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E-Bike Tour de Suisse (German Edition)

E-Bike Tour de Suisse (German Edition)

Titel: E-Bike Tour de Suisse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Lesgrandes
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auf der Bank saß. Der Mann hat ihn angesprochen und, nachdem von ihm keine Reaktion kam, hat er vermutet, dass er tot oder schwer krank ist und Polizei und Notarzt gerufen. Sie haben ihn gleich ins Krankenhaus gebracht, aber er war schon tot, als er dort eintraf.“
    „Das war ja tragisch“, greift Martin in ihre Rede ein. „Hat deine Oma das dann überwinden können oder hat es sie noch lange Zeit belastet?“, fragt Martin.
    „Das hat uns auf der Beerdigung alle sehr überrascht. Wir versuchten sie zu trösten, dass es halt nun ohne ihren geliebten Mann weitergehen muss, und sie sagte dazu immer nur: ‚Es muss halt, es wird schon werden‘. Also sie war die ganze Zeit sehr gefasst.“
    Martin denkt bei sich: ‚So richtig spannend ist diese Geschichte ja nun wirklich nicht, oder hat sie den finalen Knüller bislang für sich behalten‘?
    „10 Jahre später ist dann meine Oma gestorben. Ein paar Tage nach ihrer Beerdigung hat mich mein Vater zu sich gerufen. Er wollte mir etwas sagen. Er hat es richtig spannend gemacht. Er hat mir dann erklärt, wie das mit Opas Tod wirklich war.“ Melanie tut richtig geheimnisvoll.
    „Mein Vater sagte mir: Weißt du, ich möchte dir etwas erklären, weil ich möchte, dass du Wahrheit erfährst, wie dein Opa gestorben ist. Ich habe es die ganze Zeit bedauert, dass du damals über die Umstände von Opas Tod angelogen wurdest. Nach 10 Jahren hatte ich ja nun wirklich nicht mehr damit gerechnet, dass mein Vater mich wegen damals noch aufklären möchte. Aber natürlich war ich gespannt, was er zu sagen hatte.“
    „Er erzählte mir, dass Oma ihm das Versprechen abgenommen hat, solange sie lebt niemand etwas davon zu erzählen, wie Opa tatsächlich gestorben ist. ‚In der Ehe zwischen Oma und Opa hat es schon lange geknirscht‘, sagte er mir. ‚Eigentlich wurde die Ehe nicht mehr vollzogen, die beiden lebten nur noch wie zwei gegenseitig Unbeteiligte nebeneinander her. Sex gab es zwischen ihnen seit Jahren nicht mehr‘, so schilderte er es mir ausführlich.“
    „Opa war Stammgast in einem Etablissement, wo man sich eine hübsche Frau gegen angemessene Bezahlung aussuchen darf. Er hatte dort so eine Art „Freundin“, die er immer wieder aufsuchte, wenn er Lust nach ihr verspürte. Seine Freundin hat ihm das gegeben, was er daheim nicht mehr gekriegt hat. Somit hat wohl jeder in angemessener Weise das bekommen, was er sich gewünscht hat. Die Oma hatte ihre Ruhe, Opa seinen Sex, und die hübsche Frau hat gleich zweimal profitiert, sie hat Sex und Geld bekommen. Es wurde niemandem Gewalt angetan. Jeder hat freiwillig das gegeben und das genommen, wozu er Lust hatte. Soweit alles in bester Ordnung.“
    Martin zu Melanie. „Was Sex anbetrifft, sind wir doch alle so perfekt aufgeklärt, habe ich mir immer gedacht. Warum muss man dann eine sexuelle Befriedigung, die überhaupt nicht unanständig ist und die alle Beteiligten im gegenseitigen Einvernehmen so haben wollen, über Jahrzehnte hinweg ganz verschämt vor seinen nächsten Angehörigen verheimlichen?“
    Sie fährt fort. „Ich habe mir überlegt, wie das wohl gewesen wäre, wenn mein Opa meiner Oma gesagt hätte, dass er zur Abwechslung mal ein anderes Essen haben möchte und ins Restaurant gegangen wäre.“
    Martin schaut sie fragend an. „Wenn ich in ein Restaurant gehe, dann werde ich doch auch von einer Kellnerin bedient, ohne dass das als unanständig empfunden wird. Da gibt es doch nichts zu verheimlichen. Die Leute regen sich ja auch nicht darüber auf, wenn der Mann zur Abwechslung das Essen nicht von seiner Frau kochen und servieren lässt, sondern von Koch und Kellnerin im Restaurant. Ist das etwas anderes? Wenn der Opa beim Mittagessen im Restaurant einen Herzinfarkt erlitten hätte und verstorben wäre, hätte die Oma dann auch gemeint, dies verschweigen zu müssen und die Verwandtschaft anzulügen?“ Er bekommt keine Antwort. Vermutlich war die Frage auch nur rhetorisch gemeint.
    „Mein Vater hat die Frau in dem Etablissement nach Opas Tod aufgesucht, weil er wissen wollte, in wessen Armen Opa ins Paradies eingezogen ist. Die Frau sieht gut aus. Opa hat guten Geschmack gezeigt. Opa hatte offensichtlich auch guten Sex mit ihr. Wie die Frau meinem Vater sagte, hat auch sie es genossen, mit ihm zusammen zu sein. Mein Vater konnte verstehen, dass Opa sie immer wieder aufgesucht hat. Er hätte ihm deshalb auch keine moralischen Vorwürfe gemacht oder ihn sonst irgendwie um Rechenschaft

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