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die einem bombensicher vor einem möglichen Kater bewahren sollte. Es schmeckte wie eine Mischung aus Knoblauch, Zitrone und kleingehacktem Kohl. Ich war drauf und dran, mich zu übergeben.
„Essen ist fertig.“
Beim Anblick der dampfenden Tacos und erst recht, nachdem ich sie gerochen hatte, wusste ich, dass ich einem aller Wahrscheinlichkeit nach grauenhaften Morgen danach entgegensah. Ich aß so wenig wie möglich, während Roland sich mit Maria darüber unterhielt, welches Gewürz sie wohl noch anbauen könnten. Sie züchteten Küchenkräuter und studierten dafür botanische Bücher, behaupteten sie. Roland schienen unsere drei Eimer Bier überhaupt nichts auszumachen. Und ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass er während der ganzen Zeit in der Tiki Bar ein einziges Mal pinkeln war. Mir war nicht klar, ob ich das beeindruckend oder erschreckend finden sollte.
Ich spürte genau, dass ich dringend auf mein Zimmer musste.
„Tut mir Leid, ihr Lieben, aber ich fürchte, ich muss heute auf das
Glücksrad
verzichten.“
„Aha … Sind Sie ganz sicher, Miss Cassie?“ Maria stellte die Fragen mit einem Lächeln, aber ihr Blick verriet nichts Gutes. Vielleicht hatte ich das vorher übersehen.
„Posss-i-tivv“, sagte ich mit schwerer Zunge.
„Wenn das so ist, dann müssen Sie mein Buch als Bettlektüre mitnehmen.“
Roland erhob sich und eilte die Treppen hoch, wohingegen ich ihm eher schleppend folgte. Als ich endlich oben angekommen war, hielt er mir eine dicke Box hin.
„Nicht vergessen, es wird Ihnen jetzt vermutlich besser bekommen als morgen früh.“
„Ein Gedicht. Lou kriegt einen Anfall. Er wird auf seinem Schreibtisch weiße Mäuse tanzen sehen.“
„Es könnte ihm auch gefallen.“
„Könnte. Andererseits könnte Anne Rice auch anfangen, über glückliche Gnome in Dänemark zu schreiben. Danielle Steel könnte es einfallen, eine Abhandlung über den Kalten Krieg zu verfassen. John Grisham könnte nach einer Eingebung …“
„Ich hab schon verstanden. Gute Nacht, Cassie. Ich hoffe, Sie können sich dazu durchringen, nicht perfekt für okay zu halten.“
„Hm?“
„Nicht perfekt. Liebe ist nie perfekt. Aber das ist es, was die Liebe ausmacht.“
Ich nahm das epische Gedicht, und mit einer Mischung aus Furcht und dem Bedürfnis, sofort die Toilette aufzusuchen, eilte ich in mein Zimmer. Dort öffnete ich die Box mit dem Manuskript, las die erste Seite, hielt es keine Sekunde länger aus, rannte ins Bad und spuckte mein Inneres in die Kloschüssel. Als ich mich danach besser fühlte, legte ich meine Stirn auf das kühle weiße Porzellan und versuchte, nachzudenken. Bumm, bumm, bumm – hämmerte es mir gegen die Schläfen. Was um alles in der Welt sollte ich bloß Lou erzählen?
11. KAPITEL
„H allo. Miss Hayes? Hier ist Donald Seale von
Conversations
. Sie haben sich auf meinen Anruf nicht gemeldet, aber ich weiß genau, dass Sie sich bei Roland Riggs aufhalten. Ich schlage vor, Sie rufen mich im Hotel an. Die Story, die ich über Riggs schreibe, könnte so ziemlich alles vermasseln, was Sie derzeit mit ihm planen. Vielleicht haben Sie ja Lust, etwas dazu zu sagen.“
Ich kritzelte die Nummer seines Hotel mit, als ich den Anrufbeantworter abhörte. Ich hatte einen bösen Kater. So böse, dass ich mir in meiner Verzweiflung vermutlich sogar Marias Teufelszeug runtergewürgt hätte, wenn ich nur im Ansatz geglaubt hätte, es würde drin bleiben. Vielleicht war das der eigentliche Hintergrund: Sie wollte, dass man sich einmal komplett entgiftete.
Dieser Kretin von Seale gab anscheinend nicht auf. Sein Magazin war ein Zwischending aus schmierigem Boulevardblatt und ganz gut recherchierten Geschichten. Jede Menge Fotos von Filmstars und glamouröse Cover, gepaart mit dem neuesten Klatsch und Tratsch. Alles immer schön auf Hochglanz. Und Seale hörte sich wie einer dieser miesen Schreiberlinge an. Ihn jetzt anzurufen, wo mir speiübel war, hielt ich für eine gute Idee. Eventuell würden meine unkontrollierten Gemeinheiten und ein paar schnippische Bemerkungen reichen, um in Zukunft Ruhe vor ihm zu haben. Ich wählte seine Nummer.
„Seale.“
„Mister Seale. Ich glaube, ich hatte noch nicht das zweifelhafte Vergnügen, direkt mir Ihnen zu sprechen. Cassandra Hayes.“
„Ihr Ruf eilt Ihnen voraus. Wie sehr es mich freut, Sie an der Strippe zu haben. Hören Sie, ich glaube, Sie sollten sich wirklich auf einen Kaffee mit mir treffen. Ich habe Informationen über Roland
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