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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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herangetost wie ein Schnellzug, der lichterloh brennend aus einem Tunnel auftauchte. Obwohl er es schon von weitem hatte kommen sehen, gelang es Finn nur mit knapper Not, sich mit einem Sprung zur Seite vor den Flammen zu retten.
    Lambert, Miller und die anderen drei hinter ihnen brannten fast umgehend lichterloh. Finn erkannte sofort, warum. Die Flammen schlugen nicht nur vom Boden unter ihnen in die Höhe – die Seiten der Fahrzeuge waren augenscheinlich ebenfalls mit Benzin übergossen worden, sodass die Männer ringsum von einem Flammenmeer eingehüllt waren.
    Auch die fünf, die noch nicht zwischen die Fahrzeuge vorgedrungen waren, waren von der blendenden Helligkeit so überrumpelt, dass sie mit den Händen reflexhaft ihre Augen zu schützen versuchten statt die Linsen der Nachtsichtgeräte, die sich zehn Zentimeter vor ihrer Stirn befanden.
    Finn hechtete auf sie zu. Zerrte ihnen, einem nach dem anderen, das Nachtsichtgerät über die Stirn und stieß sie dann in den nächsten Durchgang zwischen den Autos.
    «Das ist ein Ablenkungsmanöver!», schrie er. «Schnappt sie euch, verdammt, ehe sie uns entkommen können!»
     
    Noch während Paige mit Bethany zusammen hinter dem Van zu Boden taumelte, bekam sie mit, wie Travis auf die Remington stürzte. Gleich nach der unsanften, halb zur Seite gekippten Landung auf ihrem Hinterteil stemmte sie beide Hände neben sich auf dem Boden ab und stieß sich in einer fließenden Bewegung wieder zu einer hockenden Haltung in die Höhe, aus der sie sich wie eine hochschnellende Feder zu voller Größe aufrichtete. Reflexhaft zog sie dabei die SIG Sauer aus ihrem Hosenbund.
    Sie hörte, wie Finn irgendetwas von einem Ablenkungsmanöver brüllte.
    Sie trat hinter dem Van hervor und richtete den Lauf der Pistole über das Dach des Kleinwagens, der direkt danebenstand. Undeutlich nahm sie wahr, wie Travis, der direkt neben ihr auf dem Boden lag, sich umzudrehen versuchte, um die Flinte zu greifen zu bekommen, aber ihre Aufmerksamkeit wurde gerade durch ganz andere Vorgänge beansprucht.
    Die Flammenspur, die sich rasend schnell durch die Wüste vorwärtsfräste wie das Rückstoßfeuer einer Rakete.
    Die fünf Männer in dem Flammenmeer, die verzweifelt an Reißverschlüssen und Knöpfen herumnestelten, um sich ihrer brennenden Kleidung zu entledigen, während sie einander in dem engen Raum zwischen den Autos immer wieder in die Quere kamen.
    Die anderen fünf Männer. Die nicht in Flammen standen, inzwischen sogar ihre Nachtsichtgeräte abgenommen hatten. Eben jetzt wandten sie sich um und kamen wieder auf den Van zugelaufen, durch den nächsten freien Durchgang zwischen den Fahrzeugen. Angetrieben von Finn.
    Finn.
    Er war ganz in der Nähe. Gleich hinter dem Kleinwagen und dem tiefergelegten Sportflitzer, der gegenüber davon abgestellt war. Er war noch zehn Meter entfernt und hielt den anderen Zylinder umklammert.
    Einen Moment lang sah Paige ihm direkt ins Gesicht, während sie mit der SIG in den freien Raum zwischen den heranstürmenden Männern und Finn zielte. Es fühlte sich an wie eine Schnittstelle in der Zeit. Der letzte Punkt, an dem noch alle Möglichkeiten offenstanden.
    Dann gewann ihre Schießausbildung die Oberhand. Es war nicht gerade so, dass sich die Welt für sie verlangsamte. Sie wurde nur auf einmal einfach. Sehr, sehr einfach.
    Vor ihr befanden sich Ziele.
    Einige der Ziele waren bedrohlich, andere nicht.
    Einige Bedrohungen waren unmittelbarer als die anderen.
    Die unmittelbarste Gefahr ging von dem Mann aus, der den Pulk zwischen den Autos anführte.
Noch etwa sechs Meter entfernt und rasch näher kommend. Jetzt hob er seine MP 5. Den Blick auf ihre Brust gerichtet, in die in etwa einer Drittelsekunde seine ersten Schüsse einschlagen würden.
    Paige benötigte nur eine Viertelsekunde, um ihr Handgelenk leicht herumzurücken. Dann drückte sie ab. Die Kugel drang in die Stirn des Anführers ein wie ein Finger, der in die weiche Kruste einer Pastete stach, zerschmetterte den Schädelknochen mit brutaler Wucht nach innen. Sein Kopf schnappte zurück, aber sein Körper blieb nicht stehen, taumelte bereits zu Boden, weil er jetzt nur noch einfachsten Gesetzen der Physik gehorchte, losgekoppelt von allem, was sich noch zwischen seinen Ohren befinden mochte.
    Blieben noch vier Männer. Zwei von ihnen drängten weiter zwischen den Autos heran.
    Aber nicht die beiden anderen. Sie verlangsamten ihren Lauf. Ließen sich zurückfallen. Wandten sich zu Finn um,

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