Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)
anders, als zu lächeln und ihm zu versichern: »Das ist wirklich ein guter Name.«
Wir flogen nach Norden über die Stadt, als ich zu meiner Linken, weit in der Ferne, eine dünne Rauchschwade sah. Ich wies Jack darauf hin.
»Wow, monatelang finden wir niemanden, und jetzt gleich zwei Ecken mit Überlebenden an einem Tag! Zu schade, dass wir nicht gleich nachschauen können.« Er beugte sich über Frannys Schulter. »Wenig Sprit, oder?«
Sie nickte. »Sehr wenig. Ich will nur noch nach dem Laster suchen, dann müssen wir ins Museum zurück.«
»Da sind sie«, sagte Jack und zeigte nach rechts. »Sie sind auf der Brücke.«
Unten, auf der Brücke nördlich des Museums, konnten wir den Laster erkennen. Die untote Meute vom Krankenhaus näherte sich ihm immer weiter, war aber nach wie vor vierzig oder fünfzig Meter entfernt. Ich konnte kaum glauben, dass sie nicht weiter gekommen waren, während wir uns im Krankenhaus befanden, aber mir wurde klar, dass die ganze Aktion nur einige Minuten gedauert hatte.
Jack funkte sie an. »Jungs, ich möchte nicht, dass sie euch zum Museum folgen. Seht ihr den Bus da? Den mitten auf der Straße, an dem die ganzen Leichen rumhängen?«
»Sicher doch«, kam die Antwort.
»Feuert ein HEAT-Geschoss da rein und dann seht verdammt noch mal zu, dass ihr da rauskommt.«
»Alles klar.«
Einer der Männer auf der Ladefläche erhob sich, und hinter ihm explodierte ein riesiger Feuerball. Als das Projektil den Bus traf, ging er mit einem lauten Knall in Flammen auf. Der Benzintank des Busses explodierte, und nach ein paar Sekunden auch noch ein weiteres Fahrzeug ganz in der Nähe. Die Toten waren zwischen den Fahrzeugen gefangen, wankten hin und her und brachen, verwundet und brennend, auf dem Gehweg zusammen.
Der Laster fuhr aus der Gefahrenzone über die Brücke – zurück in Sicherheit. Wir folgten ihm und landeten unter dem Jubel der Gemeinde auf dem Dach des Museums. Jack sonnte sich in seinem Erfolg und konnte zur Krönung sogar noch völlig unerwartet zwei neue Überlebende präsentieren, und einer von ihnen war noch dazu ein entzückendes Baby. Ich war froh, dass Jack keinen Wahlkampf betreiben musste – das Ganze hätte sich leicht in widerliche Selbstdarstellung verwandeln können.
Obwohl die Mission ein durchschlagender Erfolg gewesen war, war ich nicht ganz so optimistisch wie an den beiden Abenden zuvor. Ich schätze, ich hätte es eigentlich sein müssen, schließlich hatten wir Frank und Zoey vor dem sicheren Hungertod oder noch Schlimmerem gerettet. Aber irgendetwas an den Dingen, die wir gesehen hatten, tauchte den gesamten Tag in eine seltsame, irgendwie kranke Melancholie. Wir hatten einen Blick darauf werfen können, wie schlimm die Dinge für uns wirklich werden konnten, welche Dunkelheit in den hintersten Ecken unseres Bewusstseins lauerte und wie viel wir opfern mussten, um einem einzigen Kind wenigstens die Chance zu geben, ein Leben im leicht angesengten Vorhof der Hölle zu führen anstatt direkt im Herzen des Feuersees. Wenn wir an jenem Ort den achten Kreis der Hölle gesehen hatten, dann hatte er mich nur daran erinnert, dass wir selbst, bestenfalls, im ersten Kreis lebten, der bei Dante »Limbus« hieß: ein Land der Schatten, in dem all jene, die zwar nicht verdammt waren, aber auch nicht mehr gerettet werden konnten, ihr Dasein bis in alle Ewigkeit in Hoffnungslosigkeit und Traurigkeit fristeten.
Als Frank, Jack und ich an diesem Abend mit einer stibitzten Flasche in der Frontier-Blockhütte saßen, wuchs meine ungute Vorahnung noch, denn ich nahm an, dass die Geschichte von Franks monatelangem Überlebenskampf, die er uns erzählen wollte, noch viel entsetzlicher war, als ich mir vorstellen konnte.
Kapitel 13
Wir drängten ihn nicht. Ich bin sicher, dass sogar Jack, so optimistisch und fröhlich er von Natur aus auch sein mochte, spürte, von welcher Angst dieser Mann geplagt war. Das war sicherlich auch der Grund, weshalb wir sonst niemanden einluden, und außerdem musste Sarah auf Zoey aufpassen. Anfangs sprachen wir über die Mechanismen des Überlebens. Das war immer ein sicheres Gesprächsthema, denn jeder konnte eine Geschichte darüber erzählen, wie er auf die unwahrscheinlichste Weise oder an den ungewöhnlichsten Orten etwas zu essen gefunden hatte, und jeder war stolz auf seinen persönlichen Einfallsreichtum und begeistert und amüsiert über sein unglaubliches Glück.
Frank hatte sich mit Zoey in seiner Wohnung verbarrikadiert und
Weitere Kostenlose Bücher