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e-Motion

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Titel: e-Motion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Orloff
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makellos geraden und weißen Zähne erlaubte, versuchte er, mich aus dem Konzept zu bringen. Ganz klar, dass er sie sich bleichen ließ. Ich war heilfroh, meine Sonnenbrille aufzuhaben. Sie hätten mich ja sonst regelrecht geblendet. Aber immerhin erreichte er damit, dass ich für einen Moment den Mund hielt.
    „Ich habe Sie zum Lachen gebracht.“
    „Nein. Sie haben mich dazu gebracht, das Gesicht zu verziehen. Na gut, vielleicht hat es zu einem halben Lächeln gereicht. Aber nicht zu einem Lachen. Und auch nicht zu einem Waffenstillstand. Wo ist die Kellnerin mit meinem Kaffee?“
    „Sie und Roland haben sich gestern ganz schön die Kante gegeben, kann das sein?“
    „Was? Jetzt verfolgen Sie uns auch noch?“
    „Nein. Aber die Insel ist klein. Ihre Ankunft auf Riggs’ Anwesen hat bei den Bewohnern für reges Interesse gesorgt.“
    „Wie kommt ein Mensch bloß dazu, sich einen Beruf auszusuchen, in dem er aus purem Vergnügen das Leben von anderen auseinander pflückt?“
    „Ich bin nicht mit einem Silberlöffel im Mund auf die Welt gekommen, Miss Hayes.“
    „Was soll das heißen?“
    „Ich war nie auf einem schicken College. Ich habe auch nie eine Privatschule besucht. Ich hatte keine wohlhabenden Eltern, die mich zum Reitunterricht geschickt hätten. Und übrigens, da ich bemerke, dass es mir bereits ein zweites Mal gelungen ist, Sie zu verwirren, verrate ich Ihnen auch, dass ich meine Informationen über Sie allein aus der Gerüchteküche habe. Ich habe Ihnen nicht hinterherspioniert. Dennoch möchte ich hinzufügen, dass das Geld, das Ihre Eltern in Ihren Charme investiert haben, zurückerstattet werden sollte.“
    Donald Seale hatte den obersten Knopf seines frisch gebügelten Markenhemdes, zu dem er khakifarbene Shorts trug, geöffnet. Ich sah an mir hinab. In meinem verkaterten Zustand wusste ich noch nicht einmal, was ich anhatte. Zum Glück hatte ich mich heute Morgen wenigstens umgezogen. Jetzt steckte ich in einem schwarzen Kleid, oben eng, unten weit. Auf Unterwäsche hatte ich verzichtet – nicht, dass Seale das jemals mitbekommen würde. Dazu schwarze flache Ballerinas. Aus einem Impuls heraus fasste ich mir ins Haar. Es war offen, aber ohne spürbare Knoten oder vom Schlaf verursachte Wirbel.
    „Sehr witzig. Tatsächlich hat man mich aus der ein oder anderen Privatschule rausgeschmissen, aber die meisten hatten eine Garantieausschlussklausel.“
    Die Kellnerin brachte Kaffee und einen Korb mit Brot.
    „Sehen Sie, sollte es irgendwas zur Sache tun, dann schwöre ich bei Gott, dass ich Roland Riggs zutiefst bewundere. Ich glaube,
Simple Simon
ist ein Meisterwerk. Er ist besser als Hemingway oder Miller. Besser als jeder andere. Und deswegen ist die Geschichte so … unglaublich.“
    „Wie geht sie denn, Ihre Geschichte?“
    „Hören Sie, ich verlange nicht, dass Sie nach unserem Gespräch damit direkt zu Riggs laufen. Aber ich könnte eventuell in Erwägung ziehen, die Sache ruhen zu lassen, wenn er mir dafür ein Gespräch unter vier Augen gewähren würde.“
    „Darum geht es also? Sie sind hinter einem Jahrhundertinterview her. Sie sind wirklich ein schmieriger Bastard.“
    „Wussten Sie eigentlich, dass Ihr linkes Auge immer ein wenig zuckt, wenn Sie wütend werden?“
    Donald Seale wandte den Blick nicht ab, und ich spürte, wie mein Puls vor Zorn, aber auch vor so etwas wie Lust, in die Höhe schnellte, und gab mir redlich Mühe, diese kleine körperliche Störung in den Griff zu kriegen. Seine Nase war klassisch und nahezu perfekt. Selbst sein Nackenhaar – ich sah es, als er sich freundlich lächelnd zu der Kellnerin umdrehte, die uns den Kaffee brachte – war tipptopp geschnitten. Nichts an ihm war in irgendeiner Form ungepflegt. Ich hasste ihn.
    „Scheren Sie sich zum Teufel, Mr. Seale.“
    „Nennen Sie mich Don. Gut übrigens, dass Sie sitzen. Roland Riggs ist Maria Martin.“
    Wenn er mit einem schockierten Blick gerechnet hatte, musste er jetzt tief enttäuscht sein. Verwirrt traf es eher.
    „Wie bitte?“
    „Maria Martin.“
    „Wollen Sie mir weismachen, er hätte sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen?“
    „Sie haben keine Ahnung, wer Maria Martin ist, stimmt’s?“
    Ich schüttelte den Kopf. Aus einer offenen Aktentasche aus Leder zog Don einen billig gemachten Liebesroman hervor. Auf dem Umschlag war eine wunderschöne Frau mit schwarzem Haar und dunklen Augen abgebildet. Ein Mann in Armeeuniform beugte sich über sie und küsste ihren Hals.
    In

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