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Earth Girl. Die Begegnung

Earth Girl. Die Begegnung

Titel: Earth Girl. Die Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Edwards
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dass ich nicht sterben konnte, weil ich ja erst achtzehn war.
    Nun plagte mich die Erinnerung daran, wie mein Anzug mich in Eden gefoltert hatte, und ich musste zähneknirschend akzeptieren, dass ich weder unbesiegbar noch unzerstörbar und unsterblich war. Teenager konnten durchaus ihr Leben verlieren. Joth war gestorben. Auch Fian konnte sterben. Ging es bei meiner Schutzanzugsphobie im Grunde eigentlich darum? War sie eine Ausrede gewesen, um keine Risiken mehr eingehen zu müssen, bei denen ich ums Leben kommen konnte?
    Ich versuchte mir selbst einzureden, dass ich ein Schrumpfhirn war. Mein Anzug hatte mich gerade eben erst beim Einsturz vor Verletzungen und dem Tod bewahrt – er war mein Freund, nicht mein Feind. Fian und ich würden hier nicht sterben. Wir lagen lediglich unter einer dünnen Geröllschicht begraben, und die Retter arbeiteten bereits daran, uns rauszuholen.
    Leider half das kein bisschen, also lag ich einfach nur da und konzentrierte mich ausschließlich darauf, still zu sein. Ich durfte kein Wort sagen, denn sonst fing ich womöglich an zu schreien. Ein paar Mal stellte jemand eine Frage über den offenen Kanal, die eindeutig an mich gerichtet war, aber Fian beantwortete sie alle. Er musste geahnt haben, dass ich in Schwierigkeiten war, nachdem ich bei der ersten geschwiegen hatte, und rettete mir wieder einmal den Hals.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis ich endlich Licht sehen konnte und sich eine Gestalt im Schutzanzug über mich beugte. Es handelte sich um einen Militäranzug, an dem ein Seilgurt befestigt war.
    «Nur noch ein paar Minuten, Jarra», versicherte mir Drago. «Wir werden zuerst dich rausholen und dann Fian.»
    Der Großteil meines Körpers war immer noch verschüttet und damit gefangen, aber ich konnte sehen und einen Arm bewegen. Aus irgendwelchen schrumpfhirnigen Gründen reichte mir das schon. Meine Panik verschwand wie eine Chimäre, die vor der Sonne floh. Wenn mich nicht die Steine daran gehindert hätten, hätte ich Drago Tell Dramis auf der Stelle umarmt. Beim Chaos, ich hätte in diesem Moment selbst ein cassandrisches Stinktier umarmt.
    «Wie nett von dir, dass du vorbeischaust, Drago», scherzte ich.
    Die Minuten waren zuvor nur so dahingekrochen, aber jetzt schien sich auf einmal alles zu beschleunigen. Es kam mir so vor, als hätte es nur Sekunden gedauert, bis ich befreit war und dabei helfen konnte, Fian ebenfalls auszugraben.
    «Nun, das war interessant», meinte er, als er sich wieder aufsetzen konnte. «Normalerweise ist Jarra immer allein verschüttet.»
    «Du wolltest doch, dass wir die Dinge gemeinsam tun.»
    Ich hörte ihn lachen und erlaubte mir, als Antwort kurz seine Hand zu drücken. Da wir beide Schutzanzüge trugen, gab es keinen Hautkontakt und kein Wärmegefühl, aber schon die Geste allein war tröstlich. Danach zwang ich mich, pragmatisch zu denken. «Was an dieser Stelle vom Tunneldach noch übrig ist, kann nicht allzu stabil sein. Am besten sehen wir zu, dass wir hier wegkommen.»
    Als wir ein Stück den Tunnel hinuntergingen, ertönte das Summen eines privaten Kanals, gefolgt von Colonel Torreks Stimme. «Jarra, Fian, ich spreche mit Ihnen über einen Privatkanal, und wir haben für ein kleines Problem mit dem Vid-Bienen-Link gesorgt, sodass uns niemand sonst hören oder sehen kann. Ich würde gerne kurz die Lage abklären. Sind Sie beide noch in der Verfassung fortzufahren?»
    «Mir geht’s gut, Sir», erwiderte ich.
    «Ja, Sir», sagte Fian.
    «Jarra, sind Sie ganz sicher? Das Sanitätsteam hat mir mitgeteilt, dass die von Ihrem Schutzanzug gemeldeten Adrenalinwerte vorhin eine Zeitlang außerordentlich hoch waren. Commander Tell Dramis und Major Weldon wurden auch deshalb mit Ihrer Rettung betraut, damit sie übernehmen können, falls Sie beide am Limit sind. Niemand muss erfahren, dass es dafür andere Gründe als Verletzungen durch den Einsturz gab.»
    Colonel Torrek bot mir hier die Möglichkeit davonzulaufen und trotzdem mein Gesicht zu wahren. Ich konnte sowohl dem Militär als auch der archäologischen Arbeit einfach den Rücken kehren und mir ein nettes, sicheres Leben einrichten, in dem ich mich nie wieder fürchten musste. Aber beim Atomschlag, das kam überhaupt nicht in Frage! Ich würde in einem der dramatischsten Momente der Geschichte nicht davonrennen.
    «Vielen Dank, Sir, aber das wird nicht nötig sein. Ich bin kein Tellon Blaze, deshalb habe ich mich vorhin kurz ein bisschen gefürchtet, aber jetzt geht es mir

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