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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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offensichtlich beunruhigt. Sie begriffen, in welcher Gefahr er schwebte – vermutlich sogar besser als er selbst.
    Finn befand sich unverändert in ihrer Schusslinie. War unverändert ein Ziel.
    Doch da waren zunächst noch Bedrohungen. Unmittelbare Bedrohungen.
    Paige zielte über den zusammensackenden Körper des ersten Mannes hinweg auf den zweiten, anderthalb Meter hinter ihm, und feuerte erneut. Erwischte ihn direkt vor dem Ohr. Die Eintrittswunde war klein, im Schein des Feuers jedoch konnte sie sehen, wie am Hinterkopf der Inhalt seines Schädels in einem unordentlichen Schwall herausspritzte.
    Dann änderte sich die Lage unvermittelt.
    Die beiden Männer direkt vor Finn packten ihn. Zerrten ihn nach unten und entfernten sich eilig mit ihm. Paige sah, wie sie sich hektisch umsahen, die beste Route suchten, die in Sicherheit führte – in Deckung und möglichst weit weg.
    Im selben Augenblick ließ sich der dritte Mann zwischen den Autos fallen. Schneller sogar als seine beiden Kollegen, nachdem sie tödlich getroffen worden waren. Er suchte auf dem Boden Schutz, um nicht länger in ihrer Schusslinie zu sein. Er war noch nicht bei dem Kleinwagen angelangt, befand sich noch neben dem niedrigen Sportflitzer. Der Abstand zwischen ihm und dem nächsten Fahrzeug war gering, doch als Paige die SIG senkte, um ihm dorthin zu folgen, schob sich das Dach des Kleinwagens vor ihre Zielvorrichtung und verdeckte ihre Schussbahn.
    Sie feuerte trotzdem. Gab drei Schüsse in rascher Folge ab. Sie sah, wie sie das Autodach durchschlugen, dabei aber von ihrer Flugbahn extrem abgelenkt wurden. Am Autodach vorbei konnte sie sehen, wie der Mann weiter ungehindert näher kam.
    Zugleich begriff sie, dass ihr für einen weiteren Schuss keine Zeit blieb.
    In demselben Sekundenbruchteil, in dem er aus dem Dunkel heraus ihr Feuer erwiderte, hechtete sie zur Seite. Die Fenster des Kleinwagens zerbarsten in tausend Splitter. Paige landete wieder hinter dem Van auf der Erde, unweit von Bethany, und zwar härter als beabsichtigt. Sie hatte blitzschnell in Deckung gehen müssen, ohne auf die Koordination achten zu können, und das würde sich jetzt rächen.
    Weil sie sich nicht mehr rechtzeitig würde aufrichten können. Sich nicht einmal mehr würde umdrehen können, um den nächsten Schuss abzugeben. Dafür würde sie gut anderthalb Sekunden brauchen, und bis dahin wäre der Verfolger längst um die Rückseite des Wagens herumgekommen.
    Sie sah es vor sich, wie in einem Albtraum. Noch immer nicht verlangsamt. Bloß klar und deutlich. Qualvoll deutlich. Es gelang ihr, den Kopf zu wenden und aus den äußersten Augenwinkeln einen Blick hinter sich zu werfen.
    Der Bewaffnete war bereits dort. Passierte gerade das Heckfenster des Wagens und kam jetzt um den Kofferraum herum. Hob die MP an die Schulter, um gleich das tödliche Feuer zu eröffnen.
    Und dann explodierte sein Kopf.
    Es ging so schnell, dass Paige in der Finsternis hinter der Stoßstange des Vans um ein Haar das Mündungsfeuer der Repetierflinte übersehen hätte.
    Gleich darauf stand Travis aufrecht da, lud die Flinte ein weiteres Mal durch und zielte mit dem Lauf über dem Dach des Kleinwagens in alle Richtungen. Auf der Suche nach Finn.
    Aber Finn war längst über alle Berge. Das konnte Paige Travis von den Augen ablesen.
    Das Geschrei mehrerer Stimmen drang in ihr Bewusstsein – sie merkte, dass sie dieses Geschrei schon seit Sekunden hörte, aber bislang noch gar nicht zur Kenntnis genommen hatte. Weil es nicht Teil des einfachen Bildes gewesen war.
    Sie sah, wie Travis den Blick seitlich neben den Van richtete, und da begriff sie, was es mit dem Geschrei auf sich hatte. Es kam von den Männern, die von den Flammen eingeschlossen waren. Sie waren noch am Leben. Travis richtete den Lauf der Flinte in ihre Richtung und feuerte die restlichen Patronen aus dem Magazin auf sie ab, wobei ihre Durchschlagskraft ausreichte, um mit vier Schüssen fünf Menschen zu töten, vermutlich hätten sogar zwei oder drei Schüsse genügt.
    Das Geschrei hörte auf.
    Travis hängte sich die Flinte wieder um die Schulter, drehte sich um und streckte Paige und Bethany die Hand entgegen, um ihnen beim Aufstehen behilflich zu sein.
    Paige sah sich schweigend um. Musterte die Leichen in der Feuersbrunst. Die Leichen neben dem Sportwagen. Den leeren Raum, wo sich eben noch Finn und die beiden anderen Männer befunden hatten.
    Ihr Blick folgte der Feuerspur. Kaum fünfzehn Sekunden waren

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