Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)
wählte ich einfach den direkten Weg: »Lieber Gott, bitte lass dieses Kind leben.« Ich versuchte, den Gedanken nicht mit unschönen Ergänzungen wie »es sei denn, du hast noch nicht genügend Kinder getötet«, zu Ende zu führen. Es war nicht besonders ratsam, gleich für einen schlechten Start zu sorgen, wenn man zum ersten Mal seit Jahren betete und fürchtete, gleich eines schrecklichen Todes zu sterben.
Ich schaute wieder zum Fenster hinaus. Wir waren etwa sechzig Zentimeter über dem Boden direkt am Rand des Dachs. Die wandelnden Toten schoben den Hubschrauber nicht nur zur Seite, sie drehten ihn auch leicht nach rechts. Der Zombie, der sich vorne gegen die Nase stemmte – auch er war sich, wie alle Zombies, der Gefahr, in der er sich befand, völlig unbewusst – stolperte über den Rand des Daches.
Der Heckrotor brach aus und bewegte sich nun immer weiter auf die Zombies hinter uns zu. Wir hörten ein Kreischen und spürten einen leichten Ruck, und dann flog ein Unterarm durch die Luft. Nur eine Sekunde später fiel ein roter Schauer auf uns nieder, als der Rotor einem anderen das Gesicht zerfetzte.
Franny betätigte den Steuerknüppel und drehte uns in die andere Richtung, und wir stiegen endlich schneller auf. Doch dann wurden wir von einem weiteren, stärkeren Ruck geschüttelt und kippten nach links. Der Hauptrotor fräste sich in die Zombiemenge und warf vier von ihnen, denen er die Köpfe fast abgerissen hatte, heftig zurück. Franny kämpfte mit dem Steuerknüppel, stellte uns schließlich wieder aufrecht und flog uns senkrecht nach oben, außerhalb ihrer Reichweite.
»Werft sie ab! Werft sie ab!«, brüllte sie. »Sie bringen uns aus dem Gleichgewicht! Die anderen halten sich an ihnen fest und ziehen uns immer wieder runter!«
Ich schaute nach unten und sah, weshalb wir uns so gefährlich zur Seite geneigt hatten, als wir abheben wollten: An der linken Landungskufe hingen zwei Zombies, und einige auf dem Dach klammerten sich an ihren Beinen fest.
»Haltet euch an irgendwas fest!«, rief Jack, als er die Tür aufschob. Er selbst hatte einen Sicherheitsgurt um seinen rechten Arm gewickelt und streckte den linken zu mir aus. »Nimm meinen Arm! Du musst dich rauslehnen, wenn du nicht danebenschießen willst!«
Sechs Meter über einer Meute hirnloser Kannibalen zu hängen, steht sicher ganz weit oben auf jedermanns Liste der schlimmsten Albträume, viel weiter jedenfalls, als nackt bei einem Buchstabierwettbewerb auf der Bühne zu stehen. Aber wenn ich Gott schon darum gebeten hatte, uns zu helfen, war es wohl nur fair, dass auch ich mein Scherflein dazu beitrug.
Ich packte Jacks Unterarm und er hielt meinen fest, und dann lehnte ich mich, die Glock in der linken Hand, zur Tür hinaus. Ich zielte auf den vordersten Zombie, der einen blutbefleckten weißen Kittel trug und früher offensichtlich Arzt gewesen war. Es fiel mir schwer, richtig zu zielen, da die Zombies den Hubschrauber hin und her schaukelten und Franny mit dem Steuerknüppel kämpfte. Mein Schuss traf ihn in der Schulter. Er ließ mit dieser Hand los, verlor mit der anderen den Halt und stürzte in die Meute hinunter.
Ich wandte mich dem anderen Zombie zu, einer jungen Frau in einem zerfetzten Kleid, deren Gesicht und Hals auf der linken Seite abgebissen worden waren. Ihr Kopf wackelte hin und her, sodass es schwierig war, ihn zu treffen. Ich feuerte und traf sie in die Brust, aber sie ließ nicht los.
Zum Teufel mit dem Kopfschuss.
Ihre Hände, die die Kufe im wahrsten Sinne des Wortes in einem Todesgriff umklammerten, bewegten sich kein Stück, und so zielte ich auf ihr linkes Handgelenk und schoss erneut. Ihr Arm riss von ihrer Hand ab, die sich noch immer weigerte, loszulassen. Als Dutzende Zombies vom Dach aus an ihr zerrten, riss auch ihr rechtes Handgelenk ab. Sie fiel hinunter, aber ihre beiden Hände krallten sich nach wie vor hartnäckig an der Kufe fest.
Der Hubschrauber machte einen Satz zur Seite, als wir uns endlich aus den Fängen des Mobs befreit hatten, aber Franny stellte uns sofort wieder auf und brachte uns nach oben. Wir bogen langsam in Richtung Norden ab, und Jack schloss die Tür. Dank der kritischen Endphase unseres Abflugs waren wir alle ganz schön außer Atem, und das Baby brüllte immer noch aus vollem Hals. Frank versuchte, sie zu beruhigen.
»Wie heißt sie denn?«, fragte ich.
»Zoey.«
Ich fand fast immer, dass es albern klang, wenn jemand sagte, ein Name klänge schön, aber ich konnte nicht
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