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e-Motion

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Titel: e-Motion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Orloff
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dass du einen Unfall oder so was hattest, das ich als Entschuldigung gelten lassen kann.“
    Ich hörte ihn atmen. „Cassie?“
    „Na sicher bin ich es. Wer würde dich sonst wohl mit ‚schöne Scheiße’ begrüßen?“
    „Oh, für gewöhnlich ruft mich mein liebes altes Mütterchen an und sagt ‚Schöne Scheiße, mein Sohn‘. Aber sie nennt mich ‚mein Sohn‘, nicht Michael, also habe ich angenommen, dass sie es nicht war.“
    Obwohl mir der Schweiß in Strömen lief, musste ich lächeln. Ich brauchte dringend noch einen Drink.
    „Deine Mutter ist tot, somit lügst du. Aber egal. Ich komme dich besuchen.“
    „Sicher.“ In diesem Moment hörte man durch die Lautsprecheranlage eine Flugansage.
    „Was war das?“
    „Was?“
    „Die Stimme.“
    „Ich bin am Flughafen.“
    „Das bist du nicht.“
    „Glaub es mir oder auch nicht, aber morgen früh bin ich bei dir, und wenn du mir kein anständiges Frühstück servierst, drehe ich sofort wieder um und fahre nach Hause.“
    „Oh Gott.“
    „Oh Gott? Super, du willst also nicht, dass ich komme.“
    „Nein, du entsetzlich dummes, süßes Mädchen. Ich bin nur nicht bereit dafür. Du kannst nicht kommen.“
    „Nun, dafür ist es jetzt verflixt zu spät, Michael. Wir sehen uns morgen.“
    Bevor er noch etwas erwidern konnte, legte ich auf und ging zu meinem Gate. Ich hörte mich immer noch selbst atmen und dachte, dass Lou Recht haben könnte. Vielleicht sollte ich die Stewardessen wirklich bitten, mich ab und an anzutippen, um zu gucken, ob ich noch zu retten war.
    Ich setzte mich hin und wartete, bis sie meinen Flug aufriefen. Ich konzentrierte mich auf meinen Atem, befahl mir, es wie die Taucher zu halten und regelmäßig Luft in meine Lungen zu tanken. Das Flugzeug wird nicht abstürzen. Das Flugzeug wird nicht abstürzen. Und Michael und ich werden uns nicht hassen.
    Die guten Aussichten gerieten ins Schwanken. Zumindest kam es mir nach einem Tequila und fünf Beruhigungstabletten so vor. Ich stand wackelig auf und ging zu meinem Flieger.

33. KAPITEL
    „M iss? … Miss?“
    Aus den Tiefen meines Gehirns drang nach einer Weile zweierlei verschwommen in mein Bewusstsein: Jemand schüttelte mich … und zwar mit jeder Sekunde etwas stärker, und mir lief etwas Spucke aus dem Mund.
    „Hm?“ machte ich, rieb mir dabei das Gesicht und wischte mir über die Mundwinkel.
    „Möchten Sie ein warmes, nasses Handtuch?“
    „Nein. Ich möchte eigentlich nur schlafen, bis wir in London angekommen sind. Dann muss ich nämlich nicht über einen Flugzeugabsturz nachdenken.“
    Die Flugbegleiterin, eine kühle blonde Frau mit akkuratem Dutt, blasser, englischer Haut und einem rosafarbenen Lippenstift, sah mich besorgt an. Auf ihrem Namensschild stand „Claire“.
    „Über einen Absturz müssen Sie sich wirklich keine Sorgen machen. Das Flugzeug ist sicher“, versuchte sie mich zu beruhigen.
    „Mag sein, aber solange ich wach bin, denke ich an nichts anderes. Deswegen möchte ich bis London auch nicht geweckt werden.“
    „Kann ich Ihnen ein Kissen bringen?“
    „Gern.“
    Während ich darauf wartete, dass Claire mir eins brachte, starrte ich auf das Telefon vor mir. Dank der modernen Technologie könnte ich mitten auf einem Flug über den Atlantik mit Michael sprechen. Was meinte er mit „noch nicht bereit“?
    Ich zog meine Kreditkarte, steckte sie in das Telefon und wählte.
    „Schöne Scheiße. Was zum Teufel heißt ‚Ich bin noch nicht bereit‘?“
    „Mutter? Es tut mir Leid, aber Cassie kommt nach Jahren endlich angeflogen, und ich habe keine Zeit für ein Schwätzchen.“
    „Ich meine es Ernst, Michael. Ich drehe sofort wieder um und fliege zurück nach Florida. Es war deine Idee, und jetzt komme ich, und du sagst mir, du seist nicht bereit?“
    „Ich meine lediglich, dass ich nun die halbe Nacht damit zubringen werde, zu putzen und den Laden einigermaßen auf Vordermann zu bringen. Und dann muss ich noch einkaufen und Kaffee besorgen und dir einen Strauß frischer Rosen bestellen. Ich werde meinen Fahrer schicken, damit er dich abholt. Welche Flugnummer hast du?“
    „Deinen Fahrer? Das hört sich so … ich weiß nicht, so britisch an.“
    „Deine Flugnummer, Cassie“, beharrte er.
    Ich gab sie ihm und merkte, wie nervös er war.
    „Jetzt bist du nicht mehr sicher, stimmt’s Michael? Dass wir uns treffen sollen, meine ich“, hakte ich nach. „Ich habe dir gesagt, dass ich die Zahnpastatuben nicht zuschraube und überall alles stehen

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