_ebook - GER_ - Francesca Shaw - Allerliebste
Allingtons Augen. Er half ihr, sich auf eine niedrige Backsteinmauer zu setzen, die weit vom Rand des Daches entfernt war.
„Natürlich weiß ich über solche Dinge Bescheid. Auch Sie sollten darüber Bescheid wissen. Ich hoffe, Sie verstehen auch etwas davon, welche Maße ein Kamin haben muss, damit er richtig zieht, und wissen, wie weit die Kanalisation vom Haus entfernt sein muss.“
„Die Kanalisation hat unter keinen Umständen etwas Anziehendes für mich“, erwiderte Antonia fest und versuchte, den Wunsch zu unterdrücken, Lord Allington möge wieder den Arm um sie legen.
Als habe er geahnt, was sie dachte, setzte er sich neben sie und hakte sich beinahe lässig bei ihr ein. Sie erwog, gegen diese Vertraulichkeit Einspruch zu erheben, unterließ es jedoch. Natürlich war das Verhalten Seiner Lordschaft ganz unschicklich, aber wer hätte es sehen können? Außerdem war es heller Tag. Damals hatte Lord Allington sie im Mondschein geküsst und sich dennoch keine weiteren Freiheiten erlaubt. Antonia sagte sich, niemand könne Anstoß an ihrem Verhalten nehmen.
Allerdings gerieten ihre Gefühle ganz durcheinander.
„Das sind hübsche Schornsteine auf dem Witwenhaus“, bemerkte Marcus und wies darauf. „Haben Sie schon entschieden, was Sie mit dem Haus anfangen werden?“
„Die Handwerker haben in dieser Woche dort zu arbeiten angefangen, wenngleich die Bausubstanz nicht sehr schlecht ist. Miss Donaldson und ich werden es dort recht bequem haben.“
„Dann verkaufen Sie dieses Haus?“ Offensichtlich überrascht wandte Lord Allington sich halb Antonia zu. „Sind Sie, seit ich Ihnen mein Angebot gemacht habe, anderen Sinnes geworden?“
„Nein, ich habe nicht die Absicht, Rye End Hall zu verkaufen. Ich werde es vermieten. Erinnern Sie sich nicht? Sie haben sich sehr abschätzig über diese Idee geäußert. Ich bin dankbar, dass ich auf Grund Ihres Eingreifens das Geld bekam, um die Renovierung hier vornehmen zu lassen. Ich nahm an, Sie wüssten, warum ich das Geld brauche. Ich glaube, ich habe das unmissverständlich zum Ausdruck gebracht.“
„Ich hatte gedacht, Sie hätten mir das nur in der Hitze des Gefechtes an den Kopf geworfen.“ Marcus lächelte Miss Dane an. „Schließlich hatten wir eine ziemlich heftige Diskussion über die Angelegenheit. Ich muss zugeben, dass ich Ihren Plan nicht ernst genommen habe.“
Erstaunt sah Antonia Lord Allington an. „Was glaubten Sie, wofür ich das Geld haben wollte, wenn nicht für die Renovierung dieses Hauses, damit ich es vermieten kann?“
„Nun, um einigermaßen komfortabel leben zu können, wie es sich für eine Dame schickt.“
„Sie haben den Bankier allein aus Sorge um mein Wohlergehen beeinflusst? Sie müssen sich gefragt haben, wie ich den Kredit zurückzuzahlen gedenke!“ rief Antonia erbost aus. Plötzlich hoffte sie indes, Seine Lordschaft möge sich in der Bank so benommen haben, weil er doch ein Faible für sie hatte und sie in seiner Nachbarschaft behalten wollte.
„Ich hoffe, dass ich stets das Wohlergehen anderer Menschen im Sinn habe“, erwiderte er trocken. „Aber es gibt eine viel wichtigere Erwägung. Für mich und unsere Nachbarn ist es von großer Bedeutung, dass ein so stattlicher Besitz wie Rye End Hall nicht verfällt. Das würde zu Verarmung führen, was wiederum Gesetzlosigkeit und Not mit sich bringt.“
„Wenn Sie derart selbstlose Beweggründe haben, Sir, dann erstaunt es mich, dass Sie neulich, als ich Sie fragte, warum Sie mir geholfen haben, den Kredit zu bekommen, nicht gewillt waren, sie mir zu erläutern!“ Wirklich! Kaum hatte Antonia festgestellt, dass sie Lord Allington zu mögen begann – sie konnte sich nicht dazu überwinden zu denken, sie liebe ihn –, äußerte er etwas Unerträgliches. „Es wird Sie freuen zu hören, dass ich hoffen darf, einen sehr respektablen Mieter für das Haus und das Gut zu bekommen“, fügte sie steif hinzu. Zwei rote Flecken brannten auf ihren Wangen.
„Ah! Ich hatte vorhin gleich den Eindruck, einen Angestellten vor mir zu haben!“ Marcus schien sich Miss Danes Unbehagen nicht bewusst zu sein. Antonia merkte, dass ihn allein Zufriedenheit darüber erfüllte, Mr. Jeremy Blake eingeordnet zu haben.
„Mr. Blake ist kein Angestellter, Sir! Er ist Anwalt und hat die besten Beziehungen!
Ich hoffe sehr, dass sein Klient Rye End Hall mieten wird.“
„Sie treten sehr stark für diesen Mann ein? Wie war doch sein Name? Black?“
„Blake. Meiner Ansicht nach ist
Weitere Kostenlose Bücher