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EB1021____Creepers - David Morell

EB1021____Creepers - David Morell

Titel: EB1021____Creepers - David Morell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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ich da…« Amanda sah sich um. »Sirenen.«
    Atemlos torkelten sie mit Vinnie vorwärts, an der Prome‐
    nade entlang auf das Geräusch zu. Balenger kam es vor, als
    gehörten seine Beine nicht wirklich zu ihm, aber er kämpfte
    sich weiter, so wie Amanda es tat. Er sah sie an. Wie sehr er
    sich wünschte, dass sie Diane war – oder dass er wenigstens
    glauben durfte, sie sei Diane. Er musste es laut ausgesprochen
    haben wie im Delirium, denn Amanda wandte sich ihm zu.
    »Vergiss es nicht, ich bin nicht sie, aber mich hast du nicht ver‐
    loren.« Sie erreichten eine Stelle, wo Stufen zur Promenade
    hinaufführten. Sie stiegen erschöpft hinauf, umrundeten zer‐
    brochene Planken, sanken auf die Knie und stiegen weiter. Das
    Licht der Flammen wurde heller. Balenger spürte einen war‐
    men Wind, der von dem Feuer herüberwehte. Dann war der
    Wind heiß, obwohl Balenger nicht aufhören konnte zu zittern.
    Die Sirenen verstummten. Feuerwehrleute sprangen aus ei‐
    nem Auto. Polizisten kletterten aus ihren Dienstwagen. Die
    obere Pyramide des Hotels stürzte ein. Funken flogen. Der
    vom Feuer ausgehöhlte sechste Stock brach zusammen. Das
    waren die Goldmünzen, dachte Balenger. Er erinnerte sich an
    den Double Eagle in seiner Tasche. Die in seine Oberfläche
    geprägten Worte: In God We Trust.
    Polizisten rannten auf sie zu. Einer brüllte: »Was ist denn
    euch passiert?«
    Als Balenger zu Boden sackte, hörte er das deng, deng, deng
    der schlagenden Metallplatte. Ein weiterer Teil des Gebäudes
    stürzte in sich zusammen. Aber die Hölle hatte viele Stock‐
    werke. Ebenso wie die Vergangenheit. »Was ist uns passiert?«,
    murmelte er. Er brachte die Worte kaum heraus. »Das Paragon
    Hotel.«
    Nachwort
    Besessen von der
    Vergangenheit

    Jeder Schriftsteller weiß, die Frage, die uns am häufigsten ge‐
    stellt wird, lautet: »Wo kriegen Sie Ihre Ideen her?« Creepers.
    Der Begriff selbst war mir bis vor kurzem vollkommen unbe‐
    kannt, aber ich habe den größten Teil meines Lebens im Bann
    der ihm zugrunde liegenden Idee zugebracht.
    Als ich neun Jahre alt war, lebte meine Familie in einer en‐
    gen Wohnung über einem Restaurant, dessen Gäste die Trin‐
    ker aus den vielen Bars der Umgebung waren. (Es lag in einer
    Stadt namens Kitchener im südlichen Ontario, Kanada.) Oft
    hörte ich die Streitereien der Betrunkenen in einem Durchgang
    unter dem Fenster meines Zimmers. Auch in der Wohnung
    selbst wurde viel gestritten. Obwohl meine Mutter und mein
    Stiefvater niemals handgreiflich wurden, machten die Ausei‐
    nandersetzungen mir so viel Angst, dass ich in vielen Nächten
    Kissen unter die Bettdecke stopfte, damit es so aussah, als
    schliefe ich, während ich hellwach unter dem Bett lag.
    Oft flüchtete ich aus dieser Wohnung und streifte auf den
    Straßen herum, bis ich die Geheimnisse jedes Durchgangs und
    jedes Parkplatzes im Umkreis von zehn Häuserblocks kannte.
    Nachträglich wundert es mich, dass ich in diesen Örtlichkeiten
    nicht in ernsthafte und möglicherweise tödliche Schwierigkei‐
    ten geriet. Aber ich war ein Straßenkind und hart im Nehmen,
    und das Schlimmste, was mir je zustieß, waren ein Katzenbiss
    am Handgelenk und ein Nagel im Fuß – die allerdings jeweils
    zu einer Blutvergiftung führten. Verlassene Gebäude – ein
    Haus, eine Fabrik und ein Wohnblock – faszinierten mich. Die
    eingeworfenen Fenster, die schimmelnden Tapeten, die abblät‐
    ternde Farbe, der muffige Geruch der Vergangenheit lockten
    mich immer wieder zurück. Das interessanteste Gebäude war
    der Wohnblock, denn er war zwar verlassen, aber nicht leer.
    Die Bewohner hatten Tische, Stühle, Geschirr, Töpfe, Lampen
    und Sofas zurückgelassen. Das meiste davon war in einem so
    üblen Zustand, dass offensichtlich war, warum es nicht mitge‐
    nommen worden war. Trotzdem schufen diese Tische und
    Stühle und Gefäße zusammen mit den Zeitungen und Zeit‐
    schriften, die ebenfalls zurückgeblieben waren, die Illusion,
    dass immer noch Menschen hier lebten – geisterhafte Über‐
    bleibsel des Lebens, das einmal in dem Gebäude geherrscht
    hatte.
    Ich spürte all das mehr, als dass ich es verstand. Ich stieg
    vorsichtig knarrende Treppen hinauf, umging heruntergefal‐
    lenen Putz und Löcher in Fußböden, spähte in verlassene
    Zimmer und staunte über die Entdeckungen, die ich machte.
    Tauben nisteten auf Schränken. Mäuse hatten Nester in Sofas
    gebaut. Schimmel wuchs an Wänden. Unkraut wucherte

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