Echo der Vergangenheit (German Edition)
zitternden Händen nach einem Ordner. »MacIntyre hat zweimal in seinem Leben Brandwunden erlitten«, sagte sie leise und reichte Hyde die Akte. »Beim ersten Mal … «
»Als Kind«, vollendete Garrison den Satz. »Er war noch ein Kind, als das Haus abbrannte. Seine Mutter und sein Vater kamen bei dem Feuer ums Leben. Ich habe ihn nur mit Mühe da rausbekommen, und sein Arm war grauenhaft verbrannt.«
»Wie ist das Feuer ausgebrochen?«, fragte Monica. Luke stand hinter ihr, beobachtete und wartete.
Garrison sah sie ablehnend an. »Ein Unfall. Es war … «
»Sind Sie sicher?« Sie hatten es mit einem Serienbrandstifter zu tun, der das Feuer mehr liebte als das Leben. Wann war diese Sucht entstanden?
Garrisons Schultern sackten herab. »Nein. Er war ein kleiner Junge … er hatte seine Eltern verloren. Danach musste er bei einem Onkel leben, außerhalb von Charlottesville. Er war nur ein kleiner Junge.«
Doch Monica wusste, manche Killer waren bereits in der Kindheit zu Monstern gemacht worden.
Nur ein kleiner Junge. An diese Entschuldigung glaubte sie schon seit Jahren nicht mehr.
»Glauben Sie das wirklich?« Garrison musste sich an den Schreibtisch lehnen. »Seth kann manchmal eine ziemliche Nervensäge sein, aber ein Mörder?«
»Manchmal«, antwortete Luke, »erkennt man einen Killer erst, wenn es zu spät ist.«
»Er hat an meiner Seite gearbeitet, mitten im Feuer, und das seit Jahren.« Garrison konnte es nicht glauben.
»Bis ihn das Feuer erwischte«, flüsterte Samantha. »Etwa vor zwei Jahren.«
»Carter hat ihn herausgeholt.« Garrison fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Das war eine furchtbare Nacht. Ein Balken ist von der Decke gefallen, hat Seths Bein eingeklemmt und sein Knie zertrümmert. Carter musste ihn raustragen.« Garrison blinzelte. »Carter«, murmelte er. Langsam hob er den Blick und sah Monica an. »Wollen Sie behaupten, Seth habe Carter getötet?«
»Äh, Hyde … « Samanthas Stimme hielt Monica vom Antworten ab. »Wo ist Lora?«
***
»Sie kommt.«
Kenton öffnete mühsam die Augen. Krampfhaft versuchte er, die Dunkelheit zu durchdringen, um den Sprecher erkennen zu können.
Seth lächelte auf ihn herab.
Kenton machte einen Satz nach vorn, wurde aber sofort zurückgerissen. Er war mit Armen und Beinen an Bettpfosten festgebunden. Loras Bettpfosten.
Er ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. Loras Zimmer. In der Luft hing noch immer beißender Rauchgeruch.
»Ich nehme an, Sie waren schon mal hier«, brummte Seth.
»Verdammt, machen Sie mich los!«
Seths Lächeln wurde breiter. »Ich sagte Ihnen doch, Lora benutzt Sie nur.« Er beugte sich zu Kenton hinab.
Mach schon, Arschloch, komm noch ein bisschen näher , dachte der.
»Sie wollte an Carters Killer Rache nehmen … «
»An Ihnen!«
Seth sah ihn konsterniert an. »Na ja, schon.« Sein Lächeln kehrte zurück. »Sie würde alles tun, um ihre Rache zu kriegen. Ich nehme an, sie hat alles getan, nicht wahr?«
Jetzt war Seth nahe genug. Kenton rammte seinen Kopf in Seths Gesicht. Er erwischte seine Nase und hörte, wie der Knochen brach. Blut spritzte auf ihn herunter.
»Bastard!« Seth stolperte rückwärts und legte beide Hände schützend über seine Nase. »Schau mal, was du angerichtet hast!«
»Ich werde noch mehr anrichten.« Kenton riss an den Fesseln. Bettlaken . Seth hatte sie zerschnitten und ihn damit angebunden. Sein Kopf dröhnte, ihm war schlecht und …
Plötzlich traf etwas Nasses seinen Brustkasten. Nass, und dann dieser Geruch … Oh Gott.
Seth lächelte bereits wieder, trotz des Blutes, das ihm auf die Lippen tropfte. »Ich fand, das würde gut zu Ihnen passen. Sie sterben im selben Bett, in dem Sie gevögelt haben.« Er hielt den Kanister schräg und schüttete noch mehr Benzin über Kentons Körper und Gesicht.
Kenton versuchte verzweifelt, sich loszureißen, während die Flüssigkeit an seinen Seiten herablief und ins Bettlaken eindrang. Sein Herz raste. So viel Benzin!
»Sie kommt.« Seth ging im Zimmer hin und her, goss Benzin aus und zog gemächlich eine Lunte zur Tür. »Vielleicht wird sie Sie retten. Oder vielleicht wird sie einfach mit Ihnen verbrennen.« Er blieb stehen. »Wird Zeit, dass die Schlampe brennt«, flüsterte Seth.
Sie kam her. Kenton blieb fast das Herz stehen. »Lassen Sie die Finger von ihr!«
Doch Seth lachte nur. »Ich muss sie gar nicht anfassen.« Wieder strömte Benzin auf den Boden. Loras Fußboden. Das Haus, das sie liebte. »Das tun die Flammen
Weitere Kostenlose Bücher