E-Book statt Papierkonserve
Bei Platon wird dies durch die verschiedenen Dialogpartner noch deutlicher als bei Aristoteles.
Mit den beiden wichtigsten Denkern des antiken Griechenlands wurde die griechische Schriftsprache also zum Medium abstrakter Erkenntnis. Zugleich wurde bei ihnen deutlich, dass es sehr unterschiedliche Positionen geben kann, die innerhalb eines Gemeinwesens in einem Diskurs aus Schrift und Wort in Institutionen wie Platons Akademie und auf den öffentlichen Plätzen verhandelt werden.
Vom ersten Auftritt des Buches sind wir aber immer noch ein paar hundert Jahre entfernt. Denn die großen Schriften der antiken Denker wurden nicht als Bücher abgefasst. Zunächst verwendeten die Griechen Leder, das aus den Häuten von Ziegen und Schafen angefertigt wurde. Die Ägypter hatten dagegen schon Jahrhunderte zuvor einen anderen, weit besseren Beschreibstoff entdeckt: den Papyrus. Ob Platon und Aristoteles ihre ersten Schriften bereits auf dem praktischeren Papyrus oder noch auf Tierhäuten oder Holz niederlegten, wissen wir nicht. Auf jeden Fall war Papyrus spätestens ab Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. im antiken Griechenland im Einsatz. Bekannt war Papyrus als Beschreibstoff auf dem Peloponnes schon früher – das beweist beispielsweise die Abbildung eines Jünglings, der eine Papyrusrolle liest, auf einer attischen Vase aus dem Jahr 490 v. Chr.
Papyrus wurde aus den Blättern der Papyruspflanze gewonnen, die an den Ufern des Nil wuchs. Das Mark der Blätter wurde in Streifen geschnitten und diese Streifen dann waagerecht auf einen glatten feuchten Untergrund gelegt. Die einzelnen Markstreifen überlappten sich dabei. Auf eine Schicht wurde eine zweite gelegt, bei der die Markstreifen im rechten Winkel zu denen der ersten Schicht verliefen. Beide Schichten wurden nun mit einem Stein festgeklopft, so dass sie sich dank des feuchten Untergrundes und des klebrigen Marks miteinander verbinden konnten. Die Ägypter trockneten die so entstandenen Blätter in der Sonne und klebten mehrere von ihnen mit Mehl oder Essig zusammen. Sobald ein Schreiber den Papyrus beschrieben hatte, wurde die Rolle am Ende abgeschnitten und ein Stab daran befestigt. So konnte der Papyrus um diesen Stab gewickelt werden – und fertig war die Papyrusrolle von sechs bis zehn Metern Länge.
Papyrusrollen waren einseitig beschrieben. Zum Lesen wurden sie auseinander- und danach wieder zusammengerollt. Besonders kompakt waren die Rollen auch nicht – sie wurden leicht beschädigt. Also bildete sich mit der Zeit ein neues Format heraus, das wesentlich praktischer war als die Papyrusrolle: der Kodex. Und da haben wir es endlich, das Buch. Bei seiner Herstellung wurden die Blätter aus Papyrus und später auch aus Pergament übereinandergelegt und in der Mitte geheftet. Mehrere Lagen dieser verbundenen Blätter wurden dann zu einem Buch zusammengenäht und mit einem Einband aus Holz oder Leder versehen. Der Kodex war kompakter und die Beschreibstoffe konnten beidseitig beschrieben werden. Entsprechend passte auch mehr hinein: Ein Kodex umfasste die Inhalte mehrerer Papyrusrollen. Doch wie alle Neuerungen hatte es auch der Kodex schwer, sich durchzusetzen. Er war zunächst bei den unteren Schichten beliebt, bei den oberen eher nicht. Zwischen dem 2. und dem 4. Jahrhundert n. Chr. setzte er sich schließlich durch. Mit dem Kodex gewann auch das Pergament, das mit verfeinerten Techniken aus Tierhäuten hergestellt wurde, an Bedeutung und löste schließlich den Papyrus ab. In Europa wurde es dann wiederum selbst ab dem 12. Jahrhundert vom günstigen Papier verdrängt.
Genauso wie sich die Schreibmaterialien weiterentwickelten, versuchten die Menschen auch, das Vervielfältigen einfacher zu gestalten. Ab Ende des 14. Jahrhunderts entstand in Deutschland der Holztafeldruck, auch Holzschnitt genannt. Auf den Druckstock wurde eine Zeichnung, später auch der Entwurf des Malers aufgebracht. Dann schnitt der Formschneider um die Linien herum Holz weg, bis nur noch die Zeichnung – oder der Text – erhoben vorstand. Die derart abgehobenen Bereiche wurden mit Tinte eingefärbt. Anschließend wurde Papier auf den eingefärbten Druckstock aufgelegt, angerieben und angedrückt. So entstand ein Einblattdruck. Besonders beliebt bei den Käufern waren Heiligenbilder und Spielkarten. Ab 1430 entstanden aus den Holzschnitten auch Bücher mit wenigen Blättern, Blockbücher genannt. Jedoch war ihre Herstellung mühsam. Die Blockbücher wurden nur bis etwa 1530
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