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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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sie überhaupt geschlafen haben, wenn, dann höchstens auf der Erde im Freien. Sie sind immer wieder nach unten gekommen, einzeln oder zu zweit, um Kommunikationsgerätschaften zu holen und mit nach oben zu nehmen. Langwellenfunkgeräte, für alle möglichen Frequenzen. Auch große Satellitenschüsseln zum Senden und Empfangen, mitsamt den Werkzeugen, um sie auseinandernehmen und wieder zusammensetzen zu können. Zu welchem Zweck, weiß ich nicht. Am frühen Mittwochmorgen dann, vor nicht ganz vierundzwanzig Stunden, sind sie mit den Gerätschaften und den Entitäten wieder nach unten gekommen und haben uns erklärt, dass sie eine Zeitlang fort müssten. Ein paar Wochen vielleicht, vielleicht auch länger. Eine Art Forschungsreise mit den Entitäten, um sie irgendwie einzusetzen. Mehr wollten sie nicht verraten, bloß, dass sie als Erstes nach Washington D.C. reisen würden.»
    «Zu welchem Zweck?»
    «Um den Präsidenten zu einer Besprechung aufzusuchen.»
    «Haben sie auch gesagt, warum?»
    «Nicht direkt. Meinem Eindruck nach wollten sie seine Hilfe für ihr Vorhaben. Als wäre eine Unterredung mit ihm der logische erste Schritt bei dem Ganzen.»
    «Am Telefon hat Paige Ihnen eingeschärft, dem Präsidenten nicht zu vertrauen», sagte Travis.
    Bethany nickte. «Aus irgendeinem Grund hat sie ihn mit anderen Augen gesehen.» Sie verstummte kurz und starrte nach vorn in das Dunkel über der Fahrbahn. «Es kommt mir vor, als hätte der Präsident den Überfall auf die Fahrzeugkolonne veranlasst. Irgendwie kommt nur er dafür in Frage.»
    Travis rief sich noch einmal die Schäden an den Autos vor Augen. Die Art schweres Maschinengewehr, die so etwas ausrichten konnte, musste auf einem Dreibein aufgebockt werden, und das nahm eine gewisse Zeit in Anspruch. Ein paar Minuten wenigstens. Man konnte ein MG in einem Lieferwagen feuerbereit machen, aber dann konnte man nur von der Stelle aus feuern, an der man parkte, und war wesentlich weniger beweglich, wenn die Schießerei erst mal anfing. Nein, man müsste sich vorab an der genau richtigen Stelle postieren, und dazu müsste man die exakte Route und den Zeitplan der Ziele kennen.
    Über diese Information dürften nur der Präsident und ein paar seiner Mitarbeiter verfügt haben.
    Travis dachte an Präsident Garner, mit dem er seinerzeit einmal kurz telefoniert hatte. Garner hatte, ganz wie seine fünf Amtsvorgänger, engen Kontakt zu Tangent unterhalten, ohne die Organisation in ihrer Autonomie je einzuschränken.
    Aber Garner war nicht länger Präsident. Er hatte vor zwei Jahren seinen Rücktritt erklärt, nach dem Tod seiner Gattin, die nach offiziellen Angaben einem Herzleiden erlegen war. Sein Nachfolger, Walter Currey, hatte die Politik seines Vorgängers buchstabengetreu fortgesetzt und bereits deutlich gemacht, dass er keinerlei Ambitionen hegte, sich 2012 einer Wiederwahl zu stellen. Currey war seit über zwanzig Jahren mit Garner befreundet. Bei der Rede, die er auf der Beerdigung der First Lady hielt, hatte er zweimal innehalten müssen, um gegen die Tränen anzukämpfen. Ein guter, anständiger Mann alles in allem, über jeden Tadel erhaben.
    Aber möglicherweise war das alles nur Fassade.
    «Jedenfalls, das ist alles», sagte Bethany. «Sie sind gestern Nachmittag nach Washington geflogen. Und gestern Nacht habe ich den Anruf bekommen, den Sie gehört haben. Als die Verbindung abbrach, habe ich Paige sofort zurückzurufen versucht. Nichts. Ich bin direkt auf ihrer Mailbox gelandet. Also habe ich dann ihre Anweisungen ausgeführt, habe die Entität aus ihrer Wohnung geholt und Border Town so schnell wie möglich verlassen. Ich verstehe schon, warum keiner etwas davon erfahren darf. Wenn es ihr Wunsch ist, dass ich untertauche und dieses Ding einsetze – was auch immer es tun mag –, wird es besser sein, wenn möglichst wenig Leute davon wissen. Außerdem ging es so auch viel schneller. Ohne lange Besprechungen, ohne die üblichen Prozeduren. Ich habe einfach unter Berufung auf Paiges Vollmachten eine der Gulfstreams angefordert, die wir auf dem Stützpunkt Browning der Air National Guard in Casper in Bereitschaft halten. Das war weniger als fünf Minuten nach dem Anruf. Von dem Überfall auf die Kolonne wusste da noch keiner etwas. Der Jet war innerhalb von zehn Minuten in Border Town, und zehn Minuten später ist er mit mir an Bord in Rapid City in South Dakota gelandet. Und dort hat dann Renee Turner einen Privatjet gechartert, während Bethany Stewart

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