Earth Girl. Die Prüfung
Krater auszuheben, während wir uns hin und her bewegten, sodass keine gefährlich hohen Schuttwälle entstanden. Natürlich gab es Probleme. Immer wieder hatte eines der Tagging-Teams Schwierigkeiten mit einem riesigen Brocken oder Träger, der die Fläche von zwei oder sogar drei Feldern überspannte.
Auch wir waren mal an der Reihe. «Das müssen wir in kleine Stücke zerschneiden, die auf den Kippladerschlitten passen», meinte Rono, als ich mich einem riesigen Stück Diamnit näherte. «Unsere beiden Tagger arbeiten am besten zusammen. Keren, hol eine Laserpistole und übernimm das Zerschneiden. Jarra, du folgst ihm und setzt die Marker.»
Es überraschte mich nicht, dass Rono lieber den erfahrenen Keren beauftragte, mit der Laserpistole zu hantieren, statt sie einer Anfängerin zu geben, solange der Sonnensturm die Ausrüstung unberechenbar machte. Ich mochte vielleicht ein verrücktes Affenmädchen sein, aber auch mir war es so deutlich lieber.
Einmal stieß unser Team auf ein Stück Mauer, das sich hartnäckig weigerte nachzugeben und immer noch gefährlich hoch war. Rono meldete unser Problem. Pereth sah sich die Sache mit Hilfe der Vid-Bienen an und kam dann in seinem roten Ausgrabungsleiterschlitten vorbeigefahren, um sich persönlich ein Bild zu machen. Der gesamte Tanz kam zum Stillstand, die Teams zogen sich zurück, Solar 5 wurde gewarnt, und dann sprengten wir die Mauer in die Luft.
Anschließend ging der Tanz weiter, doch auch andere hatten mit Vorfällen zu kämpfen. Es gab einen plötzlichen Einbruch im Boden, bei dem zwei Tagger in der Nähe von acht Uhr kurzfristig verschüttet wurden. Ein gefährlicher Energiespeicher wurde entdeckt und musste entsorgt werden. Ein alter unterirdischer Keller musste mit Geröll aufgefüllt werden, weil er wesentlich tiefer hinunterreichte, als wir es an dieser Stelle unseres Kraters brauchen konnten. Einem übereifrigen Kippladerfahrer gelang es, sich so heftig von einem gezackten Metallteil treffen zu lassen, dass sein Schutzanzug beschädigt wurde und er zu einer medizinischen Untersuchung ins Lager abtransportiert werden musste. All diese Dinge verlangten nach der Aufmerksamkeit unseres Ausgrabungsleiters, und ich fragte mich, wie Pereth mit alldem klarkam.
In dieser seltsamen Mischung aus Nacht und Tag hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren, als unser Ausgrabungsleiter plötzlich den Tanz unterbrach. Die Polarlichter hatten sich inzwischen von Grün in Rosa verwandelt, und Rono hatte allen im Team Stims angeboten, falls jemand Bedarf hatte. Die Leute an den Sensoren nahmen das Angebot an, weil sie völlig erschöpft waren von der Anstrengung, echtes Gefahrenpotenzial von den verrückten Bildern zu unterscheiden, die sich durch die Störungen ergaben. Wir anderen waren vom Adrenalin genug aufgeputscht und brauchten keine Meds.
«Hier spricht der Ausgrabungsleiter. Wir werden jetzt einen dritten, noch kleineren Kreis ziehen und eine Weile direkt über dem Raumschiff arbeiten. Solar 5 , bitte lassen Sie uns umgehend wissen, falls Sie irgendwelche Schildprobleme bekommen, weil unsere Tagger sich direkt über Ihnen befinden werden. Wir können wegen des Platzes nur mit der Hälfte der Teams arbeiten, deshalb kehren Teams 2 , 4 , 6 , 8 , 10 und 12 bitte zum Basislager zurück und machen eine Stunde Pause. Ihr könnt eure Arbeitsschlitten hierlassen, denn ich habe Transportschlitten organisiert, die euch zum Camp und wieder zurück bringen. Alle anderen dürfen leider erst in eineinhalb Stunden Pause machen.»
Ein Transportschlitten hielt an der Zwei-Uhr-Markierung, und wir kletterten alle hinauf. «Willkommen beim Taxiservice Achilles 1 », begrüßte uns der Fahrer fröhlich. «Wir werden Sie direkt vor der Tür Ihrer Luxusunterkunft absetzen, wo Essen, Getränke, Decken, Schlafsäcke und Ihre eigenen erstklassigen Waschgelegenheiten bereits auf Sie warten.»
Wir waren erschöpft, aber es gelang uns trotzdem zu lachen.
«Was genau sind denn diese erstklassigen Waschgelegenheiten?», wollte Rono wissen.
«Nun ja», gab unser Fahrer zu, «es sind bloß Schüsseln mit Wasser, aber wir haben getan, was wir konnten.»
Die Studenten von Achilles 1 hatten in der Tat ihr Bestes gegeben. Wir wurden an der Tür eines Quartierbaus abgesetzt, die nun mit der Aufschrift ‹Aufenthaltsraum Zwei Uhr› versehen war. Drinnen waren die Heizpaneele bereits voll aufgedreht, Schlafsäcke und Decken lagen bereit, und ein improvisierter Tisch aus umgedrehten
Weitere Kostenlose Bücher