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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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spurlos verschwunden ist. Niemand weiß, wo ich bin, vielleicht bin ich per Anhalter auf der Interstate 90 unterwegs. Und jetzt bin ich hier, und nun wissen Sie ebenso viel wie ich.»
    Travis schwieg eine Weile. Dachte über alles nach, was sie ihm berichtet hatte. Fügte die Puzzleteile so zusammen, wie es logisch und folgerichtig schien.
    «Sie sollen etwas damit herausfinden», sagte Travis. «So hat Paige es doch bei ihrem Anruf ausgedrückt. Sie sollen das, was Sie mit Hilfe der Entität herausfinden, öffentlich machen.»
    Bethany nickte.
    Travis warf einen Blick auf den Zylinder, der halb aus dem Rucksack herausragte.
    «Paige und die anderen haben mit der Entität irgendetwas entdeckt», sagte er. «Etwas Großes und Wichtiges, von dem die Welt erfahren sollte – etwas, das öffentlich gemacht werden sollte. Doch es muss noch mehr gegeben haben, was sie herausfinden wollten. Deshalb die Forschungsreise. Als hätten sie ein Teil irgendeines Puzzles gefunden und würden sich nun aufmachen, um mit Hilfe der Entität den Rest zu finden. Vorher aber haben sie den Präsidenten aufgesucht, um ihm das eine Puzzleteil vorzuführen, das sie bereits hatten. Vielleicht in der Annahme, er könnte ihnen irgendwie helfen, daraus klug zu werden. Aber dieser Plan ist nach hinten losgegangen. Was auch immer sie aufgedeckt haben mögen, der Präsident wollte nicht, dass es an die Öffentlichkeit gelangt. Und auch nicht, dass sie die übrigen Puzzleteile zutage fördern. Vielleicht war Paige und den anderen gar nicht klar, worüber sie da per Zufall gestolpert waren. Während der Präsident darüber offenbar nur zu gut Bescheid wusste.»
    «Sie haben irgendeinen Nerv getroffen», sagte Bethany.
    Travis nickte. Er dachte an die brennenden Fahrzeuge auf der Straße.
    «Einen verdammt großen Nerv», sagte er.
    «Deshalb die Anweisung, abzutauchen. Der Sache selbst auf den Grund zu gehen und keine Behörden irgendwelcher Art einzuschalten.»
    Travis sah sie an. «Aber Sie wollen gar nicht abtauchen. Sondern wollen genau den Ort aufsuchen, an dem der Überfall stattgefunden hat. Etwas, wovon sie Ihnen vermutlich abraten würde.»
    Bethany erwiderte seinen Blick. «Sie hören sich nicht so an, als würden Sie das missbilligen.»
    «Das tue ich auch nicht.»
    Er sah den Anflug eines Lächelns in ihren Augen, trotz des immensen Drucks, der auf ihr lastete.
    «Können Sie sie irgendwie ausfindig machen?», fragte er. «Wenn sie noch am Leben ist?»
    «Es gibt einen Weg, auf dem ich es versuchen kann. Ist schwierig zu erklären, wie das genau geht. Ich führe es Ihnen nachher im Flugzeug vor, das ist einfacher. Aber ich kann sie lediglich lokalisieren. Wie es dann weitergehen soll, weiß ich nicht. Sie wird sich an einem sicheren Ort befinden.» Sie senkte den Blick auf den schwarzen Zylinder auf ihrem Schoß. «Vielleicht kann uns dieses Ding dabei ja irgendwie weiterhelfen, das hoffe ich zumindest. Wozu es eigentlich keinen Grund gibt, schon klar. Aber mehr habe ich eben nicht. Nachdem wir Paiges Aufenthaltsort herausgefunden haben, können wir uns einen sicheren Ort suchen und das Ding anschalten, und dann werden wir ja sehen.»
    Sie verstummte erneut. Betrachtete ein Schild mit Hinweisen auf den Flughafen, das gerade vorüberglitt, und wandte sich dann wieder ihm zu. «Sie
müssen
mir nicht helfen, verstehen Sie. Sie müssen sich nicht in diese Sache reinziehen lassen, wenn Sie nicht wollen.»
    Travis blickte starr nach vorn. Er dachte an Paige, die sich nun irgendwo in den Händen der Unbekannten befand, die die Kolonne so brutal gestoppt hatten, gefesselt vermutlich. Vor ihnen beschrieb die I-285 einen weiten Bogen nach Osten, in Richtung der blutroten Verheißung des Sonnenaufgangs weit hinten am Horizont.
    «Doch, ich muss», sagte er schlicht.

4
    Travis parkte in der Langzeitparkzone, eine Viertelmeile von den Privathangars entfernt.
    «Wird das Gepäck hier untersucht, ehe man an Bord einer Privatmaschine geht?», fragte er.
    Bethany schüttelte den Kopf.
    Travis wandte sich zur Seite und machte sich an der Rückenlehne des Beifahrersitzes zu schaffen, direkt hinter Bethanys linker Schulter. Die schmale Stoffbahn, mit der die Lehne seitlich bespannt war, hing oben an der Naht ein Stückchen herunter, eine ganz normale Verschleißerscheinung auf den ersten Blick. Aber der Schein trog. Travis zog mit einem Ruck an dem Zipfel, und die dünnen Fäden, mit denen der Bezug an der Lehne befestigt war, rissen im Nu entzwei. Zum

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