Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]
richtig, etwas in meinem Leben zu behalten, das mich immer wieder an Euch erinnert. Denn mein Herz gehört nun mal einem anderen Mann.« Sie holte tief Luft und reichte ihm das Taschentuch.
Patrick schwieg einen langen Moment. Schmerz und Trauer spiegelten sich auf seinem schönen Gesicht wider.
»Éanna, ich verstehe dich«, sagte er schließlich. »Und ich weiß, dass du mich von nun an aus deinem Leben ausschließen wirst. Aber egal, was passiert oder wie viel Zeit auch vergehen mag, ich möchte, dass du weißt, dass ich immer für dich da sein werde. Versprich mir, nicht zu zögern, wenn du meine Hilfe benötigst. Überwinde deinen Stolz, solltest du jemals nicht weiterwissen und einen wahren Freund an deiner Seite brauchen.«
Die Wärme, mit der er gesprochen hatte, zerriss ihr das Herz und sie blickte mit Tränen in den Augen zu ihm auf. »Gott schütze Euch, Patrick O’Brien. Lebt wohl.« Damit reichte sie ihm kurz ihre Hand und wandte sich endgültig zum Gehen. Es war Zeit, an ihren Platz an Brendans Seite zurückzukehren.
Drei Tage nach ihrer Rettung tauchte schräg hinter der Boston Glory ein prächtiger Viermaster am Horizont auf. Es war die Sea Eagle , ein eleganter Yankeeclipper, mit Heimathafen New York.
Die beiden Segelschiffe steuerten auf die Flaggensignale der Männer im Masttopp einen Kurs, der sie beide bald in Rufweite eines Sprechtrichters brachte. Die Sea Eagle reffte für die kurze Begegnung auf See einen Teil ihrer Segel, um nicht an der Boston Glory vorbeizuziehen.
Captain Richardson und der Captain des Yankeeclippers tauschten Nachrichten über die Schiffbrüchigen der Metoka aus. Und als bekannt wurde, dass die Sea Eagle weitere siebenundfünfzig Schiffbrüchige aufgenommen hatte, da schöpften jene wieder Hoffnung, die beim Untergang der Bark einen Familienangehörigen oder einen Freund aus den Augen verloren hatten. Caleb Crimshaw und all die anderen, die sich in die beiden größeren Beiboote gerettet hatten, waren nicht dabei. Für einen Austausch der Namen blieb in den wenigen Minuten leider keine Zeit. Noch ein paar Nachrichten, die überwiegend nur für Captain und Besatzung von Interesse waren, flogen von Schiff zu Schiff. Dann zog der Yankeeclipper auch schon unter Vollzeug an der Boston Glory vorbei, um bald am Horizont zu verschwinden.
Am Mittag desselben Tages wurden zum ersten Mal treibender Seetang und einige Seevögel gesichtet. Jubel brach unter den Auswanderern aus. Denn jetzt konnte die Küste Amerikas nicht mehr weit sein. Und Captain Richardson versicherte, dass sie sie noch vor Ende der Woche sichten würden.
Fünf Tage später und zwei Stunden nach Morgengrauen kam endlich der erlösende Ruf aus dem Masttopp.
»Land! … Land voraus in Sicht! … Zwei Strich an Backbord!«
Nun stürzte alles an Deck, hing in dichten Menschentrauben an der Reling und starrte in die Ferne, um zu sehen, wie die ebenso fremde wie verheißungsvolle Küste Amerikas sich erst als kaum erkennbare dunkle Linie am Horizont abzeichnete, um dann allmählich aus der See zu wachsen und dabei Konturen anzunehmen.
Aber dem Jubel und Chaos wussten der Captain und seine Mannschaft schnell ein Ende zu bereiten. Denn bevor sie vor dem Hafen von New York den Lotsen an Bord nehmen und sich von ihm durch die vorgelagerten Untiefen nach Manhattan an einen der Überseekais führen lassen konnten, galt es erst einmal, all die modrigen Strohsäcke und anderen verdreckten Kojenunterlagen über Bord zu werfen sowie das Zwischendeck durch kräftiges Ausräuchern und Auswaschen von seinem Dreck und Gestank zu befreien.
Nun wurden auch diejenigen unruhig, die, von den Entbehrungen der Überfahrt geschwächt, krank in ihren Kojen lagen. Denn schnell hatte es sich herumgesprochen, dass sich jeder von ihnen vor der Ausschiffung in New York in der Quarantänestation einer Gesundheitsprüfung unterziehen musste. Und wer diese nicht bestand, der wurde unbarmherzig von seinen Angehörigen und Freunden getrennt, auch Kinder von ihren Eltern, um Wochen in der Quarantänestation zu verbringen, bis er entweder seine Krankheit überwunden hatte oder tot war.
Schließlich kam die Stunde, der alle Auswanderer so lange entgegengefiebert hatten. Es war die Stunde, in der sie Sandy Hook erreichten, den Leuchtturm, der die letzte Segelstrecke in den Hafen ankündigte. Langsam erhob sich eine riesige Stadt aus den dunstigen Schleiern. New York! Und jeder fragte sich, was ihn dort wohl erwarten würde.
Éanna stand mit
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