Dystopia

Titel: Dystopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee

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verstrichen, seit Travis sie entzündet hatte, doch bereits jetzt erstreckte sie sich Hunderte von Metern weit. Paige konnte sehen, wie sich die Flammen noch immer rasend schnell ihrem Ziel näherten: dem Ort, wo sie begonnen hatten, Benzinkanister in einer breiten Spur zwischen den Autos auszukippen.
    Bereits jetzt waren die Flammen dazu übergegangen, sich von der eigentlichen Spur zur Seite hin auszubreiten und auf die Autos überzugreifen, die denkbar leicht entzündlich waren. Ihre Motoren, Tanks und Benzinleitungen waren mit längst vertrockneten Benzin- und Ölspuren verkrustet. Auch die seit Jahrzehnten der Sonne ausgesetzten Polster und Stoffbezüge im Inneren der Autos brannten wie Zunder.
    Und dann war da noch der Boden der Wüste selbst. Ein dichter Flor aus zerkrümeltem Reifengummi, staubtrocken und porös nach siebzig Jahren direkter Sonneneinstrahlung. Auf dieser trockenen Unterlage breitete sich die Feuersbrunst, angefacht vom Wind, vor allem in nördliche Richtung aus. Noch recht langsam, wie es schien, in gemächlichem Schlendertempo.
    Doch das täuschte, wie Paige wusste. Wenn es erst einmal richtig brannte, würde sich das Feuer wesentlich rascher ausbreiten. Unmittelbar vor sich sah sie bereits, was der rasenden Ausbreitung des Brandes weiter Vorschub leisten würde. Aus den leeren Fensterrahmen des Kleinwagens wirbelten brennende Flocken des Schaumstoffs, mit dem die Sitze gepolstert waren, in der Nachtluft in die Höhe, wurden von dem Wind davongetragen und sanken erst Hunderte Meter weiter nördlich wieder in die Tiefe. Sie blickte an der langen Reihe von Autos entlang, die bereits brannten, und sah, dass sich auch dort, während die Fenster nach und nach in der Hitze des Feuers barsten, überall das gleiche Spektakel abspielte.
    Travis spähte ein letztes Mal suchend gen Norden, in die Finsternis, die Hände zum Schutz vor dem grellen Licht der Flammen links und rechts um die Augen gelegt.
    Von Finn und seinen Männern fehlte jede Spur.
    Auch um sie herum fing der Bodenbelag aus porösen Gummistückchen nun langsam an zu brennen. Höchste Zeit, sich aus dem Staub zu machen.
    Die drei wechselten einen Blick, und gleich darauf liefen sie los in Richtung Süden. Die um sich greifende Feuersbrunst erhellte ihnen den Weg.

31
    Eigentlich hatte der Plan ein viel simpleres Ziel verfolgt. Der Grundgedanke jedenfalls war denkbar schlicht gewesen: eine langgezogene Flammenspur südlich der Stadt zu ziehen, die sich mit Hilfe des Windes nach Norden ausbreiten würde, und zwar hoffentlich so rasch, dass Finns improvisierte Operationsbasis dadurch außer Gefecht gesetzt würde – vor allem der Kameramast.
    Diese Feuerspur möglichst lang zu ziehen, schien aus zwei Gründen erforderlich. Zum einen, um die Chancen zu erhöhen, so die gesamte Stadt in Brand zu stecken, zum anderen, um einen breiten Hitzevorhang zu erzeugen, hinter dem sie sich vor Finns Leuten verbergen konnten. So zumindest hatte Travis es sich ursprünglich vorgestellt, selbst unter der Annahme, dass Finn und seine Leute sich bereits auf sie zubewegten. Hätten sich die Verfolger noch eine Viertelmeile weiter nördlich befunden, als die Feuerwand emporflammte, hätten sie sofort gesehen, an welcher Stelle das Feuer entzündet worden war, und hätten direkt loslaufen können, um ihre Opfer zu töten. Ein am Kameramast zurückgebliebener Techniker hätte sie über Funk in ihre Richtung dirigiert – oder es immerhin versucht. Aber das wäre durch die Feuersbrunst vereitelt worden. Weil die Kameras südlich davon nicht das Geringste hätten wahrnehmen können.
    Unterdessen hätten Travis, Paige und Bethany sich so schnell wie möglich an irgendeinen Ort südlich des Feuers in Sicherheit bringen und dort verschanzen können, um in Ruhe abzuwarten, bis die Stadt restlos niedergebrannt war. Danach hätten sie dann gefahrlos entkommen können.
    Wäre alles so gekommen, hätte der Plan vermutlich ganz gut funktioniert.
    Das tatsächliche Ergebnis jedoch übertraf sogar noch Travis’ kühnste Erwartungen.
    Finn hatte acht Männer verloren, während sie selbst mit heiler Haut davongekommen waren, einmal abgesehen von der Prellung an Travis’ Rücken. Unterm Strich konnten sie mit dem Ergebnis der Konfrontation mehr als zufrieden sein.
    Nachdem sie sich vor dem Feuer im Laufschritt in Sicherheit gebracht hatten, machten sie nach etwa zweihundert Metern halt. Sie drehten sich um und betrachteten die Flammen im Norden.
    «Mein Gott», sagte