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Riggs, die Lou O’Connors Entschluss, Riggs’ neues Buch zu veröffentlichen, vielleicht ins Wanken bringen könnten. Das ist doch der Grund, warum Sie da sind, oder? Oder handelt es sich etwa um eine dieser glühenden Liebesgeschichten, von der ich wissen sollte?“
„Genau. Wir lassen keine beschissene Minute am Tag aus, um zu vögeln. Aber was, bitte schön, hat das mit Ihrem dreckigen Geschäft zu tun?“
„Kaffee oder nicht, Miss Hayes?“
„Kaffee. Nur damit ich ihn Ihnen über den Schoß kippen kann. Wo?“
Er gab mir die Adresse seines Hotels, und ich ging ins Bad, um einen weinroten Lippenstift aufzutragen – mein Gott, dachte ich, selbst meine Schminke hat noch mit Alkohol zu tun. Danach schluckte ich zwei Aspirin. Und vorsorglich noch eine dritte. Lutschte eine Magentablette. Spülte den Rest Kaffee hinunter. So frühstücken Gewinner.
Ich ging runter ins Erdgeschoss.
„Wohin wollen Sie?“ fragte Riggs, munter wie eh und je.
Ich hatte mir die Sonnenbrille aufgesetzt, und in meiner Kehle hörte ich einen Frosch quaken: „Muss irgend so einen Reporter auf einen Kaffee treffen. Er will wissen, was los ist. Hat rausgekriegt, dass ich hier bin. Ist mir gefolgt. Wer weiß? Ein Kaffee mit mir, und er verschwindet wieder in dem Loch, aus dem er herausgekrochen ist.“
In Rolands Blick flackerte Panik auf. „Für welche Zeitung schreibt er?“
„Keine Zeitung. Ein Magazin. Hören Sie Roland, ich halte ihn uns vom Hals, bis wir wissen, was wir mit dem Gedicht … ich meine, mit dem Buch machen werden.“
Roland brachte mich zur Tür. Zehn Katzen lagen gleich einem pelzbesetzten Seidenteppich faul auf den Stufen und versperrten mir den Weg. Roland fing an, haltlos zu niesen.
„Eine Allergie. Ich gehe besser wieder rein.“
Kopfschüttelnd stieg ich über eine gestreifte Katze mit einem enorm dicken Bauch – Junge? – und ging zu meinem Wagen.
Das Sundial Resort ist ein weitläufiger Gebäudekomplex inklusive einer Pool-Bar, an der ich Donald Seale lieber getroffen hätte. Stattdessen erwartete er mich an einem der hinteren Tische im Speisesaal und winkte mich zu sich herüber, als er mich sah.
Ich war darauf vorbereitet, ihn von der ersten Sekunde an zu hassen. Allerdings war ich keineswegs darauf vorbereitet, einen so gut aussehenden Mann anzutreffen. Seine Haut hatte die Farbe von Vollmilchschokolade, und seine Augen waren groß, rund und sehr dunkel. Man konnte kaum zwischen seiner Pupille und der Iris unterscheiden. Nur Augen, schwarz wie die Nacht. Ich erinnerte mich daran, dass ich gut aussehende Menschen schon aus Prinzip nicht mochte, und setzte mich, seine ausgestreckte Hand ignorierend.
„Um das gleich klarzustellen“, sagte ich zur Begrüßung, „alles, was wir hier reden, bleibt unter uns. Wenn Sie auch nur ein Silbe drucken, dann bringe ich Sie zur Strecke und werde Sie langsam und qualvoll töten. Ich schrecke auch vor genitaler Verstümmelung grundsätzlich nicht zurück, Mr. Seale.“
„Ich hörte schon, dass Sie ein harter Brocken sind, aber ich hatte keine Ahnung, dass …“
„Ich habe gehört, dass Sie ein Arschloch sind. Und Sie enttäuschen mich nicht.“
„Hören Sie zu. Ich bin hier, um Ihnen zu helfen.“
„Nein. Was auch immer Sie über Roland Riggs in der Hand haben, Sie haben es nur, weil Sie in seine Privatsphäre eingedrungen sind. Er hat sich hierher zurückgezogen, weil er von all dem Trubel nichts mehr wissen wollte, und jetzt wollen Sie mit Ihrem lausigen Magazin ein bisschen Auflage machen, und dafür sind Sie offensichtlich bereit, Ihre Seele zu verkaufen. Ich bleibe also dabei: Was immer Sie ‚haben‘, ich bin nicht interessiert.“
„Roland Riggs ist eine Figur des öffentlichen Lebens.“
„Nein. Er ist Schriftsteller.“
„Das ist das Gleiche.“
„Aha. Fair Play – gleiche Regeln für alle. Darf ich dann also auch mal in Ihrem Dreck wühlen und herausfinden, dass Sie Unterwäsche der USC Trojans – Größe XS – tragen und sich über den Fotos Ihrer Großmutter einen runterholen?“
„Sind Sie vor zwölf Uhr mittags immer so ausnehmend charmant?“ fragte er leicht gepresst.
„Ach nein, warten Sie. Von wegen Fair Play. Sie sind ja in dem Sinne kein Schriftsteller. Sie sind ein Parasit. Entschuldigen Sie vielmals.“
„Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, sich als Alleinunterhalterin selbstständig zu machen, wenn die Sache mit den Büchern nicht hinhaut?“ Mit einem Lächeln, das mir einen Blick auf seine
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