Earth Girl. Die Prüfung
eingeschrieben haben. Ich hoffe, Sie haben sich die Mühe gemacht, diese gründlich zu lesen. Die Asgard University wird alles daransetzen, für Ihre Sicherheit zu sorgen, haftet jedoch weder bei Verletzungen noch Todesfällen. Dies ist eine offizielle Warnung, die hiermit im Protokoll vermerkt wird. Wenn Sie die Bedingungen nicht akzeptieren, dann verlassen Sie uns jetzt bitte.»
Einige in der Gruppe warfen den Betas hoffnungsvolle Blicke zu, doch diese machten leider keinerlei Anstalten aufzubrechen. Vermutlich dachten sie, dass Playdon übertrieb. Vielleicht würden sie es sich anders überlegen, wenn sie herausfanden, dass dies nicht der Fall war.
«Das war’s dann für heute», meinte Playdon. «Ich schlage vor, Sie ruhen sich aus und versuchen, sich an diese Zeitzone anzupassen. Morgen um neun beginnen wir mit der Arbeit.»
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5
S päter versuchte ich Issette anzurufen, bekam aber nur die ‹Nicht erreichbar›-Nachricht. Dann versuchte ich, ihr eine Mail zu schicken, gab aber irgendwann auf. Ich wusste einfach nicht genau, was ich über die Exos in meinem Kurs schreiben sollte. Die Betas waren grauenhaft, Krath war ein Idiot und das Mädel von Alpha einfach widerlich perfekt, aber die anderen wirkten halbwegs normal. Ich meine nicht normal im Gegensatz zu behindert, sondern dass sie gewöhnliche Menschen waren.
Um ehrlich zu sein, fühlte ich mich total seltsam. In all den Hass, den ich auf die Norms verspürte, mischte sich ein Hauch von schlechtem Gewissen wegen meiner Lügen. Außerdem wurde diese ganze Militärphantasie langsam beängstigend real. Ich ging schlecht gelaunt ins Bett und hatte einen Traum, in dem ich wirklich Jarra die Militärstochter war. Ich lebte ihr Leben auf einem Militärstützpunkt, meine Militäreltern waren auf Heimaturlaub und …
Ich wachte früh auf und fühlte mich nach diesem verrückten Traum irgendwie verwirrt und orientierungslos. Dafür wartete eine Mail von Issette auf mich. Und zwar eine lange, in der sie mir mit geröteten Wangen glücklich und aufgeregt, wie ich es von ihr kannte, von ihrer Einführungsveranstaltung am Vorabend berichtete, als ich versucht hatte, sie anzurufen, und davon, wie toll es gewesen war. Ich wollte sie zurückrufen und richtig mit ihr reden, aber sie hatte bestimmt Unterricht. Die fünf Stunden Zeitverschiebung zwischen unseren Kontinenten klangen zwar nicht nach viel, aber sie stellten ein echtes Kommunikationsproblem dar.
Stattdessen verbrachte ich eine halbe Stunde damit, eine einminütige Antwort immer wieder neu aufzunehmen. Es gab so vieles, über das ich mit Issette nicht reden wollte, ohne sie dabei vor mir zu sehen, und andere Dinge, die ich ihr gar nicht erzählen konnte. Wenn ich ihr gegenüber den Traum erwähnte, würde sie mir Mails voller Schrumpfhirnzeug schicken, dass ich mit einem Psychologen reden sollte und so.
Letzten Endes schickte ich ihr dann bloß eine kurze Mail, in der ich ihr mitteilte, dass ich gut angekommen war und auch wir eine Begrüßungsveranstaltung gehabt hatten. Dann machte ich mich auf den Weg in den Speisesaal. Ich saß gerade friedlich über meinem Frühstück und wünschte mir, die Essensausgabegeräte würden auch Frujit ausspucken, als mich Playdons Stimme aus meinen Gedanken riss.
«Jarra, in Anbetracht Ihrer Militärkenntnisse würde ich Sie heute Vormittag um Ihre Mithilfe bitten. Wären Sie so freundlich, den anderen zu zeigen, wie man einen Schutzanzug anlegt? Sie können sich einen aus dem Lagerraum holen.» Er sah mit einem dünnen, boshaften Lächeln auf mich herab.
«Ja, Sir.» Ich lächelte zurück. Gestern hatte er versucht, mich bei Wissenslücken über Planet First zu ertappen, und jetzt wollte er es mit einem Schutzanzug probieren. Offensichtlich war ihm nicht klar, wie viel Erfahrung ich bereits mit Ausgrabungsstätten hatte. Wahrscheinlich dachte er, die entsprechenden Angaben in meiner Bewerbung bedeuteten, dass ich mal in Stonehenge oder Pompeji oder so gewesen war. Das waren die hygienisch einwandfrei aufbereiteten Anschauungsobjekte antiker Geschichte, die sich innerhalb geschützter, gefahrloser Gebiete befanden. Da stand ihm wohl eine ordentliche Überraschung bevor. Ich trug schon seit meinem elften Lebensjahr bei den Ausflügen mit der Geschichts- AG unserer Schule Schutzanzüge.
Also beendete ich mein Frühstück und machte mich auf den Weg zum Lagerraum. Dieser Auftrag von Playdon war echt klasse, denn dadurch hatte ich bei den Anzügen die
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