E-Bike Tour de Suisse (German Edition)

(französisch Lac des Quatre Cantons, italienisch Lago dei Quattro Cantoni/Lago di Lucerna, rätoromanisch Lai dals Quatter Chantuns) ist ringsum von Bergen umgeben. Seinen Namen hat er von den vier hier angrenzenden Waldstätten, den Kantonen Uri, Unterwalden, Schwyz und Luzern, also den eigentlichen schweizer Urkantonen. Hier ist die Wiege der Schweizer Eidgenossenschaft.
    Auf dem Dorfplatz von Altdorf, der heutigen Kantonshauptstadt von Uri, pflanzte der habsburgische Landvogt Gessler die Stange mit seinem Hut auf und zwang die Bürger, diese als Symbol der Habsburger zu grüßen. Hier erlebt Martin schweizer Geschichte in seiner reinsten Form. Den geglückten ‚Apfelschuss‘, die Flucht Tells vom Boot auf die heute so genannte Tellsplatte unterhalb des Axen und schließlich die Ermordung des Landvogts bei Küssnacht. Martin kennt aus der Schule auch das bekannte Zitat von Friedrich Schiller ‚Durch diese hohle Gasse muss er kommen‘. Er weiß, dass dies dann zum Freiheitskampf der Schweizer führte.
    Der Vierwaldstättersee ist an der Oberfläche 434 m über dem Meer, er hat eine Fläche von 114 km² und ist bis zu 214 m tief. Die Uferlänge beträgt 161,9 km. Das Wasser hat Trinkwasserqualität. Die Reuss bringt es aus dem Gotthardmassiv. Im Sommer erreicht er eine Temperatur von 22 °C. Der Vierwaldstättersee wird vom Föhn begünstigt. Die Berge schützen ihn vor kalten Winden. Daher ist das Klima mild und die Vegetation gleicht weitgehend derjenigen des Kantons Tessin. An den Seeufern wachsen Hanfpalmen, Feigen, Yuccas, Zypressen, Opuntien und andere südländische Pflanzenarten.
    Der Vierwaldstättersee ist eines der beliebtesten Fremdenverkehrsgebiete der Schweiz. Die Landschaft rund um den See gleicht einer Theaterkulisse. Seine nach verschiedenen Himmelsrichtungen orientierten Ufer und Buchten sind in seiner Vielgestaltigkeit einzigartig und in Aussehen und Vegetation unterschiedlich und abwechslungsreich.
    Es ist inzwischen Abend geworden. Martin ruft Emmanuelle auf ihrem Natel an, dass es etwas später werden wird. Sie ist bereits in Beckenried in dem Hotelzimmer, das sie von Biel aus zusammen gebucht haben. Beckenried ist auf der Südseite des Vierwaldstättersees.
    Aber jetzt erst kann er sich die Landschaft genauer ansehen. Das sind ja ganz steile Berge, die den See umgeben. Kann er denn da mit dem Velo überhaupt fahren? Er studiert Reiseführer und Karte genauer.
    Soll er auf der Ostseite des Sees bis Brunnen-Ingenbohl fahren und dann mit dem Schiff über den See nach Beckenried? Näher wäre es doch, denkt Martin in seiner Naivität, wenn ich gleich auf der Südseite des Sees bleibe und direkt nach Beckenried fahre. Er schaut sich die Berge an, die überall am See bis hinab ins Wasser reichen.
    Er studiert die Karte. Auf der Ostseite ist bis Brunnen und dann auf der Nordseite weiter am See entlang ein Fahrradweg eingezeichnet. Auf der Westseite findet er bis Beckenried nur einen Autobahntunnel von 9,3 km Länge durch den Berg. Vermutlich kann und darf er da gar nicht durchfahren. Selbst wenn dies möglich wäre, das würde ihm dann doch keinen Spaß machen. Statt durch den Tunnel über die Berge fahren? Die sind so hoch wie der Gotthard. Es gibt zwar Wanderwege. So führt der 1991 zur 700 Jahr Feier eröffnete Weg der Schweiz um den Urner See herum. Ob er diesen Weg fahren kann? Und auch dieser Weg geht steil den Berg hoch geht. Das will und kann er sich heute nicht noch einmal zumuten. Dazu hat er nun wirklich kein zweites Mal genug Kräfte. Er kann also nur östlich am See vorbei nach Brunnen-Ingenbohl und dann entweder direkt von Brunnen mit dem Schiff nach Beckenried oder weiter auf der Nordseite nach Gersau und von dort mit der Autofähre nach Beckenried übersetzen.
    Als ersten Ort am Vierwaldstättersee begrüßt ihn Flüelen mit einem herrlichem Panorama und viel Abendsonne. Hier wird der See Urnersee genannt, das ist der Teil von Flüelen bis Brunnen. Flüelen ist ein angenehmer Ferienort, gleichzeitig ein idealer Ausgangspunkt für unvergessliche Ausflüge in die Berge und auf den Vierwaldstättersee. Früher wechselten hier die Reisenden vom Maultier oder der Postkutsche auf das Schiff. Das Dorf ist umrahmt von hohen Berggipfeln, die sich im blauen Wasser spiegeln. Hier könnte Martin bereits in ein Schiff der Raddampferflotte einsteigen und sich bequem entlang den Gestaden des Urner Sees nach Brunnen und dann Beckenried transportieren lassen. Aber er will sich die bekannten