsache, dass ich auch früher nie viel fürs Beten übrig gehabt hatte – also

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