_ebook - GER_ - Francesca Shaw - Allerliebste
er sich und brummte: „Ich bitte um Entschuldigung, Madam, aber das kann kein Mensch aushalten! Dieser Bastard da in Brightshill!“
„Mr. Johnson! Hüten Sie Ihre Zunge!“
„Er ist außer sich“, warf Jem hastig ein. „Es geht um seine anderen drei Söhne, Madam. Seine Lordschaft hat sie vor das Kriminalgericht gebracht, weil sie sich mit seinen Jagdhütern geprügelt haben. Und nun werden sie, so wahr ich hier stehe, nach Botany Bay transportiert, und das ist meilenweit weg, mindestens in Essex!“
„Und unser Sim siecht seit drei Monaten im Gefängnis von Hertford dahin“, äußerte der alte Mann stöhnend. „Und das haben wir alles der schrecklichen Unnachgiebigkeit Seiner Lordschaft zuzuschreiben. Jetzt hat er mir alle meine Söhne genommen. Ich werde verhungen, und ihre Familien sterben mit mir!“
„Niemand wird verhungern“, verkündete Antonia entschlossen. „Wie viele Kinder gibt es?“
„Bei der letzten Zählung waren es fünfzehn, Madam“, antwortete Mr. Johnson düster.
„Und ich könnte wetten, dass die junge Bethan guter Hoffnung ist.“
„Das ist eine von seinen Enkelinnen“, erklärte Jem hilfreich. „Ich vermute, der Vater des Kindes ist Peter Watkins aus Brightshill.“
„Nun, dann wird er sie heiraten müssen“, sagte Antonia entschlossen.
„Dazu wird seine Frau noch etwas zu sagen haben. Er ist nämlich verheiratet und hat schon sechs Kinder“, erwiderte Jem trocken.
Antonia konnte nicht begreifen, warum Marcus so hartherzig war, obwohl es nur um einige Fasane ging. Offensichtlich hatten die Männer sich zu Unrecht auf sein Land begeben. Sie wusste jedoch sehr gut, wie bedenkenlos Marcus' Wildhüter jemanden angriffen. Das beste Beispiel dafür war die Art, wie sie gepeinigt worden war!
„Diese elenden Jagdaufseher!“ rief sie aus. „Ich bin sicher, dass Ihre Söhne sich nur verteidigt haben. Ich werde unverzüglich mit Seiner Lordschaft reden. Jem, bring Mr.
Johnson nach Haus. Vorher gehst du noch mit Miss Donaldson in die Küche. Ich bin sicher, dass wir Lebensmittel haben, die du den Kindern mitnehmen kannst.“ Außer sich vor Zorn rannte Antonia ins Haus und rief nach der Zofe. Zweifellos waren unter ihren Pächtern die Angehörigen des Johnson-Clans ziemlich zwielichtige Leute.
So etwas wie sie gab es in jedem Dorf. Wenn sie jedoch nichts zu beißen hatten, würden sie bestimmt viel schneller ein Verbrechen begehen als mit gefülltem Magen.
Eine Stunde später forderte Antonia in Brightshill den Butler auf, sie Seiner Lordschaft zu melden.
Er bat sie in den Weißen Salon und verneigte sich, ehe er sich zurückzog. Auf dem Weg nach Brightshill war sie wütend zu der Erkenntnis gelangt, sie könne nicht nur gut auf die Verantwortung für drei Ehefrauen, fünfzehn Kinder und einen alten Mann verzichten, ganz zu schweigen von der für die unglückliche Bethan, sondern auch, dass allein Lord Allington für diese schreckliche Situation verantwortlich war.
Als er sich bei ihr einfand, hatte sie das Unbehagen, ihn wieder sehen zu müssen, schon vergessen. Seine Miene war fragend, doch in seinen Augen stand ein zärtlicher Ausdruck. „Antonia“, sagte er, bemerkte ihr Unheil verkündendes Gesicht und sprach nicht weiter. Irritiert zog er die Augenbrauen zusammen.
„Ich bin nicht Ihre Antonia!“ äußerte sie gereizt. „Ich bin hergekommen, um von Ihnen zu verlangen, dass Sie meine Männer sofort frei lassen.“
„Deine Männer?“
„Ja! Job, Boaz und Ezekiel Johnson. Sie haben sie ins Gefängnis bringen lassen. Ihre Familien sehen sich jetzt dem Hungertod ausgesetzt!“ Erstaunt schaute Marcus Antonia an. Erzürnt stampfte sie mit dem Fuß auf. „Hören Sie, Sir! Die Sache ist erst gestern passiert. Verurteilen Sie so viele Männer, dass Sie diese drei schon vergessen haben?“
„Bitte, nehmen Sie Platz, Miss Dane.“ Plötzlich hatte sie schwache Knie bekommen und setzte sich dankbar auf ein Sofa. Marcus zog einen Sessel heran und ließ sich darin nieder.
Ein Lakai brachte Erfrischungen und zog sich dann leise zurück.
Inzwischen hatte Antonia sich etwas beruhigt.
„Vielleicht erklären Sie mir jetzt bitte, Miss Dane, warum Sie so besorgt darüber sind, dass drei gewalttätige Schurken die Suppe auslöffeln sollen, die sie sich eingebrockt haben.“
„Nur weil sie einen Zusammenstoß mit Ihren Wildhütern hatten, die nur allzu bereit sind, Gewalt anzuwenden, sind sie noch lange keine gewalttätigen Verbrecher! Sie müssen ihre Familien
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