Echo der Vergangenheit (German Edition)
ein bisschen Frieden. War das wirklich zu viel verlangt?
»Gute Arbeit, dass Sie die Tüte gefunden haben.« Hyde zog sein Sakko zurecht. Nicht, dass es nötig gewesen wäre. »Frank hatte recht. Sie haben ein Auge für Details.«
Er hatte mit Frank gesprochen?
Natürlich. Hyde kannte den Namen ihres letzten Liebhabers. Wahrscheinlich hätte er ihr auch sagen können, welche Zahnpastamarke sie benutzte.
»Ich stolpere nie blind in eine Situation hinein.« Hydes Blick durchbohrte sie. »Wenn Sie unser Kontakt hier sind, muss ich mich vergewissern, dass mit Ihnen alles in Ordnung ist, ehe wir Sie an Bord holen.«
Lora befeuchtete ihre Lippen. »Sie können mir vertrauen.«
Hyde lachte. »Nein, kann ich nicht. Aber Sie können uns dennoch nützlich sein.«
Ah, zumindest war auch er ehrlich.
Kenton trat zu ihnen. Er runzelte die Stirn. »Was ist so lustig?«
»Nicht das Geringste«, versicherte ihm Hyde.
Kenton kniff die Augen zusammen, doch dann fragte er: »Wann kommt Monica hier an?«
Hyde sah auf die Uhr. »Wahrscheinlich kurz nach Sonnenuntergang. Ramirez werde ich auch dazuholen. Ich will, dass sich ein starkes Team um diesen Fall kümmert.«
»Wir werden ihn kriegen.« Kenton klang überzeugt.
»Ich fliege heute Abend nach Colorado. Kim hat dort vier Gräber entdeckt.« Hyde holte tief Luft und ließ sie langsam wieder entweichen. »Jedes Mal, wenn ich mich umdrehe, ist wieder ein Neuer da … «
Jeden Tag jagten sie die Freaks. Tagein, tagaus beschäftigten sie sich mit dem Schlimmsten, was die Menschheit hervorgebracht hatte. »Gelingt es Ihnen auch mal, jemanden zu retten? Oder finden Sie immer nur … «
Was hatte er über diese Kim gesagt? Sie hatte vier Gräber gefunden. Finden Sie immer nur Leichen? , hatte sie eigentlich fragen wollen.
Bei den meisten Einsätzen rettete Lora Leben, und das gefiel ihr. Eine Familie in Sicherheit zu bringen – das war der beste Teil ihrer Arbeit.
Nicht das Adrenalin, auch wenn dieser Rausch einen fraglos fünfzehn Meter über dem Boden schweben lassen konnte. Aber es ging um mehr.
Jemanden retten – das gab einem etwas.
»Ich bringe Mörder ins Gefängnis, damit sie niemandem mehr etwas antun können«, entgegnete Hyde. »Das nenne ich Leben retten.«
Denn wenn er sie nicht aufhielt, würden sie einfach weitermorden.
Ihr Blick wanderte zu Kenton – was war mit ihm? Wie kam er damit klar, und warum machte er diesen Job?
»Rufen Sie mich an, wenn Sie etwas brauchen, Lake, und passen Sie auf sich auf. Ich will nicht, dass einem meiner Agenten was passiert. Nie wieder, klar?«
»Ja, Sir.«
Ein weiteres knappes Nicken, dann war Hyde fort. Mit hoch erhobenem Kopf und gestrafften Schultern schritt er davon.
Lora atmete tief durch. »Er kann einem ein bisschen Angst machen.« Als könne er einen fressen und wieder ausspucken.
»Ja.« Kentons Stimme klang leise. »Das kann er.«
Lora räusperte sich. »Was hat er damit gemeint, dass einem seiner Agenten etwas passiert ist?«
Kenton rieb sich das Kinn. »Hast du zufällig mal vom Watchman gehört?«
Das kam ihr bekannt vor. Es dauerte einen Augenblick, aber dann fiel es ihr wieder ein. »Warte mal, war das nicht der, der unten in Mississippi gemordet hat? Der Frauen gequält … «
»Er ließ ihre schlimmsten Ängste Wirklichkeit werden.« Kentons Stimme war noch immer leise.
An dem Fall hatte er gearbeitet? Dann kannte er die Monster wirklich aus eigener Anschauung.
Ob es in Kentons Leben auch Angenehmes gab? Oder drehte sich alles um Blut und Tod?
»Er hat eine FBI -Agentin entführt, die an dem Fall arbeitete und hätte sie fast umgebracht.«
Loras Herz raste. Davon hatte nichts in der Zeitung gestanden. »Meine Güte.«
»Wir haben sie befreit.« Grimmig jetzt. In seiner Stimme schwang nun auch Zorn mit. »Es war das erste Mal, dass ich an einem Fall arbeitete, der uns persönlich betraf. Der Täter wollte, dass es persönlich wurde. Das war Teil seines kranken Spiels.«
Sie schluckte und verlagerte das Gewicht auf die Fersen. Die Fäuste hatte sie geballt, um nicht der albernen Versuchung nachzugeben, ihn zu berühren. Seinen Arm zu streicheln oder ihn einfach … zu berühren. Denn da war Schmerz, und wenn es eins auf dieser Welt gab, was sie verstand, dann war das Schmerz. »Hat sie es gut überstanden?«
Er presste die Lippen aufeinander. »Wir konnten sie retten«, wiederholte er, was ihre Frage aber nicht beantwortete.
Scheiß drauf. Lora streckte die Hand aus und strich ihm über den
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