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E-Book - Geisterritter

E-Book - Geisterritter

Titel: E-Book - Geisterritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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Grabsteinen stehen.
    »Renn, Ella!«, schrie ich, aber sie rührte sich nicht, und ein weiterer Toter – ein magerer Kerl mit kurzem blondem Haar – griff sie sich, während ein dritter auf Zelda zustapfte. Sie hieb ihm dieKrücke mitten auf den kahlen Kopf, aber er stieß nur ein wenig erfreutes Grunzen aus und zog sie Zelda so mühelos aus den Händen, als nähme er einem Baby die Rassel weg. Dann zerrte er Zelda wortlos auf seinen grässlichen Herrn zu.
    Stourton saß reglos auf seinem Pferd und beobachtete mit ausdrucksloser Miene, wie seine Knechte die menschliche Beute einsammelten. Ich blickte mich nach dem Vollbart um und entdeckte ihn ausgestreckt zwischen den Grabsteinen, die Flinte neben sich. Für einen Moment machte ich mir tatsächlich Sorgen um ihn, aber Stourton gab mir keine Gelegenheit, diesem überraschenden Gefühl gründlicher nachzuforschen.
    »Bringt die Kinder auf den Turm!«, befahl er.
    Seine Stimme war wie die schlechte Kopie einer Stimme, hohl und klanglos. Aber das Geräusch, das ich hinter mir hörte, war viel furchtbarer. Zelda weinte. Sie fluchte, während sie schluchzte, aber trotzdem – ihre Tränen sagten es mehr als deutlich: Wir waren verloren. Keine Rettung in Sicht. Ende der Vorstellung.
    »Ich bring dich um, Stourton!«, schrie ich, während zwei seiner Knechte mich auf die Kirchentür zuzerrten. »Ich bring dich um, du madenzerfressener Dreckskerl!«
    »Und wie willst du das anstellen, Hartgill?«, erwiderte Stourton, während er gemächlich vom Pferd stieg. »Ich bin schon tot, hast du das vergessen? Nicht mal dein ritterlicher Freund konnte mir etwas anhaben.«
    Ich sah zu Ella hinüber. Sie hatte die Lippen fest aufeinandergepresst, aber immer noch keine Träne in den Augen. Bei meinen war ich mir da nicht so sicher.
    Die Tür, die zum Turm hinaufführte, war so niedrig, dass sie für Kinder gemacht schien. Der Knecht, der uns folgte, blieb fast in ihr stecken. Er stieß mir immer wieder die Faust in den Rücken, während ich Ella die ausgetretenen Stufen hinauffolgte. Auf halber Höhe kamen wir an einem fensterlosen Raum vorbei, von dem ich gelesen hatte. William Hartgill hatte sich darin vor Stourton versteckt, während sein Sohn den ganzen weiten Weg nach London geritten war, um Hilfe zu holen. Alles umsonst. Am Ende hatte Stourton ihn doch getötet. Genau wie dich, Jon, dachte ich. Aus der Rache wird nichts. Und diesmal wird der Hartgill-Fluch auch eine Littlejohn das Leben kosten. Der Gedanke war noch schlimmer als die Angst, die ich um mich selbst hatte.
    »Jon!«, flüsterte Ella, als wir fast oben waren. »Wo ist Longspee?«
    Natürlich. Sie wusste nichts von dem toten Choristen und dem, was er mir erzählt hatte. Ja, wo war er … ich wollte ihn rufen, seit Stourton über das Friedhofstor gesetzt hatte, aber ich konnte mich an nichts als seine Dunkelheit erinnern, und der Gedanke, dass ich vielleicht einem Mann vertraut hatte, der einen Jungen getötet hatte, der nicht älter gewesen war als ich, lähmte mir die Finger jedes Mal, wenn ich sie über seinem Siegel schließen wollte.
    »Er hat den Choristen aus dem Fenster gestoßen!«, flüsterte ich ihr zu. »Er ist auch ein Mörder!«
    Ella warf mir einen Was-ist-das-nun-wieder-für-eine-Jungen-Dummheit?-Blick zu.
    »So ein Blödsinn!«, flüsterte sie zurück. »Ruf ihn! Sofort!«
    Oh, wo war sie gewesen? Jedes Wort fuhr mir wie frischer Wind durch die finsteren Gedanken.
    Wir hatten die niedrige Holztür erreicht, die hinaus auf das Turmdach führte. Der Knecht schubste uns nach draußen. Stourton folgte ihm. Die Nacht schwärzte ihm die bleichen Glieder, und sein Gesicht war so durchsichtig, als könnte ihn ein Windstoß auslöschen. Aber der lebende Leichnam neben ihm duckte sich wie ein Hund, sobald er in seine Richtung sah.
    »Zu schade, Hartgill, dass ich dich nicht eigenhändig in die Tiefe stoßen kann!«, sagte Stourton, während er sich die bleichen Kleider glatt strich. »Aber ich schlüpfe nicht gern in den toten Körper irgendeines Bauern.«
    Der tote Mann, der neben ihm stand, machte einen Schritt auf Ella zu.
    Ich stellte mich schützend vor sie, auch wenn sie versuchte, mich zurückzuzerren.
    »Du bist so ein jämmerlicher Lügner!«, stammelte ich (mehr brachten meine zitternden Lippen nicht zustande). »Weißt du, was ich denke? Dass du dich noch nie getraut hast, jemand eigenhändig umzubringen. Das hast du schon immer andere machen lassen!«
    Meine Finger tasteten nach Longspees

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