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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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hatte er an nichts anderes denken können. Er malte sich aus, wie sie in der undurchdringlichen Finsternis inmitten der Ruinen nach einem Unterschlupf suchten. Malte sich ihre Verwirrung und Verunsicherung aus, nachdem aus dem obersten Stock des Gebäudes keine Schießerei zu hören gewesen war. Malte sich aus, was für Ängste sie jetzt, Stunden später, drüben in jener nasskalten, finsteren Oktobernacht ausstehen mussten, während sie sich allmählich darüber klar wurden, in welcher Lage sie sich befanden.
    Der Wagen wurde langsamer und machte dann halt. Schon vor einer Weile war die Fahrzeugkolonne von der Autobahn abgefahren. Jetzt fuhren sie durch eine dunkle, ländliche Gegend und machten zwischendurch immer mal wieder kurz halt, vermutlich an Stoppschildern an irgendwelchen abgelegenen Kreuzungen, schloss Travis. Der Himmel war dunkel, ohne jeden Lichtschein, der auf eine menschliche Ansiedlung in der Nähe hätte schließen lassen können.
    Das Fahrzeug setzte sich wieder in Bewegung.
    Travis dachte daran zurück, wie Paige zum Abschied sein Gesicht berührt hatte. Voller Sorge um ihn. Er fragte sich, was sie wohl jetzt von ihm halten mochte.
    Eine halbe Minute später – auf den Straßen hier draußen mit dem streng überwachten Tempolimit wahrscheinlich nach genau einer halben Meile – wurde der Wagen erneut langsamer. Travis überlegte, ob sie sich wohl allmählich ihrem Ziel näherten.
    Als der Geländewagen vollständig anhielt, hörte Travis etwas. Ein Geräusch, das von irgendwo weiter vorne durch das Dunkel drang.
    Es hörte sich an wie eine Spielkarte in den Speichen eines Fahrrads.
     
    Garner verfolgte das Geschehen aus sicherer Entfernung. Nach fünfzehn Sekunden war alles vorbei und er davon überzeugt, dass die Angehörigen seiner Secret-Service-Einheit sich auch als Navy SEALs glänzend bewährt hätten.
    Die sechs Männer liefen auf die Fahrzeuge zu, ihre M4-Karabiner mit den Schalldämpfern auf die zerschmetterten Fensterscheiben gerichtet. Der vorderste Geländewagen war, da sein Fahrer auf einmal keinen Druck mehr aufs Bremspedal ausübte, quer über die Kreuzung geschlittert, an der Ecke von der Straße abgekommen und in einem flachen Graben gelandet.
    Das Team benötigte weitere fünfzehn Sekunden, um sich davon zu überzeugen, dass alle Feinde tot waren – oder um sie, je nachdem, mit einem Schuss endgültig ins Jenseits zu befördern.
    Einer der Männer, Dyer, rief zu Garner hinüber: «Die Luft ist rein, Sir.»
    Garner trat zwischen den Bäumen am Rand der Landstraße hervor. In der Hand hielt er seinen eigenen M4-Karabiner – eine Vorsichtsmaßnahme, nur für den Fall, dass unerwartet etwas schiefgegangen wäre, obwohl seine Männer mit Nachdruck darauf bestanden hatten, dass er sich nicht an der Attacke beteiligte. Was er akzeptiert hatte, schließlich hatte er ihnen schon genug abverlangt.
    Zwei der Männer hatten die große Heckklappe des letzten Geländewagens geöffnet. Sie winkten Garner zu sich. Als er bei ihnen ankam, fand er im Wageninneren Travis Chase vor, gefesselt am Boden liegend. Gleichzeitig hörte er, wie die anderen herüberriefen, dass sich in den übrigen Fahrzeugen keine Gefangenen befanden.
    Einer der Agenten beugte sich mit einem Messer in der Hand vor, um die dicken Kabelbinder durchzuschneiden, mit denen Travis an Händen und Füßen gefesselt war.
    Garner trat einen Schritt zurück und starrte die dunkle Landstraße entlang nach Norden. In einer Meile Entfernung konnte er Lichter erkennen, die Scheinwerfer am Eingangstor des Rockport Army Depot. Die Wachen dort konnten die schallgedämpften Gewehrschüsse unmöglich gehört haben, aber trotzdem wäre es nicht klug, länger hierzubleiben als unbedingt nötig. Die beiden Autos, in denen Garner und seine Leute hergekommen waren, standen etwa hundert Meter hinter der Kreuzung am Straßenrand geparkt.
    Travis richtete sich im Fond des Geländewagens auf.
    «Was ist mit Paige und Bethany? Sind sie tot?», fragte Garner.
    Travis schüttelte den Kopf. «Nein. Das können wir noch verhindern.»
     
    Während sie zu den Autos hasteten, schilderte Travis Garner in groben Zügen, was vorgefallen war. Als er von der Lage erfuhr, in der Paige und Bethany sich befanden, fluchte Garner leise vor sich hin.
    Sie kamen bei den Fahrzeugen an, zwei schwarzen Ford Crown Victoria. Nachdem Garner Travis bedeutet hatte, im Fond der vorderen Limousine Platz zu nehmen, lief er ums Heck herum und stieg auf der anderen Seite

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