Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]
könntest, hätte ich dir nicht zugetraut!«
Sein Körper krümmte sich bei ihren Worten wie unter Schlägen. »Das ist mir später auch aufgegangen, Éanna«, murmelte er zerknirscht. »Aber dann … dann hatte ich nicht den Mut, diesen schrecklichen Fehler einzugestehen und dich … dich um Verzeihung zu bitten.«
»Und jetzt hast du den Mut gefunden?«
Er nickte schwach, hob nun den Kopf und sah ihr ins Gesicht. »Wirst du mir jemals verzeihen, dass ich dir so viel Unrecht angetan und dich dazu noch … noch geohrfeigt habe?«, fragte er mit erstickter Stimme. »Ich weiß, dass ich nicht einmal das Recht habe, dich darum zu bitten. Ich habe das kaputt gemacht, was uns teuer war. Und ich würde es auch nur zu gut verstehen, wenn du … wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben wolltest. Aber ich kann einfach nicht anders, als zu hoffen, dass in dir trotz allem noch ein Rest Liebe für mich übrig ist, Liebe, die … stärker als deine Wut und deine Abscheu ist!«
Éanna sah die Tränen, die seine Augen füllten. »Ja, Wut und Schmerz, die habe ich wochenlang mit mir herumgetragen, das ist wohl wahr. Aber ich habe nie Abscheu für dich empfunden, Brendan«, erwiderte sie sanft und spürte, wie alle Bitterkeit aus ihrer Brust schwand. »Und von meiner Liebe zu dir ist mehr als nur ein kläglicher Rest übrig.«
»Éanna, ich schäme mich so«, sagte er erneut, ohne diesmal jedoch ihrem Blick auszuweichen.
»Und du hast auch allen Grund dazu«, erwiderte sie, doch ihre Stimme war nicht anklagend, sondern vielmehr traurig. Wie viel Zeit und Leid hatte es sie gekostet, bis er zur Besinnung gekommen war!
Brendan schwieg.
»So, und jetzt erzähl mir, wie du es angestellt hast, doch noch auf die Metoka zu kommen!« Éanna straffte ihre Schultern. Auch das musste zur Sprache kommen, wenn es zu einer richtigen Versöhnung kommen sollte, so schmerzhaft es für beide auch sein würde, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen.
Es kostete Brendan sichtlich Überwindung, ihr zu erzählen, dass Caitlin in dieser Geschichte eine wesentliche Rolle gespielt hatte.
»Caitlin wollte unbedingt mit mir nach Amerika auswandern«, begann er. »Wer weiß, was sie sich davon erhofft hat.« Hilflos zuckte er die Achseln. Und dann schoss ihm das Blut ins Gesicht, als er fortfuhr: »Jedenfalls hatte sie unter ihren … ihren Kunden einen Boxer. Cillian McLean hieß er und er war unter dem Namen ›McLean the Mean Machine‹ zu einiger Bekanntheit gekommen. McLean hat in den letzten zehn, zwölf Kämpfen jeden seiner Gegner k.o. geschlagen und es war Zeit für ihn, aus Irland zu verschwinden, weil sich kaum noch jemand fand, der gegen ihn antreten wollte. Die Wetten brachten seinen Veranstaltern nicht mehr genug Profit. Aber vorher wollte McLean noch einmal richtig Kasse machen und das ging nur durch Betrug.«
Éanna begann zu ahnen, worauf seine Geschichte hinauslief, sagte jedoch nichts und wartete, dass er weitersprach.
»Tja, und da ist er auf die Idee gekommen, vor seinem Verschwinden nach England noch einen letzten Kampf anzunehmen, sich diesmal aber schlagen zu lassen und einen Großteil seines Geldes über Mittelsmänner auf seinen Gegner zu setzen. Er wollte noch einmal kräftig abkassieren. Aber dafür brauchte er einen einigermaßen akzeptablen Herausforderer, der sich erst einmal einige Runden lang von ihm verprügeln lassen würde, um ihn am Ende mit ein, zwei Hieben k.o. zu schlagen.«
»Und für diesen getürkten Kampf hast du dich dann hergegeben.« Éanna schauderte bei dem Gedanken, in was er sich da eingelassen hatte, um zu dem Geld für die Passage zu kommen.
Brendan verzog das Gesicht und nickte. »Ja, die Monate als Schauermann auf den Kohlendocks hatten mich kräftiger gemacht. Ich taugte also als Gegner. McLean hat mir dann vor dem Kampf ein Pfund dafür gezahlt, dass ich mich auf den Betrug einließ, und vom Veranstalter gab es noch einmal fünf Shilling. Caitlin hat alles Geld auf mich gesetzt. Und da die Wetten auf zehn zu eins gegen mich standen, sind dann daraus zwölfeinhalb Pfund geworden. Genug für die Tickets und etwas Proviant.« Er atmete tief durch. »Das ist die Geschichte, Éanna. Ich bin wahrlich nicht stolz darauf, bei dem Betrug mitgemacht zu haben. Aber ich bereue es auch nicht. Denn sonst hätte ich nie erfahren, was ich dir angetan habe … und könnte dich jetzt auch nicht um Verzeihung bitten.«
Sie schwieg und sah ihn an.
»Éanna, wird es wieder gut zwischen uns werden?«, fragte er
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