Earth Girl. Die Prüfung
nicht erst ab, sondern schlugen bloß die Kapuzen zurück und eilten in den Speisesaal, um den Vid einzuschalten.
Das Gesicht des Sprechers war durch die Störungen ganz fleckig, aber seine Miene bestätigte uns trotzdem sofort, dass er etwas Schreckliches zu sagen hatte. «Sie sehen die Earth Rolling News. Wir wiederholen die wichtigsten Berichte und versuchen, Sie während des Carrington-Ereignisses zu erreichen. Was uns allen momentan am Herzen liegt, ist die Nachricht der Militärführung.»
«Militärführung?», murmelte Rono. «Wieso denn das?»
Der Nachrichtensprecher fuhr in ernstem Tonfall fort: «Es gehört zu den Standard-Sicherheitsmaßnahmen bei einem nahenden Sonnensturm, die Solarenergieanlagen im All von ihren Transmittern zu trennen, um so die Energiestrahlen abschalten zu können, die den Planeten darunter versorgen. Die Militärbesatzung, welche die Solaranlagen bedient, verlässt diese dann über Portale, um den erhöhten Strahlungswerten während eines Sonnensturms nicht ausgesetzt zu sein.»
Mir wurde auf einmal klar, wohin das führte. «O nein … Bitte nicht.»
«Da es sich nicht um einen normalen Sonnensturm, sondern um ein Carrington-Ereignis handelt, erreichte seine Spitze die Solarstationen der Erde sechs Stunden früher als berechnet. Der Militärbesatzung dort blieben nur fünf Minuten, ehe sich die Portale deaktivierten. Sie beschlossen, auf ihren Posten zu bleiben und ihre Aufgabe zu beenden, um zu verhindern, dass sich die Energiestrahlen während des Sturms zu sehr aufladen. In einem solchen Fall bestünde die Möglichkeit, dass sie ausbrechen und auf der Oberfläche des Planeten zu gewaltigen Verlusten menschlichen Lebens führen. 352 Militärs sind nun auf den Solaranlagen gefangen und tödlichen Strahlungsmengen ausgesetzt. Die Schutzschilde können sie nur noch wenige Stunden abschirmen.»
«Uns hier unten geht es gut», murmelte Fian bestürzt. «Dank der Erdatmosphäre sind wir sicher, aber da oben wird die Strahlung sie umbringen.»
«Sie sind geblieben, um uns zu retten», sagte Rono. «Ihr wisst, was dieser Energiestrahl auf Artemis angerichtet hat. Stellt euch nur mal vor, was so ein Strahl bei einem Carrington-Ereignis bewirken könnte …»
Dieser wunderschöne Himmel, dachte ich, dieser atemberaubend wilde Himmel bestand aus Solarstrahlung, die 352 Menschen das Leben kosten würde.
«Haben sie irgendeine Chance, wenn sie teleportieren?», fragte irgendjemand.
Fian sprach aus, was eigentlich alle wussten. «Was am anderen Ende herauskäme, wäre nicht dasselbe …» Er schüttelte den Kopf. «Sie können Signale aus einem anderen System empfangen, aber das hilft ihnen nicht zu fliehen. Sie selbst können nirgendwohin Signale aussenden.»
«Soeben haben wir erfahren, dass das Militär den eingeschlossenen Mannschaften Ausrüstung geschickt hat», fuhr der Nachrichtensprecher fort.
Das klang, als gäbe es einen Plan. Atemlos hörten wir alle zu.
«Die Besatzungen arbeiten gegen die Zeit, im Versuch, ihre Raumschiffe umzubauen. In zwei Stunden werden sie versuchen, in die Erdatmosphäre einzutreten.»
«Was?», rief Fian. «Sie wollen versuchen, auf der Erde zu landen?»
«Kann das überhaupt funktionieren?», wollte Jerez wissen.
«Die Raumschiffe der Solaranlagen werden normalerweise nur dazu benutzt, einzelne Segmente der Sonnensegel zu verschieben. Sie sind nicht dazu gemacht, in eine Atmosphäre einzutreten», antwortete ich verblüfft. «Eigentlich gibt es gar nichts mehr, was solch einem Zweck dient. Fighter und Dart Ships benutzen normale Portale oder Drop-Portale, um ihr Ziel zu erreichen. Alles, was größer ist, muss in Einzelteilen teleportiert und nach der Ankunft wieder zusammengesetzt werden. Wir haben nichts, was dem Apollo-Programm ähneln würde. Seit sechshundert Jahren ist kein Raumschiff mehr auf einem Planeten gelandet!»
«Ich weiß noch, dass ich mal was über Apollo 13 gelernt habe», meinte Rono. «Die saßen doch auch im All fest und haben es zurück geschafft. Vielleicht gelingt es ein paar von denen jetzt auch.»
«Sie haben ja nichts zu verlieren», sagte Fian. «Es ist besser, das zu versuchen, als bloß herumzusitzen und darauf zu warten, dass die Schutzschilde versagen.»
«Sie kämpfen», sagte ich. «Das macht man so beim Militär. Wir geben nicht einfach auf, wir gehen mit wehenden Fahnen unter. Sie werden alles versuchen, selbst wenn sie nicht glauben, dass es irgendeiner schaffen kann.»
«Tut mir leid,
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