E-Book statt Papierkonserve
das Prinzip der Presse, um mit einem genau für seine Zwecke modifizierten Gerät die gesetzten Seiten schließlich zu drucken. Er entwickelte also die entsprechenden Gerätschaften sowie die fein aufeinander abgestimmten Arbeitsschritte, die in seinen Druckwerkstätten – zunächst ab 1434 in Straßburg und dann spätestens ab 1448 in Mainz – Handgriff für Handgriff umgesetzt wurden. Die entscheidende Verbesserung war, dass statt des Schreibens von Hand die Druckerpresse zum Einsatz kam und die einmal gesetzte Seite vielfach und ohne Abnutzung der Lettern gedruckt werden konnte. Preislich war das Druckverfahren attraktiv, da die Lettern entweder wiederverwendet oder eingeschmolzen werden konnten. Das Ausgangsmaterial ging also nicht verloren.
Trotz der Zeit- und Kostenersparnis gegenüber herkömmlichen Methoden wie der handschriftlichen Vervielfältigung und trotz der wesentlich besseren Handhabbarkeit als bei den per Holzschnitt hergestellten Blockbüchern war das Unterfangen, das Gutenberg in Mainz ab 1448 wagte, zunächst sehr teuer. Er wollte mit seinem neuen Verfahren 180 Bibeln drucken, jede mit 1.282 Seiten, davon 140 Exemplare auf Papier und 40 auf dem teureren Pergament. Dazu benötigte er neben großen Mengen an Papier und Pergament noch mehrere Druckerpressen, mindestens 60.000 Lettern, mehrere Setzer, Drucker sowie weitere Arbeiter zum Anlegen der Bögen und für andere Handreichungen.
Gutenbergs eigene finanzielle Mittel reichten für diese Großtat bei Weitem nicht aus und er tat, was Geschäftsleute in einer solchen Situation üblicherweise tun: Er nahm einen Kredit auf. Das hatte er auch schon mehrfach in Straßburg getan. Schon bald nach seiner Ankunft in Mainz lieh er sich 150 Gulden von einem Vetter. Doch das war nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Er brauchte eine weitaus größere Summe, um seine Mainzer Werkstatt für das große Unterfangen einzurichten. Sein neuer Geldgeber war Johannes Fust, ein Mitglied der Mainzer Goldschmiedezunft. 1449 lieh dieser ihm zunächst 800 Gulden und dann 1452 nochmals 800 Gulden. Die Summe entsprach damals dem Gegenwert von mehreren Stadthäusern – es war also eine gewaltige Investition notwendig, um die Werkstatt einzurichten und den Buchdruck voranzutreiben.
Die geschäftliche Zusammenarbeit endete vor Gericht: Fust klagte, Gutenberg hätte die vereinbarten 6 Prozent Zinsen nicht gezahlt. Gutenberg gab an, man habe mündlich vereinbart, bei der zweiten Summe von Zinsen abzusehen, da Fust in diesem Fall als Geschäftspartner und nicht als Kreditgeber auftrete. Der Prozess endete im November 1455 damit, dass Gutenberg Teile seiner Werkstatt und der gedruckten Bibeln an Fust abtreten musste. Allerdings waren die Bibeln zu diesem Zeitpunkt wohl schon (fast) fertig und Käufer hatte Gutenberg auch schon vor der Fertigstellung gehabt. Dennoch war der Erfinder zum Zeitpunkt des Prozesses nicht in der Lage, Fusts finanzielle Forderungen zu erfüllen. Es ist aber durchaus möglich, dass Gutenberg die ersten eingehenden Bezahlungen für die Bibeln gleich wieder in die Werkstatt investierte. Nach dem verlorenen Prozess war Gutenberg bis zu seinem Tod im Jahr 1468 weiter als Drucker tätig. Ein ähnlich umfangreiches Unterfangen wie seine ersten Bibeldrucke strebte er jedoch nicht mehr an.
Gutenbergs Einsatz, der mit hohen persönlichen finanziellen Risiken verbunden war, brachte der Nachwelt jedoch viele Vorteile. Seine Erfindung verbreitete sich in einem für damalige Zeiten rasanten Tempo: Um 1450 hatte er den Buchdruck mit beweglichen Lettern erfunden und schon 50 Jahre später, um 1500, gab es in Europa an 265 Orten 1.100 Druckereien. Diese hatten in den ersten 50 Jahren seit Einführung des neuen Buchdruckverfahrens insgesamt 10 Millionen Bücher hergestellt. Im Vergleich zur zuvor üblichen handschriftlichen Vervielfältigung konnte das mit der neuen Technik auf Papier gedruckte Buch wesentlich schneller und günstiger produziert werden. Der Bedarf an preiswerten Büchern war gegeben, denn seit Beginn des 13. Jahrhunderts waren überall in Europa neue Universitäten gegründet worden. Die Büchergelehrsamkeit war aus den Klöstern in die Städte gekommen und damit war die Nachfrage nach erschwinglichen Druckwerken geweckt. So entstand um 1500 jener Bücherkosmos aus lesenden, schreibenden und studierenden Bürgern, aus Bibliotheken und Bücherverkäufen, der bis in die heutige Zeit besteht.
Eine besondere Rolle spielte der Buchdruck
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