Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]
…«
Auch Lord Clarendon sprach vor dem Untersuchungsausschuss, dem House of Lords Select Committee on Emigrant Ships, in dieser Zeit davon, dass es sich um »eine Katastrophe handelt, die in den Annalen der Geschichte ohne Parallele ist«.
Dass es auch anders ging, bewiesen die Amerikaner. Deren Gesetzgeber machten den Schiffen unter ihrer Flagge strenge Vorschriften und erlaubten pro fünf Tonnen Schiffstonnage nur zwei Passagiere, während es bei britischen Schiffen bei derselben Tonnage schon drei waren. So transportierten englische Segler durchschnittlich rund 300 Auswanderer, während amerikanische vergleichbarer Größe nur 200 im Zwischendeck aufnahmen. Aber sogar die Vorschrift der Engländer wurde öfter missachtet.
Darüber hinaus galten amerikanische Schiffe als erheblich sauberer, schneller, die Besatzungen korrekter in Behandlung und Verpflegung der Emigranten sowie besser in der nautischen Qualität ihrer Kapitäne.
Während englische Schiffsführer bei Nacht oft die Segel einholten, fuhren ihre amerikanischen Kollegen auch nachts mit gleichbleibender Geschwindigkeit.
Der Engländer William Cobbett, der über große Seeerfahrung verfügte und vor dem Untersuchungsausschuss über die entsetzlichen Zustände an Bord britischer Auswandererschiffe aussagte, erklärte zu diesem Thema: »Ich habe nicht einen amerikanischen Captain erlebt, der nachts seine Kleidung abgelegt hätte und ins Bett gegangen wäre. Nicht auf der ganzen Reise. Und ich kenne auch keinen, der es anders gemacht hätte!«
Hinzu kam, dass amerikanische Schiffe über eine bessere Ventilation unter Deck verfügten und dass die Planken des Zwischendecks im Gegensatz zu den englischen dicht versiegelt waren, damit das Quartier regelmäßig mit Salzwasser ausgespült werden konnte. Auch die Konstruktion war stabiler. So bestand meist ein wichtiger Teil des Spantenwerks aus Eisenträgern. Das machte es möglich, die Kojen der Passagiere mit einem festen Halt zu versehen, damit sie nicht schon beim ersten Sturm in sich zusammenbrachen. Auch waren die Toiletten für die Zwischendeckpassagiere von Beginn an integriert. Dagegen ließen die englischen Schiffsführer meist erst kurz vor Antritt der Fahrt in aller Hast zwei Wasserklosetts errichten. Diese zusammengezimmerten Bretterbuden hielten selten den enormen Belastungen auf See stand.
Die unzureichenden sanitären Einrichtungen waren zusammen mit dem Mangel an Wasser auch einer der Hauptgründe, warum die Todesraten auf diesen Schiffen so hoch waren. In den Sitzungen der parlamentarischen Komitees wurde darüber diskutiert, wie die Situation zu verbessern sei. Manch einer plädierte dafür, die beiden Toiletten ins Achterschiff zu verlegen, weil sie dort der Naturgewalt der See weniger ausgesetzt wären. Aber die Lobby der Schiffseigner und Kapitäne wusste diese Anregung schon im Ansatz zu vereiteln. Kein Kapitän wollte den Gestank Tag und Nacht aushalten.
Dass sogar in den Mietshäusern der Slumviertel schon für jeweils 100 Bewohner mindestens zwei Toiletten vorgeschrieben waren, wurde in diesen Diskussionen nicht bedacht.
Es herrschte das allgemeine Vorurteil, dass »Iren doch gewohnt sind, wie Schweine zu leben« und dass der Dreck und Gestank Ergebnis ihrer mangelnden Sauberkeit seien. Caroline Chisholm, eine weitere englische Augenzeugin, die vor dem Komitee aussagte, nannte die Ursache klar und deutlich beim Namen, als sie zu Protokoll gab: »Wenn 300 bis 600 Zwischendeckpassagiere keine Möglichkeit haben, sich die Hände zu waschen, was auf diesen Schiffen der Fall ist, und es auch keine Waschhäuser oder Bäder an Bord gibt, dann ist es unmöglich, einen Zustand der Sauberkeit zu wahren. Bevor also Auswanderer als dreckige Sippschaft bezeichnet und klassifiziert werden und man alles auf die Armut schiebt, was nichts mit dem Problem zu tun hat, sollte man die Schuld eher bei den Versäumnissen jener suchen, die nicht für eine angemessene Unterbringung und Toiletteneinrichtung der Auswanderer sorgen!«
Aber es blieb bei den zwei Toiletten pro Schiff und damit auch bei der hohen Zahl Kranker und Toter. Die mächtige Lobby aus Schiffseignern und Kapitänen hatte obsiegt.
Was die wichtigsten und ergiebigsten Quellen betrifft, aus denen ich für diesen Roman mit Dank und Hochachtung für die Arbeit der Verfasser geschöpft habe, so sind den diesbezüglichen Hinweisen im Nachwort des Romans »Éanna – Wildes Herz« noch die Sachbücher »The Famine Ships – The Irish Exodus
Weitere Kostenlose Bücher