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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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Travis.
    Am meisten verblüffte ihn, wie hoch die Feuersbrunst inzwischen loderte. Als sie eben losgerannt waren, hatten die Flammen gerade die Dächer der höchsten Fahrzeuge erreicht. Mittlerweile loderten sie doppelt so hoch gen Himmel.
    Von der Stelle aus, an der sie jetzt standen, konnten sie die gesamte Spur überblicken, die sich drei Meilen weit bis nach Osten hinzog und eine lückenlose Wand aus Feuer bildete. Aus allen Fahrzeugen entlang dieser Linie schlugen hohe Flammen aus den geborstenen Fenstern.
    Da von diesem Standort aus nicht zu erkennen war, ob und wie sich das Feuer nach Norden ausbreitete, machten sie sich auf den Weg nach Westen, um von dort aus einen besseren Überblick zu gewinnen. Travis ermahnte sie, auf jeden Fall hinter dem schützenden Hitzevorhang des Feuers zu bleiben, um nicht doch noch von jemandem entdeckt zu werden, der die Übertragung der Wärmebildkameras an dem Mast im Auge behielt. Vorausgesetzt natürlich, dass dieser Jemand angesichts des Feuers nicht gerade ganz andere Sorgen hatte.
    Nachdem sie nur wenige hundert Meter nach Westen zurückgelegt hatten, blieben sie stehen und blickten sich erneut um. Damit waren alle Fragen beantwortet.
    Das Feuer breitete sich mit einem Tempo nach Norden aus, das ihre kühnsten Hoffnungen übertraf. Durch den Funkenflug waren hier und da einzelne Brände entstanden, die bis zu einer halben Meile von der eigentlichen Feuerspur entfernt waren und inzwischen bereits zu mächtigen Feuersbrünsten angewachsen waren, die über einem Dutzend Autos zum Himmel aufloderten und sich über die Reifenkrümel rasch nach allen Seiten hin ausbreiteten. Von diesen Feuersbrünsten wiederum sprühte tausendfältiger Funkenflug auf, der in der Finsternis auf Yuma zugetrieben wurde.
    Die Stadt, das war abzusehen, würde in spätestens fünf Minuten in Flammen stehen.
    Das waren die guten Neuigkeiten.
    Leider gab es auch ausgesprochen üble Neuigkeiten.
    Travis sah, dass sich das Feuer nicht bloß nach Norden hin ausbreitete.
    Dieses Problem hatte er zwar vorhergesehen – weil es unvermeidlich war –, dabei aber gehofft, dass sich das Feuer in die anderen Richtungen nur mäßig ausbreiten würde.
    Danach sah es aber ganz und gar nicht aus.
    Die ursprüngliche Feuerspur hatte nach Süden hin auf mindestens vier Reihen Fahrzeuge übergegriffen und sich auch schon einige Reihen nach Westen hin ausgedehnt, wobei das Feuer sogar die breiten, in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Durchfahrtsgassen überquert hatte. Je heißer das Feuer brannte, desto rascher breitete es sich über die trockenen Reifenbrösel aus.
    Auf einmal gab es einen dumpfen Knall, begleitet von einem grellen Feuerball, der etwa fünfzehn Meter seitlich der ursprünglichen Feuerspur aufstieg. In irgendeinem Kofferraum war ein gefüllter Benzinkanister in der Hitze explodiert, das brennende Benzin spritzte nun in einem Umkreis von fünfzehn Metern in alle Richtungen.
    Fünf Sekunden später erfolgte die nächste Explosion, diesmal am südlichen Rand der Spur. Im Nu stand ein weiteres halbes Dutzend Fahrzeuge in Flammen.
    «Wir sollten wohl besser machen, dass wir hier verschwinden», sagte Paige.
     
    Sie liefen los nach Westen. Dort war es so sicher wie im Süden oder Osten, aber die Gegend war ihnen bereits von ihrem Weg in die Stadt her vertraut. Dort würden sie weder unvermutet auf den Rand eines Canyons noch auf schroff aufragende Berge stoßen.
    Nach ein paar Minuten machten sie noch einmal halt, um sich für den letzten Teil des Plans auszurüsten.
    Mit Fahrrädern.
    An diesen bestand zwar kein Mangel, sie waren überall inmitten der Autos zu sehen, doch meist handelte es sich um Kindermodelle. Oder um Erwachsenenfahrräder mit unbrauchbaren Sätteln, die nur noch aus Springfedern und Resten von Schaumstoff bestanden, weil der Bezug längst in der Glut der Sonne zerfallen war.
    Schließlich fanden sie drei Mountainbikes, deren Kunststoffsättel die Jahrzehnte unversehrt überstanden hatten. Zwei waren hinten an einen Kofferraumhalter montiert, das dritte lag auf der Ladefläche eines Pick-ups zwanzig Meter weiter weg.
    Von den Reifen der Fahrräder war natürlich nichts mehr übrig, doch da der Boden der Wüste so dicht mit Gummikrümeln bedeckt war, hoffte Travis, dass auch auf den Felgen eine halbwegs komfortable Fahrt möglich sein würde.
    Aus seiner Hosentasche zog er den zweiten Gegenstand, nach dem er zuvor in den Handschuhfächern Ausschau gehalten hatte: eine kleine Dose

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