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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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stockfinsteren Wüste unentbehrliche Dienste leisten. Auch seine Männer waren mit diesen Geräten ausgerüstet.
    Paige Campbell und ihre Freunde dagegen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht.
    Finn bedauerte sie unwillkürlich. Dieses Rennen war im Grunde schon von vornherein entschieden.

30
    Drei Meilen. Damit hatten sie drei Viertel der Stadt in einer geraden Linie passiert. Das Vorwärtskommen wurde zunehmend mühsamer, ihre Muskeln schmerzten, und zwischen den Autos senkte sich immer tieferer Schatten herab.
    Ohne jede Beleuchtung bot Yuma im Dämmerlicht einen fremdartigen Anblick. Bloß niedrige, schwarze Rechtecke vor dem sich verdunkelnden Himmel. Das endlose Meer von Autos um sie herum bildete eine einzige, kompakte dunkle Masse.
    Der Wind hatte stark abgekühlt. Unter anderen Umständen hätten sie ihn wohl als angenehm empfunden.
    Travis blieb stehen. Mit Sicherheit hatten Finn und seine Leute sie inzwischen entdeckt. Und hatten ebenso sicher bereits die Verfolgung aufgenommen, befanden sich irgendwo da draußen zwischen den Autos, kamen unaufhaltsam näher.
    Auch Paige und Bethany blieben stehen.
    Die drei wechselten einen Blick.
     
    Finn stellte verblüfft fest, wie mühelos sich die Wüste durchqueren ließ. Die zentimeterdicke Schicht aus zerbröseltem Gummi, die Überreste einiger hundert Millionen Autoreifen, gab eine weiche und jeden Laut absorbierende Laufoberfläche ab. Seit Jahren schon, seit er sich damals in Washington niedergelassen hatte, war Finn ein passionierter Läufer. Eine Meile legte er in einer Zeit zwischen sechs Minuten dreißig und sechs Minuten fünfzig zurück. Seine Leute, von denen die meisten zwanzig Jahre jünger waren als er, konnten locker mit ihm Schritt halten.
    Ihren Spurt nach Süden hatten sie inzwischen beendet und befanden sich jetzt auf dem Weg nach Westen. Sie hatten ihre Nachtsichtgeräte aufgesetzt, durch die hindurch betrachtet die Wüste einen gespenstischen Anblick bot. Die Autos waren bläulich weiß, während die Durchgänge dazwischen in sattes Indigo und Schwarz getaucht waren. Es war, als würden sie durch ein Fotonegativ laufen.
    Finn hob eine Hand, und die Männer hinter ihm blieben stehen.
    Nachdem er den Zylinder neben einem Pick-up abgestellt hatte, kletterte er auf die Seitenwand der Ladefläche. Er stützte sich an der Fahrkabine ab und ließ suchend den Blick umherschweifen.
    Himmel, sie waren ganz in der Nähe. Sechs Autos westlich und vier Autos südlich von ihnen. Sie kauerten geduckt am Boden. Finn konnte nur die Reflexion ihrer Wärmesignatur an der Seite eines Minivans sehen.
    Wollten sie sich verstecken, weil sie ihn und seine Leute gehört hatten? Ausgeschlossen, entschied Finn. Sie konnten sie unmöglich gehört haben.
    Die Antwort war viel einfacher. Sie konnten ihren Weg in der Finsternis schlicht nicht fortsetzen. Kein Mond schien. Kein Lichtschein ferner Städte glomm am Himmel. Die Sterne leuchteten zwar, aber Licht gaben sie so gut wie keines ab. Selbst nach Stunden der Gewöhnung an die Dunkelheit konnten menschliche Augen im Schein der Sterne nicht das Geringste erkennen. Das wusste Finn aus eigener Erfahrung, die er an manch abgelegenem Ort in den verschiedensten Regionen der Welt gemacht hatte.
    Miss Campbell und die anderen hatten haltgemacht, weil sie einfach nicht weiterkonnten. Sie kauerten tief geduckt am Boden und hofften, dass sie so unentdeckt blieben.
    Finn überlegte kurz, ob sie warten sollten, bis sie eingeschlafen waren. Dann könnten sie liquidiert werden, ohne etwas davon mitzubekommen, ohne das kurze Aufflackern von Todesangst, von dem ihre letzten Sekunden sonst geprägt sein würden, sobald das Feuer eröffnet würde.
    Nach kurzem Nachdenken verwarf er diese Idee. Weil einer von ihnen vermutlich Nachtwache halten würde. Diese Person würde stundenlang dasitzen und ängstlich in die Finsternis lauschen, stets auf der Hut vor dem Geräusch von Schritten. Und das war auf seine Art auch qualvoll. Kein Grund, diese Qual unnötig zu verlängern.
    Er wandte sich um, um wieder von dem Pick-up herunterzusteigen, hielt aber dann inne.
    Er hatte etwas gerochen. Ganz kurz nur. Einen Geruch, der vom Wind herübergetragen worden war, der über die Autos hinweg nach Norden wehte.
    Er legte den Kopf schräg und schnupperte. Der Geruch, was immer es sein mochte, war nicht mehr wahrzunehmen. Er versuchte ihn näher zu bestimmen, ausgehend von dem Hauch, den er wahrgenommen hatte. Irgendwie hatte ihn der

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