Earth Girl. Die Prüfung
erste Wahl. Das Wichtigste bei einem Schutzanzug ist die richtige Größe, aber wenn man dazu noch einen in gutem Zustand erwischt, macht es einem das Leben um vieles angenehmer. Man will auf keinen Fall den ältesten und stinkigsten Anzug aus dem Bestand tragen müssen. Ich hatte Glück: Es gab einen in meiner Größe, der noch fast neu aussah.
Dann ging ich kurz zurück in mein Zimmer, wo ich meine Unterwäsche gegen mein Skintight tauschte, bevor ich wieder meine normalen Klamotten darüberzog. An meinem Skintight war zwar absolut nichts Anstößiges, und es bedeckte alle vorgeschriebenen Körperzonen, doch mit diesen Betas hier hatte ich irgendwie das Gefühl, auf der Hut sein zu müssen. Ich schnappte mir meinen kostbaren, fast neuen Schutzanzug und kehrte in den Speisesaal zurück. Dort warteten die anderen Studenten bereits und sahen mich neugierig an, als ich mit dem schwarzen Anzug über dem Arm nach vorne trat.
Playdon wies mit dem Kopf in meine Richtung. «Jarra hat sich freundlicherweise bereit erklärt, Ihnen vorzuführen, wie ein reaktiver Schutzanzug funktioniert. Sie werden diese Anzüge tragen, wann immer Sie sich außerhalb dieses Quartiers aufhalten, also passen Sie gut auf. Jarra, Sie haben das Wort.»
Ich hatte diese Vorführung schon ungefähr zehnmal vorher gemacht, um neue Leute in der Geschichts- AG einzuweisen, deshalb war ich recht gut in Übung.
«Genau wie der Kuppelbau, in dem wir uns befinden, und wie die Essensausgabegeräte sind auch die Schutzanzüge beim Militär Standard. Das hier ist die billigere Trainingsausgabe der Anzüge, die bei Planet-First-Missionen zum Einsatz kommen. Sie sind dazu gemacht, ihren Zweck zu erfüllen, nicht um schön auszusehen oder bequem zu sein. Jeder holt sich nachher einen im Lagerraum. Den behaltet ihr dann während unseres gesamten Aufenthalts hier. Sie mögen alle gleich aussehen, aber es ist sehr wichtig, dass ihr die richtige Größe wählt. Das Lehrpersonal hat eigene Anzüge, die mit ein paar Extras ausgestattet sind und in verschiedenen Farben gestaltet werden können. Ich nehme an, das gilt auch für unseren Dozenten.»
Playdon nickte. «Meiner ist blau, daher werden Sie mich leicht erkennen können, wenn wir die Anzüge anhaben.»
Ich hielt meinen schwarzen Standardanzug hoch. «Diese hier werden auf der Ausgrabungsstätte getragen und schützen in den meisten Situationen euer Leben. Das erste Problem besteht darin, den Anzug anzuziehen. Das ist nicht ganz einfach. Beim Militär wird verlangt, dass man ihn innerhalb von zwei Minuten anlegen kann, falls es zum Einsturz eines Kuppelbaus kommen sollte. Wenn es jemand von euch in weniger als fünf Minuten schafft, kann er sehr zufrieden mit sich sein.»
Ich war ungemein stolz darauf, dass ich einen Schutzanzug in der militärischen Standardzeit anlegen konnte. Die Geschichts- AG veranstaltete mal einen Wettbewerb, und wir übten einen ganzen Tag lang. Nur drei von uns knackten die Zwei-Minuten-Grenze.
«Ich empfehle euch, unter eurem Schutzanzug ein Skintight zu tragen. Wenn ihr noch keines besitzt, dann geht auch ein Bade- oder Gymnastikanzug oder dicke, einfache und eng anliegende Unterwäsche.»
Lolia unterbrach mich. «Ich mache mir nie die Mühe, Unterwäsche anzuziehen.»
Ich lächelte sie an. «Wenn du lieber ordentliche Schmerzen leidest, dann ist das deine Sache. Das Schutzanzugsmaterial kann an empfindlichen Körperstellen ordentlich zwicken, wenn es aktiviert wird, deshalb würde ich zu einer Schutzschicht raten.»
Dann wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder der gesamten Klasse zu. «Wenn ihr den Anzug anlegt, ist es vor allem wichtig, alles langsam und gleichmäßig zu tun. Keine ruckartigen Bewegungen, sonst aktiviert ihr damit das Material, das sich dann sofort verhärtet, wie es vorgesehen ist. Damit schützt es euch vor herunterfallenden Steinen, vor Stichverletzungen und Bissen. Raubtiere werden sich daran die Zähne ausbeißen.»
«Hier links am Ärmel gibt es eine Menge Bedienelemente.» Ich zeigte auf die Steuerfläche. «Ich würde euch aber raten, die Finger davonzulassen. Möglicherweise findet ihr es am Anfang zu heiß oder zu kalt, aber nach ein paar Minuten passt sich euer Anzug der Außentemperatur an. Wenn ihr es nicht rechtzeitig zur Toilette schafft, hält der Anzug das auch aus, aber ich würde es lieber nicht ausprobieren. Der Anzug mag es ja verkraften, aber eure Unterwäsche wird es euch sicher nicht danken.»
Die Studenten lachten.
«Ein Bedienfeld
Weitere Kostenlose Bücher